
(Parzival, Martin Wiegand, 1934)
Parzival, auch Perceval oder Parsifal genannt, war einer der bedeutendsten Ritter am Hof König Arthurs, nicht nur wegen seines ungewöhnlichen Werdegangs, sondern vor allem auch wegen seiner Rolle bei der Suche bei der Suche nach dem Heiligen Gral. Zahlreiche bedeutende Autoren des Mittelalters befassten sich mit diesem Thema, unter anderem Chrétien de Troyes („Perceval“, um 1150) und Wolfram von Eschenbach („Parzifal“, um 1200).
Parzival, von seiner Mutter in der Waldeinsamkeit aufgezogen, ist am Hofe Arthurs ein Außenseiter. Er kennt nicht die strikten Regeln, nach denen sich das Höfische Leben zu richten hat, weiß nichts vom Zusammenleben der Menschen und noch weniger von der Ritterlichkeit und ihren Idealen. Die ersten Ritter, denen er begegnet, hält er in seiner Torheit für Engel, lässt dann seine Mutter in der Einsamkeit zurück, um auch Ritter zu werden. Er trifft auf den Roten Ritter, erschlägt ihn ehrlos, nimmt ihm seine Rüstung, gelangt an den Königshof und dünkt sich einen Ritter. Langsam und schmerzhaft wird der Lernprozess sein, bis er sich dieses Ehrentitels zu Recht wird bedienen dürfen.
Wie die meisten anderen Artusritter auch, geht Parzival irgendwann auf die Suche nach dem Heiligen Gral. Nur die allerwenigsten gelangen auch nur in die Nähe, doch Parzival wird sogar in die Gralsburg eingeladen, wo er eine Prozession beobachten darf, in der verhüllte Jungfrauen einen lichtverschleierten, offensichtlich heiligen Gegenstand am kranken Gralskönig vorbeitragen. Doch wenn Parzival auch schon in vielen Dingen ein echter Ritter geworden ist, ihm fehlt der Edelmut und die geistige Reife, um die entscheidende mitleidige Frage zu stellen, und so wird er wieder aus der Burg ausgewiesen und der Fischerkönig bleibt unerlöst. Erst ein weiteres Umherirren durch die Welt wird Parzival würdig machen und sein zweiter Besuch auf Burg Carbonek erlöst Amfortas endlich und macht Parzival zum neuen Hüter der Gralsburg.
Soweit erzählt es die Legende. Doch was ist der Gral eigentlich, was bewirkt er, woher kommt er? Ähnlich wie nach der Gestalt des Königs Arthur oder Artus selbst, deren historisches Vorbild etwa im fünften Jahrhundert anzusiedeln ist, suchen Historiker auch heute noch, ähnlich wie damals die Ritter, nach dem Heiligen Gral. In der vorherrschenden, schon stark christianisierten Meinung, ist er das Gefäß, aus dem Jesus beim letzten Abendmahl trank und das bei seiner Kreuzigung dazu benutzt wurde, das Blut aus seiner Seite aufzufangen. Dieser Kelch wurde dann von Joseph von Arimathäa, der Jesus sein Grabmal überlassen hatte, später mit nach Britannien gebracht, wo sich die Spur verliert. War dies vielleicht der geheimnisumwobene Schatz des Templerordens? Keiner weiß es. Oder war es vielleicht doch nur ein Keltisches Element der Artussage, der geheimnisvolle Kessel der Wiedergeburt? Wie immer die Antwort lauten mag, die Geschichte um den Gral hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Genauso wenig wie die eines jungen Ritters, der erst zum wahren Menschsein finden musste, um zu etwas Höherem berufen werden zu können.
Parzivals Jugend und Auszug in die Welt

Sporen und Schwert werden als
Zeichen der Ritterschaft überreicht
(aus einer franz. Handschrift von 1463)
Als Parzival als Sohn von König Gahmuret von Anschouwe und dessen Gemahlin Herzeloide geboren wird, ist sein Vater schon tot, gefallen durch Verrat im Morgenland. Die verwitwete Königin kann die Ländereien nicht zusammenhalten und als sie die Kunde erreicht, man trachte ihrem Sohn nach dem Leben, beschließt sie, ihn in einer abgelegenen Einöde großzuziehen, damit er in Frieden und Sicherheit aufwachsen könne, fern der Welt voll Falschheit und Kampf. Nur der alte Knappe ihres Mannes und einige wenige Edelfrauen begleiten sie. Sie alle müssen ihr einen Eid ablegen: niemals soll ihr Sohn von Ritterschaft, Kampf und Abenteuer erfahren, auf dass er für immer bei ihr bleiben würde und nicht wie sein Vater zugrunde gehen.
