Roitzsch, Peter – Das Voynich-Manuskript Ein Rätsel der Vergangenheit

Das Voynich-Manuskript

1912 entdeckte der amerikanische Buchhändler und Antiquar Wilfrid Peter Roitzsch Voynich im Jesuiten-College in der Villa Mondragone in Frascate/Italien ein merkwürdiges, handgeschriebenes Buch mit mysteriösem Text und seltsamen Abbildungen aus dem Mittelalter.

Das Manuskript enthielt Schriftzeichen, die niemand einer existierenden Sprache zuordnen konnte, Abbildungen von exotisch aussehenden Pflanzen, die noch kein Mensch zuvor gesehen hatte, und badende Nymphen in röhrenartigen Systemen, deren Sinn niemand erklären konnte. Das Manuskript zeigte aber auch kosmologische und astrologische Skizzen und Diagramme, die weder mit dem mittelalterlichen noch mit dem heutigen Wissensstand in Einklang gebracht werden konnten. Es gab praktisch nichts an dem Manuskript, was nicht rätselhaft und mysteriös gewesen wäre.

Seit nunmehr 95 Jahren haben sich ganze Heerscharen von professionellen Kryptologen und Linguisten, Biologen und Herbalisten, Computerspezialisten und Systemanalytikern mit der Entschlüsselung und Deutung des Manuskripts befasst. Es gibt praktisch keine Berufsgruppe, aus denen keine Interessenten zum Voynich- Manuskript gestoßen wären. Bisher waren jedoch alle Bemühungen vergeblich. Allerdings wissen wir seit einer Radiocarbondatierung der Universität Arizona aus dem Jahr 2009, dass das Manuskript in den Jahren 1404-1438 entstanden sein muss. Sein Entstehungsort weist auf Oberitalien. Ein hoffnungsvoller Ansatz, der uns vielleicht ein Stück weiterbringen wird.

http://www.kopp-verlag.de/

Faksimiles des rätselhaften Voynich-Manuskripts werden herausgebracht

Siehe dazu auch:

Das seltsamste Buch der Welt:

https://marbec14.wordpress.com/kostbarkeiten-i-das-seltsamste-buch-der-welt-codex-seraphinianus/  und

https://marbec14.wordpress.com/2014/11/03/die-mysterioseste-handschrift-der-welt-das-voynich-manuskript/

24. August 2016 aikos2309

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Wertvoller Geheimcode, uraltes Rätsel, unschätzbares Wissen – oder doch nur ein Witz? Das mysteriöse Voynich-Manuskript zieht Wissenschafter und Glücksritter schon seit seiner Entdeckung im Jahr 1912 in den Bann.

Das Manuskript, bestehend aus 102 Blättern voller Abbildungen unbekannter Pflanzen, rätselhafter mechanischer Vorrichtungen und astronomischer Diagramme nebst merkwürdiger Frauenfiguren, konnte bis heute nicht entschlüsselt werden.

(Titelbild: Qualitätskontrolle im Verlagshaus Siloé. Hier werden Faksimiles des berühmt-berüchtigten Voynich-Manuskripts angefertigt)

Der umfangreiche Text ist in einer nicht bekannten Schrift und Sprache verfasst. Während Materialuntersuchungen darauf hinweisen, dass das Dokument authentisch ist und in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden sein muss, ist sein Inhalt nach wie vor vollkommen unbekannt. Es ist noch nicht einmal klar, ob es überhaupt über einen sinnvollen Inhalt verfügt.

Laut einem beiliegenden Dokument hatte Kaiser Rudolf II. das Manuskript jedenfalls einst für 600 Dukaten erworben. Benannt ist das Schriftstück nach Wilfrid Michael Voynich, der es 1912 im italienischen Frascati entdeckte. Heute befindet es sich im Besitz der Beinecke Bibliothek der Yale-Universität (Manuskript aus dem 14 Jhr. in der „British Library“: Meister Yoda, seid Ihr es wirklich? (Video)).

