Sagen und Märchen als Kulturgut – Teil I

Kennt Ihr das noch?

..knusper knupser knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen

..rüttle mich, schüttle mich,. wir Äpfel sind schon lange reif.

..Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land.

..Esel reck dich, Esel streck dich.. oder Knüppel aus dem Sack

Sprüche aus den Märchen Hänsel und Gretel, Frau Holle, Schneewittchen und Tischlein Deck Dich.

 

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Bildquelle: http://www.goettin-holle.de

Märchen und Sagen haben im Volksglauben eine sehr lange Tradition. Im klassischen Griechenland kennen wir die Sagen der Götter und die Sagen der Helden, die im  Alten Rom adaptiert wurden. 

Die bekanntesten Helden sind Herakles, Ajax, Hektor und Achill, Prometheus, Jason, Helena, Paris und Ariadne, Theseus und Orest, Odysseus und Äneas. Die Götter sind bekannt, so Zeus/Jupiter, Aphrodite/Venus, Kronos/Saturn, Poseidon/Neptun, Athene/Minerva, Hera/Juno, Artemis/Diana, Eros/Amor  seien hier erwähnt. Die berühmtesten Dichter und Komponisten haben aus  diesem Stoff geschöpft und daraus Bühnenstücke und andere Werke wie Opern geschrieben. Das Goldene Vlies, Ariadne auf Naxos, Iphigenie auf Tauris, Jason und die Argonauten seien als Stichworte genannt.

Dazu gehören:  Euripides,  Wagner, Goethe, Vergil, Grillparzer, Händel, Gluck, Monteverdi, Haydn, Strauß und Offenbach. Der bekannteste Erzähler der Klassik ist Homer, es folgen Horaz und Ovid.

Beispiele: Das Goldene Vlies, Ariadne auf Naxo, Iphigenie auf Tauris, Jason und die Argonauten. Orpheus in der Unterwelt, Parsifal und  Lohengrin.

Die Entstehung von Städten und Kraftorten sind oft mit Sagen umwoben. Ein Beispiel ist die Sage über die Entstehung von Rom durch die Zwillinge Romulus und Remus, die ausgesetzt  und von einer Wölfin aufgezogen wurden.  Sie waren nach der Sage die Kinder des Kriegsgottes Mars und der Priesterin Rhea Silvia

Der Ring der Nibelungen ist aus meiner Sicht das bedeutendste Werk aus den letzten Jahrhunderten. Davor schrieb Dante Aligheri  in seinem Haupt-Werk Die Göttliche Komödie  über Götter und Helden, jedoch sind diese beiden Werke zu wichtig und umfangreich, um hier abgehandelt zu werden. Ich sehe in ihnen die verschlüsselte Beschreibung des Einweihungsweges in die Mysterien der jeweiligen Protagonisten. 

Wer kennt nicht die Sage von König Artus und seinem berühmten Schwert Excalibur? Diese finden wir auch in zahlreichen Verfilmungen.

Was bedeuten uns die Märchen, die heute immer mehr aus dem Kollektiven Bewusstsein verschwinden, seit es Fernseher und Internet gibt, seit Smartphone und Computer-Spiele Einzug in die Kinderstuben gehalten haben. 

Die letzten Generationen kannten sie alle noch, und alljährlich zu Weihnachten werden sie auch hochgehalten und immer wieder im TV ausgestrahlt; allerdings fast immer dieselben wie Aschenputtel. 

Jedoch haben die Gebrüder Grimm eine weitaus größere Sammlung von Märchen hinterlassen. Sie haben sich auch um die Deutsche Sprache verdient gemacht, was ich an anderer Stelle schon gewürdigt habe. 

https://marbec14.wordpress.com/2015/08/16/die-gebrueder-grimm-maerchenerzaehler-und-kulturschaffende/https://marbec14.wordpress.com/2015/08/17/ueber-deutsche-runen-wilhelm-carl-grimm/

 

Unsere Sprache wird immer mehr verhunzt, unsere Kultur soll vernichtet werden und total in Vergessenheit geraden, um anderen Kulturen zu weichen.

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Bildquelle:  https://www.planet-schule.de

Märchen vorlesen ist für Kinder ein kleines Fest. Ob abends vor dem Schlafengehen oder in einer Mußestunde, es war immer schön, die Familie und Freunde um sich zu haben und bot Gelegenheit zum anschließenden Plauderstündchen. Wo gibt es so etwas heute noch? 

Die Kinder werden vor den Fernseher gesetzt, je nach Alter bekommen sie das Handy in die Hand gedrückt,. und sie sind allein mit ihren Fragen. 

In Märchen werden uns Helden nahe gebracht, dir Gefahren überwunden müssen und schwere Prüfungen zu überstehen haben – und dadurch zu Mut und Tapferkeit gelangen – und mit ihnen zugleich den oder die Gegenspieler  als Bösewicht, Zauberer oder böse Hexe, an denen sich die Helden beweisen mussten. 