Parzival wächst groß und stark heran, nach dem Willen seiner Mutter in völliger Unschuld und des Lebens außerhalb der kleinen Gemeinschaft nicht gewahr. Doch die Unschuld wird bedroht. Anhand von Jagdbeute lernt Parzival das Konzept des Todes kennen. Karrenspuren machen ihm deutlich, dass es irgendwo noch mehr geben muss als seine beschränkte kleine Welt. Von nun an ist er unruhig, doch fest entschlossen, seinem unbestimmten Freiheitsdrang zum Trotz, bei seiner Mutter zu bleiben.
Der Zufall macht seinen Entschluss zunichte, als ihm im Wald Ritter begegnen, die er in seiner Unwissenheit zunächst für Gott und seine Engel hält. Die Fremden erzählen ihm von König Artus, der ihm auch die Ritterschaft verleihen könne. Nichts hält ihn mehr: er muss fort! Die Königin lässt ihm zum Abschied ein Narrengewand machen, in der Hoffnung, er möge von allen ausgelacht werden und so bald zu ihr zurückkehren. Sie erzählt ihm nun auch von seiner Herkunft und gibt ihm die guten Ratschläge mit auf den Weg, ältere Männer zu ehren und edle Frauen mit einem Kuss zu begrüßen, auch solle er eventuelle Ringgaben dieser Frauen in hohen Ehren halten.
Solcherart gut gerüstet, reitet Parzival nun auf einem uralten Klepper in die Welt hinaus.
Das erste, was Parzival erblickt, als er aus dem Wald kommt, ist ein großes purpurfarbenes Zelt mit goldenen Borten und einem flatternden Wimpel an der Spitze. Hinter diesem steht noch ein kleineres aus Leinwand. Neugierig betritt Parzival das prächtige Zelt und erblickt dort schlafend eine wunderschöne Frau. Eingedenk der Ratschläge seiner Mutter küsst er sie wach, um sie um einen Ring zu bitten. Sie hält ihn für nicht ganz richtig im Kopf, ist aber so überrumpelt, dass sie ihn bewirtet und ihm widerstandslos einen Ring und eine Brosche überlässt. Daraufhin reitet Parzival weiter. Als der eifersüchtige Ehemann der Herzogin zurückkehrt, bemerkt er den Verlust sowohl seines Abendessens als auch des Schmucks und schwört blutige Rache, bis er diese erlangt haben wird, wird die Herzogin alles Schmucks, aller schönen Kleider und aller Privilegien ihres Standes beraubt. So hat Parzival in aller Unschuld ein großes Unrecht angerichtet und zieht nun unbekümmert weiter in die Welt hinaus.
Der Ritter Gurnemanz – Die Befreiung Konduiramur

(Illustration von Alan Lee, 1984)
„Und nun willst du also ein Ritter sein, Parzival. Aber unter dem roten Samtmantel und dem glänzenden Harnisch trägst du noch immer das Torenkleid und darunter bist du noch immer nichts anderes als ein großer törichter Knabe. Du weißt es nur nicht.“
Parzival reitet durch die Nacht, ohne Sinn und Ziel. Als es hell wird, merkt er, dass ihm überall mit Respekt Platz geschaffen wird; doch gilt dieser Respekt nicht ihm, sondern dem, der er in seiner Rüstung zu sein scheint.
Wiederum gegen Abend nun gelangt er zur Burg des Ritters Gurnemanz, der ihn – obwohl befremdet ob des Fremden in so bekannter Rüstung – gastfreundlich aufnimmt. Und als Parzival seine Geschichte erst erzählt hat, wird er nun wirklich von dem freundlichen alten Ritter aufgenommen, der ihm eine höfische Ausbildung angedeihen lässt. Drei ganze Jahre wird diese Lehrzeit dauern. Und viel weise Ratschläge bekommt Parzival mit auf den Weg: er soll immer das rechte Maß halten, kühn sein, aber nicht wagemutig, nie Schwächere angreifen und den Besiegten Gnade gewähren, ohne sie zu demütigen, nicht geizig sein, aber auch nicht verschwenderisch, zu geringeren Leuten soll er freundlich sein, sich nicht mit liederlichem Volk einlassen. Auch soll er niemals Neugier zeigen, wenn er etwas sieht, das er nicht begreift und keine Fragen stellen. Das gelte als unhöfisches Benehmen. Dann soll er selbstverständlich den Unterdrückten und Verfolgten stets beistehen und den Frauen dienen, die dessen würdig sind, doch niemals ihr Knecht werden.