Stolzer Preis, limitierte Auflage

Nach jahrelangen Bemühungen erhielt nun ein kleiner spanischer Verlag die Erlaubnis, das berühmt-berüchtigte Dokument zu replizieren. Zwar hat die Yale University eine digitalisierte Version des Voynich-Manuskripts im Internet längst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht;

Ein Faksimile des Dokuments in den eigenen Händen zu halten, sei damit jedoch völlig unvergleichbar, argumentierte Juan Jose Garcia, Direktor des kleinen Verlages Siloé (Codex Seraphinianus – das seltsamste Buch der Welt (Videos)).

„Allein es zu berühren, ist ein unbeschreibliches Erlebnis“, so Garcia, „es ist ein Buch mit einer geheimnisvollen Aura“. Geplant ist die originalgetreue Anfertigung von insgesamt 898 Kopien, der stolze Preis beträgt rund 7000 Euro pro Ausgabe. Etwa 300 Exemplare seien bereits vorbestellt (Codex Gigas: Die Teufelsbibel (Video)).

Raymond Clemens, Kurator der Beinecke Bibliothek, sagte, man habe sich aufgrund der schieren Nachfrage für die Genehmigung entschieden. Das Interesse daran, das fragile Manuskript im Original zu inspizieren, sei enorm. „Nun können sich Bibliotheken und Museen weltweit eine Kopie anschaffen, und wir selbst können Faksimile zu Lehrzwecken außerhalb der Bibliothek verwenden.“

Und wer weiß, vielleicht gelingt ja dadurch eines Tages doch noch, das Rätsel zu lüften – oder einen Scherz zu entlarven.

Litertur:

Geschichte, Mythen, Katastrophen: Über Velikovsky hinaus von Heribert Illig

Verbotene Archäologie. Die verborgene Geschichte der menschlichen Rasse von Michael A Cremo

Texte, die es nicht geben dürfte: Mysteriöse Schriften und Botschaften aus aller Welt vonReinhard Habeck

Quellen: PublicDomain/de.sott.net am 22.08.2016

http://www.pravda-tv.com/

Codex Seraphinianus – das seltsamste Buch der Welt (Videos)

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Codex Seraphinianus – ein Buch für die “Informationsgesellschaft”.

Manche halten es für eines der seltsamsten Bücher, die jemals veröffentlicht wurden. Ein Kunstbuch wie kein Zweites. Eine einzigartige und aufwühlende surreale Parodie. Grotesk und wunderschön. Es ist wirklich schwer zu beschreiben. Codex Seraphinianus von dem italienischen Künstler Luigi Serafini ist ein Fenster in eine bizarre Fantasie-Welt inklusive eigenem nicht entzifferbaren Alphabet und zahllosen extrem unge-wöhnlichen Illustrationen.

Das Buch wurde erstmals in zwei Bänden von Franco Maria Ricci 1981 veröffentlicht. Die Bilder dieses AbeBooks-Artikels sind aus der amerikanischen Ausgabe, die 1983 bei Abbeville erschienen – 370 Seiten Verwirrung. Es gibt eine einbändige Ausgabe von 1993 und 2006 erschien eine überarbeitete italienische Ausgabe mit neuen Illustrationen. Die neueste Ausgabe erschien 2013 und wurde vom Autor neu gestaltet und mit neuen Illustrationen versehen.

Seraphinianus-Innenansicht

Literarische und künstlerische Paten des Buches sind einerseits Diderots Enzyklopädie, in der das Wissen des 18. Jahrhunderts zusammengefasst und geordnet vorgestellt und mit detaillierten Illustrationen veranschaulicht wird und ebenso die phantastische Bilderwelt eines Hieronymus Bosch und die von Borges zitierte – fingierte – Chinesische Enzyklopädie.

Der Original-Klappentext des Werkes entstand in den siebziger Jahren. Er spricht vom Codex Seraphinianus als ein Buch für die “Informationsgesellschaft”, in der das Kodieren und Dekodieren von Nachrichten aller Art, wie in der Genetik, Informatik oder Literatur-kritik immer wichtiger werde. Der Kodex repräsentiere die kreative Vision unserer Zeit.

Wenn Serafini bereits in den Siebzigern von der Informationsgesellschaft so sehr be-einflusst war, dass er dieses außergewöhnliche Buch schuf, was hätte er aus Internet und Blogs der heutigen Zeit gemacht? Man findet unzählige Webseiten und Blogs, die über die Bedeutung des Codex Seraphinianus nachgrübeln oder ihn einfach nur als wahres Original von Kunst, Fantasie oder Vorstellungskraft – nennen Sie es wie sie möchten – bewundern.