Mal war es eine Dornenhecke, ein anderes Mal ist Klugheit gefragt, oder der Held/die Heldin musste seine/ihre Tapferkeit unter Beweis stellen. Auch der Tod spielt eine große Rolle, und oft mussten die Helden mit Dämonen kämpfen. 

Beim König Drosselbart wurde ein stolze hochmütige Prinzessin gezähmt, das findet sich auch bei anderen Märchen wie Das singende, klingende Bäumchen. Hier ein Foto-Ausschnitt aus der DEFA-Verfilmung. 

 

Filmstill zu "Das singende, klingende Bäumchen"

Bildquelle: https://www.defa-stiftung.de

 

Der Räuberbräutigam

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Bildquelle: https://brueder-grimm.net

Zurück aber zur Bedeutung und Deutung der Märchen. Es besteht oft ein krasser und damit leicht zu unterscheidender Gegensatz zwischen Gut und Böse, ich denke, so wird es den Kindern leicht gemacht zu erkennen: Der oder das  Gute wird belohnt, der Böse wird bestraft. 

Die Heldinnen in Märchen sind oft zunächst hochmütige Prinzessinnen, die erst durch Leiderfahrung „gezähmt“ werden müssen. In sehr anschaulicher Weise wird uns das in der Geschichte vom König Drosselbart gezeigt. Im gleichnamigen DEFA-Film sehen wir Karin Ugowski ( Wege zum Glück) und Manfred Krug, der  hier mit seinem musikalischen Talent und seiner einzigartigen Stimme glänzen kann.  Für die Prinzessin Roswitha hat der Satz: „Hochmut kommt vor dem Fall“ eine besondere Bedeutung. Sie muss lernen, dass Brot und Luxus nicht mal eben so vom Himmel fallen; sie darf lernen, wie harte Arbeit schmeckt. Ein bezeichnender Satz lautet: Wenn du etwas haben willst, musst du es dir verdienen. 

 

 

König Drosselbart Film von 1965 ,

 

Bei Schneewittchen ist die Heldin das Opfer der Machenschaften ihrer Stiefmutter, die das schöne Mädchen verfolgt, weil sie neidisch auf ihre mädchenhafte Anmut ist, und die auch vor Mord nicht zurückschreckt. Deutlich zu sehen ist ihr Machtmissbrauch. Schneewittchens Lernaufgabe ist hier, nicht allzu gutmütig und gutgläubig zu sein. Die Zwerge sind ihre guten Geister und eilen stets schnell zur Hilfe.  Auch dieses Märchen wurde von der DEFA verfilmt.

 

Märchenfilm DDR 1961. Frei nach dem bekannten Märchen der Brüder Grimm.

Stiefmütter haben ihren festen  Platz in vielen Märchen, so natürlich auch bei Frau Holle und bei Aschenputtel, Cinderella in amerikanischen Verfilmungen. Diese Frauen bevorzugen ihre eigenen oft unnützen Töchter – und die nicht leiblichen müssen wahre Frondienste verrichten. 

So denke ich, dass Märchen nicht als bloße Unterhaltung dienen, sondern den Menschen, ob Erwachsene oder Kinder, etwas mit auf den Weg geben, was sich in das Unterbewusstsein eingräbt und über Jahrzehnte Spuren hinterlässt. 

Aber nicht nur die Brüder Grimm haben viele Märchen gesammelt und aufgeschrieben, die sie aus dem Volk direkt erzählt bekamen, sondern auch Wilhelm Hauff. 

Von ihm stammt zum Beispiel Der Kleine Muck, die Verfilmung der DEFA erfreute sich großer Beliebtheit.

 

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Bildquelle: https://www.amazon.de

Weitere Märchen von Hauff sind Kalif Storch, Zwerg Nase, die Geschichte vom Wirtshaus im Spessart, und das bekannteste dürfte dieses sein:

Das Kalte Herz. 

Hier geht es in krasser und anschaulicher Weise um Schuld, entstanden aus Minderwertigkeitsgefühlen und Armut, um Liebe und Reichtum, der Held, in dem Fall der Kohlen-Munk-Peter, der die schöne Lisbeth freien möchte – und um Sühne bzw. erlassene Schuld; alles soll vergessen sein, ist der Schlusssatz des DEFA-Filmes von Wolfgang Staudte. 

 

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Bildquelle: https://www.gratis-hoerspiele.de/

Hauff bemühte sich um eine Verknüpfung von europäischen und orientalischen Märchen und machte uns mit den Gepflogenheiten dieser uns unbekannten Welt bekannt.