Diese und andere gute Ratschläge erhält Parzival in seiner Lehrzeit. Doch etwas Entscheidendes fehlt bei diesen Lehren, und daraus wird noch viel Leid entstehen. Noch vieles hätte er zu lernen, doch weiß er es immer noch nicht.
So zieht Parzival also, in allen Ritterlichen Künsten und Tugenden wohl unterwiesen, in die Welt hinaus, Abenteuer zu bestehen. Er will Königin Konduiramur befreien, deren Stadt belagert wird von Klamide, dem Fürsten von Brandigan, welcher so ihre Einwilligung zur Hochzeit zu erzwingen hofft.
Bald erreicht Parzival auf seinem trefflichen Hengst die belagerte Stadt, allein, alles dünkt ihn seltsam friedlich für einen Krieg. Bald erfährt er auch den Grund: die Stadt soll nicht durch Kampf bezwungen, sondern ausgehungert und so die Königin zur Aufgabe gezwungen werden. Deshalb war unser Held auch nicht gehindert worden, sich der Stadt zu nähern; sollte er doch ruhig mit den Bewohnern dort verhungern!
Nun wird er also der Königin als ihr Kämpfer vorgestellt. Sie scheint ihm die schönste Frau zu sein, der er je begegnet ist, aber so traurig! Um so entschlossener zieht er in den Kampf. Zuerst besiegt er den Seneschall, der für seinen Herrn antritt; der muss sich ergeben und wird von Parzival zu König Artus geschickt, ihm von dem Sieg zu künden und der Hofdame Frau Cunnaware zu Diensten zu sein. Genauso ergeht es in der Folge den restlichen sechs Dienstmannen des Fürsten, der daraufhin am folgenden Tage nun selbst gegen Parzival antreten muss. Und auch ihm selbst ergeht es nicht besser: am folgenden Abend befindet er sich ebenfalls übel zugerichtet auf dem Weg zur Residenz König Artus` und in den Dienst an der Hofdame.
Die gerettete Königin Konduiramur aber ist Parzival so dankbar für ihre Rettung, dass sie ihn drei Monde später zum Manne nimmt.
Die Burg des Fischerkönigs

Der Antiochia-Kelch, 500 Jhd., wurde
von vielen als der Heilige Gral verehrt
Es verfließen aber die Monate der jungen Ehe und Parzival beginnt inmitten seines Glückes an seine Mutter zu denken, die noch immer in ihrer Waldeinsamkeit darbt. Nie wieder, seit er sie verlassen, hat er von ihr gehört, und so macht er sich denn auf, sie zu besuchen.
Da er vermeint, den Weg genau zu kennen, reitet er abseits der großen Straße, quer durch immer unwirtlicher werdendes Gelände, bis er endlich an ein Gewässer gelangt, in dem ein paar Männer – wohlhabende Ritter, will es ihm scheinen – recht lustlos ihre Netze zum fischen ausgeworfen haben. In einem der Boote sitzt ein kostbar gekleideter Ritter, doch scheint er krank; so bleich, so schwach, von so vielen Polstern gestützt sitzt er da.
Parzival grüßt, empfängt herzlichsten Gegengruß; fast scheint es, man habe ihn erwartet, so seltsam sehen ihn die Männer an; irgendetwas scheint an ihm, dass verborgene Hoffnungen belebt. Er wird ob dieser unerklärlichen Haltung ihm gegenüber unwirsch, will nur noch nach langem Ritt zu einer gastlichen Herberge gelangen, wird aufs allerdringlichste mehrmals auf die nahe stehende Burg verwiesen; der Pförtner werde ihn aufs herzlichste empfangen, wenn er angibt, vom Fischer geschickt zu sein … und so geschieht es auch. Was bleibt ihm eine andere Wahl: weit und breit ist keine andere Nächtigungsmöglichkeit, doch beschließt er bei sich, am anderen Morgen diesen seltsamen Ort schnellstens zu verlassen, der ihm allmählich so unheimlich erscheint. Ist er wirklich noch in seiner Welt, oder ist er an einen gänzlich anderen Ort gelangt, an dem ihm unbekannte Gesetze herrschen mögen…?