Der Umschlag allein ist es wert, ausgiebig betrachtet zu werden. Die Abbeville-Ausgabe von 1991 zeigt ein Paar beim Sex, deren Körper sich nach und nach in ein Krokodil ver-wandeln. Shakespeare hat Sex als “das Tier mit den zwei Rücken” beschrieben, aber Serafini setzt an anderer Stelle als der Dichter an.

Lama-Krokodil

Die Ausgabe von 1993 zeigt ein anderes Bild auf dem Cover – ein Mann mit sehr un-praktischem Haarschmuck reitet auf einem Lama, das ein eindrucksvolles Geweih trägt. Beide sehen in einen Spiegel an der Außenseite eines Steingebäudes, wo knallbuntes Essen angeboten wird. Beide Cover wirken seltsam, aber das Krokodil-Sex-Bild wirkt aufwühlender.

Die Enzyklopädie über eine fremde Welt, die ganz offensichtlich auf unsere verweist, be-schäftigt sich in jedem Kapitel mit Lebensbereichen dieses surrealen Raumes, also mit Flora, Fauna, Wissenschaft, Maschinen, Spielen und Architektur. Es ist schwierig alles zu erfassen und auf den Punkt zu bringen, denn niemand hat jemals den Inhalt der Seiten verstanden.

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Wir glauben Elemente unserer Welt zu erkennen, aber bei näherer Betrachtung kippen die Szenen ins Surreale – eingeklemmte Blumen, eine geschälte Banane mit eingebauten Pillen, ein merkwürdiges Auto bedeckt von Fliegen, Kleidung, die selbst in den 70ern schräg ausgesehen haben muss, ein Mann auf Rollschuhen mit einer Schreibfeder anstelle einer Hand – erstochen von einem Füller, und viele zweibeinige Figuren mit menschlichen Beinen unter allen Arten von Körpern aus Gegenständen.

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Codex Seraphinianus war im Jahr 2008 an achter Stelle des Justbooks-Report unter den meistgesuchten Science-Fiction-, Fantasy- und Horrorbüchern.

Künstler haben die Illustrationen studiert, Philosophen haben über die Botschaft des Buchs nachgedacht, Spezialisten für Kodierungen haben (erfolglos) versucht den Text zu entschlüsseln (mittlerweile sind immerhin die Zahlencodes geknackt), Science-Fiction and Fantasy-Fans haben das Werk begeistert angenommen, und Akademiker haben ver-sucht, es zu klassifizieren. Sammler wollen es einfach besitzen – einen unschätzbaren Gegenstand, der Gästen einen leichten Schauer über den Rücken jagt.

Das Buch behandelt, wenn man aus den Bildern folgert, in 11 Kapiteln vermutlich folgende Themen:

  1. Die Flora der unbekannten Welt, darunter migrierende Bäume oder solche, die in Form von Stühlen wachsen, Gebrauchsgegenstände ausbilden u.s.w.
  2. Die Fauna: Lebewesen, die denen auf unserer Erde ähneln, aus Haushaltsgeräten bestehen oder merkwürdige Mimikry betreiben.
  3. Andere zweibeinige Lebensformen und deren Lebensraum, davon einige mit vermutlich politischer Bedeutung und solche, die zu Raubkatzen mutieren.
  4. Merkwürdige Teilchen und Partikeln, vermutlich die Physik der phantastischen Welt.
  5. Bizarre Maschinen und Fahrzeuge
  6. Humanoide Lebewesen, deren Subspezies, Ethnien, und deren Verhalten, sogar mit Rädern statt Füßen und Untote.
  7. Wahrscheinlich eine Auflistung von historischen Persönlichkeiten und deren Lebensdaten, Skelette, ehemalige Potentaten sowie eine Darstellung von Kriegen und politischen Bräuchen.
  8. Hier wird die Schrift, die im ganzen Codex Anwendung findet, behandelt, vermutlich auch die Sprache, Aussprache und Grammatik.
  9. Speisen und deren Zubereitung, die kultische Verehrung von Kühlschränken, absonderliche Kleidungsstücke und vermutlich der Kontext, in welchem diese getragen werden.
  10. Spielkarten, Spiele, Sportarten und religiös anmutende Handlungen.
  11. Die Architektur der fremden Welt; es werden gewagte Gebäude gezeigt, die sogar zwischen zwei Abgründen hängen.