Märchen haben auch eine große spirituelle Bedeutung, wenn man sie zu deuten vermag. Das kommt in besonderer Weise in der Psychologie und in der Theosophie zum Ausdruck. Hier finden wir auch die Erklärung der Symbole. Ein Beispiel für Symbolik: Im Märchen Schneewittchen spielen die Zwerge eine große Rolle. Die Zwerge symbolisieren zum einen das arbeitende Volk, sie fördern Erz und Gold aus dem harten Gestein, und zum anderen sind sie Elementarwesen oder Erdgeister, die Hüter der Berge oder Schatzhüter,  auch Kobolde oder Gnome genannt. In der Germanischen Mythologie ist der Alberich der König der Elfen und Zwerge, zum boshaften Gnom wird er dann Im Ring der Nibelungen. Auch bei Schneeweißchen und Rosenrot  und beim Singenden Klingenden Bäumchen finden wir den bösen Zauberer, der gegen die wahre Liebe nichts ausrichten kann.

Eugen Drewermann meint dazu:

 „Märchen schildern Schicksalsaugenblicke, in denen wir Menschen gezwungen werden, zwischen verschiedenen Einstellungen zum Leben zu wählen. Ob wir den Machthabern erlauben zu definieren, was Realität ist, oder ob wir uns selber mit unserer Wirklichkeit gegen die vermeintlichen Zwänge stellen – das entscheidet über Gelingen oder Misslingen des Lebens und davon sind die Märchen voll. Märchen beschwören also geradewegs, dass wir mit uns selbst einig sind, heil sind – im Wissen, dass alle Konflikte da draußen dann erst beginnen. “ Mehr dazu:  

https://www.swp.de/unterhaltung/kultur/nur-liebe-fuehrt-zum-glueck-eugen-drewermann-ueber-maerchen_-psychoanalyse-und-paedagogik-18314377.html

Märchen als Darstellung der Archetypen des Helden und des Bösewichtes im Kollektiven Unterbewusstsein spielt ein gewisse Rolle bei Carl Gustav Jung. Sie sind voller Symbolik, der ich mich an anderer Stelle zu einem späteren Zeitpunkt noch widmen werde. 

Märchen sind ein Ausdruck kollektiv-unbewusster psychischer Prozesse. Träume sind ein Ausdruck individuell-unbewusster psychischer Prozesse. Beide verwenden dieselbe Bildsprache des kollektiven Unbewussten.“ Quelle: http://maerchenquelle.ch/1851/uncategorized/2009/maerchen-und-traum/

Hier stelle ich ein Video-Hörbuch ein, das einige bekannte  Märchen zum Inhalt hat. 

 

Ein weiterer wichtiger Märchenerzähler ist der Däne Hans Christian Andersen. Seine Geschichten sind im deutschen Sprachraum so bekannt, als gehörten sie dazu. 
So Die Prinzessin auf der Erbse, Die Schneekönigin, Die wilden Schwäne, Des Kaisers neue Kleider, Das Feuerzeug, Arielle, die Meerjungfrau. und viele andere. Diese Märchen sind tatsächlich sehr lehrreich.

Märchen Teil 3 – Brüder Grimm / H. C. Andersen – gelesen von Hans Paetsch – mit Illustarationen

Hörbuch Deutsche Sagen:

Holy Klassiker 22 - Deutsche Sagen
Mein Wunsch wäre es, Kindern diese Märchen wieder näher zu bringen und sie nicht damit allein zu lassen. 
Der zweite Teil kommt demnächst.
Eure Rositha
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3 Kommentare zu “Sagen und Märchen als Kulturgut – Teil I

  1. Habe gestern begonnen, mir die Märchen anzusehen, die im Link enthalten sind. Das 1. war König Drosselbart, von dem ich keine Ahnung mehr hatte. Muß mir also wenig Eindruck gemacht haben, denn es kam während des ansehens auch keine Erinnerung hoch. Komisch, denn ich habe als Kind Grimms Märchen ‚verschlungen‘ und von Anfang bis Ende durchgelesen. Das 2. war Schneewittchen. Da hatte ich allerdings schon zwei weitere Versionen gesehen, diese jedoch nicht. Hat mir gut gefallen. Mal sehen, was ich mir heute zu Gemüte führe, denn der Link ist gespeichert, so daß ich immer Zugriff auf ihn habe, wenn mir gerade danach ist. So hin und wieder in eine Traumwelt abtauchen, tut der Seele in dieser sch*** Zeit sehr gut!
    Ich schicke den Link mal rum. Vielleicht finden sich noch weitere, die sich dafür begeistern.

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  2. Ja,. ich bin auch dafür, daß Märchen und Sagen wieder Eingang in den Kinderzimmern finden. Sie sind aber auch für Erwachsene, die sie den Kindern zur guten Nacht vorlesen. Egal, woher sie kamen, wir haben sie alle geliebt, mitgefiebert, mitgelitten und gefreut, wenn alles wieder ein gutes Ende fand.
    Danke für den schönen Bericht!

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  3. Pingback: Sagen und Märchen als Kulturgut – Teil I — Gegen den Strom | haluise

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