Er wird wie ein lang ersehnter Ehrengast behandelt, die Königin sendet ihm einen kostbaren Mantel als Geschenk, versehen mit dem gleichen Emblem, einer eingestickten silbernen Taube, das hier alle tragen, der König selbst, Amfortas, lässt ihn zum Abendessen bitten.
Parzival gelangt in einen reich und kostbar geschmückten Saal; und wahrhaftig: der Mann an der Stirnseite der Halle, der König, ist der Fischer, den er am Nachmittage getroffen! Er winkt Parzival zu sich, auf dem Weg durch die Halle verneigen sich alle Anwesenden tief vor ihm. Und wiederum ist Parzival verwirrt und verunsichert: was hat er getan, solche Ehren zu verdienen? Und auch der König grüßt ihn nun mit Freude und Ehrerbietigkeit…
Nun jedoch tritt jemand in den Saal, der so gar nicht in die allesbeherrschende Pracht zu passen scheint: ein Knappe ist es, der einen alten zerbeulten Harnisch trägt und in der Hand eine Lanze hält. Langsam schreitet er durch den Saal, gelangt zum Hochsitz des Königs; kurz zögert er vor Parzival, scheint auf etwas zu warten. Alle scheinen mit einem Male auf etwas zu warten. Parzival wirft einen Blick auf die Lanze: die Spitze ist gefärbt wie von getrocknetem Blut … aber was geht ihn das an?
Der Knappe schreitet vorbei.
Durch eine andere Tür tritt nun ein Zug junger Mädchen in den Saal, immer zwei nebeneinander im gleichen weißen Gewand, Blumenkränze im Haar. Die ersten tragen einen Tisch mit elfenbeinernen Füßen und einer geschliffenen Platte, den sie vor dem Könige hinstellen, die nächsten stellen goldene Leuchter mit brennenden Kerzen darauf, wieder andere kristallene Trinkgefäße, goldene Schüsseln und allerlei kostbares Tischgerät. Zuletzt folgt eine wunderschöne Jungfrau in grünem Samtgewand, mit einer Krone auf dem Haupt, die etwas in den Händen hält, das Parzival nicht genau erkennen kann. Es sieht aus wie eine große glänzende Schale, von der ein überwältigendes Leuchten ausgeht.
Jeder im Saal hat nun die wunderbarsten Speisen vor sich, bis auf den König, vor dem nur ein Stück Brot liegt. Und noch immer ist nichts von einer fröhlichen Stimmung zu verspüren.
Die Hohe Königin trägt wortlos mit ihrem Gefolge den Gral wieder fort. Und für einen Augenblick erhascht Parzival, als er ihr durch die sich schließende Tür nachblickt, einen Blick auf ein kleines Gemach, in dem auf einem Ruhebett ein Greis mit langem weißen Haar schläft.
Der Knappe im zerbeulten Harnisch bringt Parzival nun ein kostbares Schwert; dieses ist ein Geschenk von Amfortas. Er bedürfe dessen nicht mehr, da das Unheil über ihn gekommen sei.
Und auch dieses Geschenk nimmt Parzival fraglos hin, begibt sich dann zur Nachtruhe, aus der er am nächsten Morgen nach unruhigen Träumen erwacht und eine verlassene Burg vorfindet.
Nur fort von hier, fort von diesem unheimlichen, rätselhaften Ort so denkt er und flieht aus der Burg, so schnell ihn sein treues Ross trägt. Nur der alte Knappe zieht hinter ihm die Zugbrücke hoch und ruft ihm noch eine Verwünschung hinterher.
Sigune und Jeschute

vergoldeter Schwertknauf aus dem 8. Jhd.
Parzival reitet also von der Gralsburg fort, sich seines Fehlers nicht gewahr. Wohl grübelt er, was er denn wohl falsch gemacht habe; doch vermag er nicht einzusehen, dass es seine Aufgabe gewesen sei, eine einzige mitleidige Frage zu stellen.
So reitet er denn ziellos dahin.
Nach einiger Zeit gelangt er zu einer Lichtung, die bewohnt scheint; ein Eremit mag so leben. Doch es ist seine Cousine Sigune, die hier in der Waldeinsamkeit noch nach all der Zeit am einbalsamierten Körper ihres Ehemannes die Totenwache hält. Parzival fröstelt es.