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Die Schrift und Sprache, in welcher der Codex verfasst ist, konnte bis heute nicht enträtselt werden. Die Schrift ähnelt einer Kursiven, sie scheint geschrieben in der Richtung von links nach rechts, in waagerechten Zeilen von oben nach unten, und sie hat Ober- und Unterlängen.

Das im Buch verwendete Zahlensystem konnte angeblich von Allan C. Wechsler und dem Bulgaren Iwan Derschanski, der sich mit Okkultem beschäftigt, geknackt werden. Es soll sich um ein Zahlensystem auf der Basis von 21 handeln.

In einem Gespräch der Oxford University Society of Bibliophiles vom 8. Mai. 2009 sagte Serafini, dass die Schrift des Codex “asemisch” sei, und dass seine Erfahrung beim Schreiben der beim „automatischen Schreiben“ gleiche, und dass er durch sein Alphabet erreichen wolle, dass der Leser dieselben Empfindungen erlebe wie Kinder, die vor Büchern sitzen, die sie noch nicht lesen können, von denen sie aber wissen, dass sie für Erwachsene Sinn haben.

Noch mehr Illustrationen gibt es hier

Videos

Quellen: PRAVDA TV/abebooks.de/Wikipedia/the-dimka.livejournal.com vom 15.10.2013

 

Weitere seltsame Bilder hier:

Bildergebnis für codex seraphinianus pdf

Bildergebnis für codex seraphinianus pdf

 

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Bilderquelle:

https://www.google.de/search?q=codex+seraphinianus+pdf&sa=X&espv=2&biw=1440&bih=775&tbm=isch&tbo=u&source=univ&ei=xFRbVdnlFoWssAGX84HQDQ&ved=0CCMQsAQ

Und noch mehr sehr schöne und seltsame Bilder:

page from codex seraphinianus

 

page from codex seraphinianus

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Quelle:

http://the-dimka.livejournal.com/6645.html

Voynich-Manuskript: Wo die Forschung ansetzen muss (Teil 3)

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Eine neue Forschungsarbeit zum Voynich-Manuskript hat einigen Wirbel ausgelöst. Mehrere Experten haben inzwischen Kritik daran veröffentlicht.

Eine der bekanntesten Hypothesen zum Voynich-Manuskript stammt vom britischen Linguisten Gordon Rugg. Wie Rugg 2004 einem Artikel in der Fachzeitschrift Cryptologia beschrieben hat, könnte der Voynich-Manuskript-Text mit folgender Methode entstanden sein: Man nehme einige Dutzend Buchstabenkombinationen oder Einzelbuchstaben (etwa QO, CHE, DY, QO, K, SHE, ODY, T, Y und einige weitere) als Bausteine und setze diese zu Fantasiewörtern und einem Fantasietext zusammen. Das Zusammensetzen erfolgt, indem man die Bausteine in eine Tabelle schreibt und in dieser mit Hilfe einer Schablone von einem Baustein zum anderen hüpft. Ein Fantasietext, der auf diese Weise entsteht, liest sich etwa wie folgt: QOTDY QOSHEY OCHEDY QOCHEDY QOKODY TY…

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Allerdings gibt es gegenüber Ruggs Hypothese einen offensichtlichen Einwand: Es liegen inzwischen etwa 20 statistische Untersuchungen vor, die belegen, dass der Text des Voynich-Manuskripts Ähnlichkeit mit natürlicher Sprache hat. Eine neue Untersuchung von Marcelo A. Montemurro und Damián H. Zanette deutet in die gleiche Richtung. Die Frage ist also: Kann man mit dem von Rugg vorgestellten (sehr einfachen) Verfahren wirklich Pseudotext generieren, der 20 typische Eigenschaften von natürlicher Sprache hat? Und das, ohne zu wissen, was man tut (der Urheber des Voynich-Manuskripts konnte vor 500 Jahren von Sprachstatistik noch keine große Ahnung haben)?

Auf den ersten Blick erscheint mir das ziemlich unwahrscheinlich. Doch Gordon Rugg, mit dem ich diese Woche schon ein paar E-Mails ausgetauscht habe, sieht das anders. Unter anderem schrieb er mir: “I think it’s perfectly possible for a text produced using the table and grille technique to have a lot in common with natural language.” In seinen Veröffentlichungen hat Rugg schon mehrere Parallelen zwischen natürlicher Sprache und einem nach seiner Methode generierten Text aufgezeigt. Allerdings hat er hierbei längst noch nicht alle statischen Eigenschaften des Voynich-Manuskript-Texts, die für natürliche Sprache sprechen, betrachtet.Hier und hier gibt es zwei Stellungnahmen Ruggs zur Arbeit von Montemurro und Zanette.

Inzwischen hat auch der Voynich-Manuskript-Experte Nick Pelling Kritik an der Arbeit von Montemurro und Zanette veröffentlicht. Er meint, dass die statistische Methode von Montemurro und Zanette gar nicht die Wörter mit dem höchsten Informationsgehalt identifiziert und daher die Schlussfolgerung der Autoren von vornherein falsch sein muss. Leider fehlt mir das lingustische Fachwissen, um das beurteilen zu können. Eine weitere Kritik gibt es von Stephen Chrisomalis. Er unterstützt die Meinung von Rugg, dass die Ergebnisse nicht zwingend für natürliche Sprache sprechen.

Letztendlich sind wir damit in der Diskussion wieder an einem Punkt angelangt, an dem schon viele Voynich-Diskussion stecken geblieben sind. Das Problem: Während wir die statistischen Eigenschaften des Texts inzwischen sehr gut kennen, steckt die Interpretation dieser Eigenschaften bisher noch in den Kinderschuhen. Es gibt einfach zu wenig Fachwissen darüber, wie Sprache, Textform, Kodierung und Verschlüsselung bestimmte Textsstatistiken beinflussen. Hier besteht noch großer Forschungsbedarf.

Einstweilen wissen wir deshalb noch nicht, ob das von Rugg vorgeschlagene Verfahren (vielleicht mit geringen Abwandlungen) Unsinnstext produzieren kann, der dem Voynich-Manuskript-Text so sehr ähnelt, dass wir die Hypothese als richtig betrachten können. Trotzdem (oder gerade deswegen) kann man natürlich nach wie vor daran zweifeln, dass dies möglich ist.

Vor Kurzem hat Gordon Rugg übrigens ein (wie ich finde sehr interessantes) Buch veröffentlicht. Es heißt „Blind Spot“. Das Voynich-Manuskript spielt darin nur eine Nebenrolle. Hauptsächlich  geht es um Psychologie. Die Aussage des Buchs kann man wie folgt zusammenfassen: Wenn es trotz großem Aufwand nicht gelingt, eine Frage zu beantworten, die eigentlich beantwortbar sein müsste, dann muss man überprüfen, ob die Frage überhaupt richtig gestellt ist. Als eine Anwendung dieses Prinzips stellt Rugg das Voynich-Manuskript vor. Seine These: Nachdem man es trotz größter Anstrengungen nicht geschafft hat, das Voynich-Manuskript zu entschüsseln, muss man sich fragen, ob es überhaupt entschlüsselbar ist. Nach Ruggs Meinung ist es das nicht. Stattdessen geht er davon aus, dass der Text mit der oben erwähnten Methode produziert wurde.

http://scienceblogs.de/klausis-krypto-kolumne/2013/06/27/voynich-manuskript-wo-die-forschung-ansetzen-muss-teil-3/

Voynich-Manuskript: Wo die Forschung ansetzen muss (Teil 2)

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Eine neue Forschungsarbeit zum Voynich-Manuskript hat einigen Medienwirbel ausgelöst. Was steckt dahinter?