Er erzählt ihr, wo er gewesen ist. Doch dann muss er auch sein Versagen beichten. Und nun, da er von seiner Cousine erfahren hat, dass es sich bei Amfortas um seinen Oheim handle, scheint dieses noch schwerer zu wiegen.
Trotzig reitet Parzival von dannen.
Auf seinem Weg begegnet ihm eine mehr als armselig gekleidete Frau, die auf einer elenden Mähre dahinreitet. Er erkennt sie erst auf den zweiten Blick; es ist Jeschute, die noch immer die Rache ihres eifersüchtigen Ehemannes zu erdulden hat. Und der lässt auch nicht lange auf sich warten, stürmt mit eingelegter Lanze auf Parzival los, dass dieser Mühe hat, sich noch zu verteidigen. Doch auch diesen Kampf gewinnt Parzival; danach ist die Zeit gekommen, dem Herzog zu berichten, was sich damals wirklich zugetragen hat. Und der Herzog, besiegt, muss nun zwei Aufgaben erfüllen: erstens, seine Gemahlin wieder in allen Ehren aufnehmen, was er auch gern tut, und zweitens, an den Hof König Artus reiten, um von seinem Bezwinger zu künden.
Und wieder reitet Parzival weiter. Diesmal in der Gewissheit, einen alten Fehler wenigstens zu einem Teil wieder gutgemacht zu haben.
Unterwegs, als er einmal rastet, begegnet er einem Falken, der sich ihm sonderbarerweise zugehörig zu fühlen scheint.
Die Hexe Kundrie

Gawains Abenteuer
Stickarbeit aus dem 14. Jhd.
Er gelangt an eine Lichtung, auf der ein Zeltlager aufgestellt ist. Doch ist es noch zu früh am Tag, niemand scheint wach. Im selben Moment stiebt vom Waldrand eine Schar Wildgänse auf, der Falke fährt mitten darunter, Blut verunziert den Schnee und Parzival – er scheint verzaubert, nimmt seine Umwelt nicht mehr wahr. Und das ist ein Fehler, denn das Lager vor ihm ist kein anderes als das des Königs Artus, der so viel schon von seinem Ruhm vernommen hat und ihm daraufhin entgegengezogen ist. Und als das Lager nun erwacht, erwachen auch die jungen Heißsporne, die darauf brennen, sich mit dem berühmten Kämpfer zu messen. Dreimal muss der in die Betrachtung des blutigen Mals versunkene Parzival einen Kampf bestehen, und dreimal rettet ihn nur sein vortrefflich ausgebildetes Pferd, dass ihn mit Ausweichbewegungen aus seiner Trance weckt und ihm erst Gelegenheit verschafft, sich zu wehren.
Zuletzt kommt dann Herr Gawain, um ihn zum König zu führen, bemerkt seine Bezauberung und macht dem ein Ende, indem er das Mal im Schnee mit dem Mantel verdeckt.
So ist Parzival denn am Ziel seiner Wünsche, denkt er. Ein Platz an König Artus Runder Tafel ist sein!
Doch seine Freude wird nicht lange währen. Sein Schicksal naht in der Gestalt von Kundrie, der Hexe. Sie verkündet Artus, Parzival sei eines Platzes an seiner Tafel nicht würdig. Und Gawain, dem neuen Freund Parzivals, offenbart sie, dass ein böser Zauberer seine Schwester entführt habe und diese auf seinem Zauberschloss gefangen halte.
So muss Gawain sich denn aufmachen, seine Schwester zu erlösen, und auch Parzival kann nicht an Artus Hof bleiben.
Gawain bittet ihn noch, mit ihm zusammen aufzubrechen, doch Parzival muss allein reisen. Er ist verzweifelt, hadert mit seinem Schicksal und mit Gott, denn er weiß, dass er nicht wieder froh sein wird, bis er den Gral ein zweites Mal gefunden hat. Erst muss er sich jedoch würdig erweisen; doch jeder scheint an ihm zu zweifeln.
So begleitet ihn auf seinem Weg nur das Versprechen des treuen Gawain, dass dieser ihn suchen und begleiten werde, sobald er seine Schwester erlöst habe.
Gawain zieht also ebenso wie Parzival auf eine Queste, besteht währenddessen so manches ritterliche Abenteuer, lauscht auch immer auf Kunde von seinem Freund Parzival. Oft hört er von ihm, doch niemals holt er ihn ein.
Die Rückkehr zur Gralsburg

Joseph von Arimathia hält eine Messe für die
ersten Gralsritter, flämische Illustr. von 1351
Monde vergehen, und endlich gelangt Parzival wieder zu Sigunes Klause. Nun ist Parzival also wieder ganz in der Nähe der Gralsburg, will sie auch endlich finden; seit Ewigkeiten, dünkt es ihn, reitet er immer in Kreisen um Monsalvat herum, ohne jemals einen Weg dorthin gefunden zu haben.
Auf seinem Weg begegnet ihm ein Ritter, unbewaffnet, augenscheinlich von Monsalvat, der ihn anspricht, verwundert, dass er am heutigen Tage Waffen trage.
Was für ein besonderer Tag soll denn dies nun sein? Und warum ist er unfähig, einfach dem Fremden zur Gralsburg zu folgen?
Eine Prozession frommer Männer kommt ihm entgegen. Endlich erfährt er, dass Karfreitag ist. Er folgt den Männern zur Einsiedelei des Trevrezent, erstaunt über sich selber, doch von einer inneren Macht gedrängt. Trevrezent nimmt sich Parzivals an; er sorgt gut für ihn, dann erzählt er ihm die Geschichte der Gralsburg und ihrer Herren.
Auch Parzival ist einer der Abkömmlinge der Herren der Gralsburg, wie er nun erkennen muss. Trevrezent ist sein Onkel, der Bruder seiner Mutter! Doch sie ist verstorben, an Herzeleid, als Parzival sie verließ, muss er nun erfahren. Eine Beichte, eine Lebensbeichte bricht aus ihm hervor; er, er allein ist Schuld am Tod der Mutter, er ist Schuld, dass der Gralskönig noch immer leiden muss, er hat so viele Dinge in seinem Leben falsch gemacht, wollte selbst von Gott nichts mehr wissen.
Als Ostern vorüber ist, nimmt Parzival Abschied von seinem Oheim. Mit dessen Segen und dessen Rüstung mit dem Emblem der Gralsritter nimmt er Abschied. Noch fühlt er sich nicht würdig, sie zu tragen.
Unterdessen hat Gawain unter vielen Mühen seine Schwester aus dem Schloss des bösen Zauberers befreien können und die schöne Herzogin Orgeluse kennen gelernt. Und wieder haben er und Parzival sich um Haaresbreite verpasst.
Gawain möchte nun die Herzogin heiraten, doch will sie nur zustimmen, wenn er zuvor eine ihm gestellte Aufgabe erfüllen kann. Um das zu erreichen, muss er am folgenden Tag einen Kampf bestehen; aber er weiß nicht, gegen wen er kämpft: es ist Parzival, der ihn aber gleichermaßen nicht erkennt. Doch schont er trotzdem den verwundeten Gawain; bis König Artus, der mittlerweile auch am Schauplatz eingetroffen ist, dazwischengeht. Und so wird nun auf dem Schloss der Herzogin zum großen Hochzeitsfest gerichtet.
Nur Parzival, schwermütig, sondert sich von der Masse der Feiernden ab, unternimmt einen Ritt. Unterwegs hat er eine Begegnung, ihm entgegen zieht sein legendärer Halbbruder Feirefiss, der Sohn seines Vaters mit einer Sarazenenfürstin; nicht von heller Haut und hellem Haar, auch nicht dunkel, sondern gefleckt. Er führt in an Artus Hof, ihn dessen Obhut anzuvertrauen. Dort angekommen, wartet Kundrie.
Doch diesmal bringt sie frohe Kunde: Parzival wird auf die Gralsburg berufen, die Zeit seiner Prüfungen ist vorüber!
Parzival scheidet also; sein Bruder will ihn begleiten, doch legt Parzival ihm erst nahe, den christlichen Glauben anzunehmen, da sonst auf der christlichen Gralsburg kein Platz für ihn sei.
Auf der Gralsburg angekommen, stellt Parzival endlich die alles erlösende Frage und zeigt Mitleid, woraufhin Amfortas endlich genesen kann. Parzival ist der neue Gralskönig.
Und nun trifft auch endlich seine so schmerzlich vermisste Gemahlin ein, die von Kundrie eilends herbeigeholt worden war. Mit sich führt sie ihren und Parzivals Sohn Lohengrin.
http://www.mythentor.de/kelten/parzival8.htm
Gefällt mir:
Like Wird geladen …