Gestern berichtete Spiegel Online über das Voynich-Manuskript. Das ist schon für sich genommen etwas Besonderes, denn es ist der erste SpOn-Artikel zu diesem Thema seit sechs Jahren und erst der zweite überhaupt.  Anlass für den Artikel ist eine neue Forschungsarbeit zum Voynich-Manuskript, die bereits am Wochenende BBC Online zu  einem Bericht veranlasst hat. Sowohl die BBC als auch Spiegel Online haben mich zitiert, was mich natürlich freut.

In der neuen Forschungsarbeit geht es (wieder einmal) um eine statistische Untersuchung des Voynich-Manuskript-Texts. Derartige Arbeiten gibt es schon viele (etwa 25 sind mirtbekannt). Von Buchstabenhäufigkeiten über Worthäufigkeiten bis zu gemittelten Abständen gleicher Wörter gibt es kaum etwas, was man noch nicht unter die statistische Lupe genommen hätte. Vermutlich ist der Voynich-Manuskript-Text der am ausführlichsten statistisch untersuchte Text überhaupt.

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Die Autoren der Forschungsarbeit sind die Physiker Marcelo A. Montemurro und Damián H. Zanette. Beide sind zwar in der Voynich-Szene bisher nicht in Erschinung getreten, aber allem Anschein nach handelt es sich um angesehene und erfahrene Wissenschaftler. Im Rahmen ihrer Arbeit haben sie sich mit statistischen Eigenschaften von Wörtern im Voynich-Manuskript-Text beschäftigt. Ein Vorteil hierbei ist, dass man Wörter im Manuskript recht eindeutig identifizieren kann – bei einzelnen Buchstaben ist es dagegen oft schwierig, die Abgrenzung zu finden (was die eine Transkription als drei Buchstaben identifiziert, ist bei der anderen nur einer).

Eine wichtige Rolle spielt in der Forschungsarbeit die der Informationsgehalt (auch als Entropie bezeichnet) von Wörtern. Die beiden Wissenschaftler definieren ein statitisches Maß für den Wort-Informationsgehalt. Wörter, die in einem Textteil häufig und in den anderen selten auftauchen, haben demnach einen höheren Informationsgehalt als solche, die gleichmäßig verteilt sind. Im einem längeren Text in natürlicher Sprache sind einige Wörter mit relativ hohen Informationsgehalt zu erwarten, insbesondere wenn (wie im Voynich-Manuskript offensichtlich der Fall) unterschiedliche Themen behandelt werden.

Montemurro und Zanette interessieren sich vor allem für diejenigen Wörter im Voynich-Manuskript-Text, die den höchsten Informationsgehalt haben. Ihren Analysen zufolge haben diese eine Verteilung, wie sie in einem Text in natürlicher Sprache zu erwarten wären. Außerdem haben die beiden Forscher Korrelationen zwischen den Bildmotiven und den Worthäufigkeiten entdeckt. Und schließlich sind Korrelationen der Wörter untereinander feststellbar, was ebenfalls für einen Text in natürlicher Sprache spricht. Das Fazit der Autoren:  “Zusammen mit einigen bereits bekannten statistischen Besonderheiten des Voynich-Manuskripts sprechen diese Resultate dafür, dass eine echte Nachricht darin enthalten ist.”

Die Arbeit von Montemurro und Zanette ist mindestens die zwanzigste, die eine statistische Ähnlichkeit des Voynich-Manuskript-Texts mit natürlicher Sprache belegt. Ich würde sie insgesamt wie folgt einordnen: eine sehr interessante Arbeit, die aber wenig Neues bringt. Dies ist keine Kritik, denn die Bestätigung bestehender Erkenntnisse ist allemal wichtig.

Der Verdacht, dass im Voynich-Manuskript irgendeine Form von natürlicher Sprache steckt, erhärtet sich mit der Arbeit von Arbeit von Montemurro und Zanette weiter. Allerdings gibt es auch ein paar Resultate, die gegen natürliche Sprache sprechen. Bereits im ersten Teil dieses Beitrags habe ich daher meine Einschätzung wie folgt geäußert: Der Voynich-Manuskript-Text ist eine Mischung aus natürlicher Sprache und künstlichen Einflüssen. Da es bisher deutlich mehr statistische Argumente für eine natürliche Sprache als dagegen gibt, wäre es sicherlich interessant, die Kontra-Argumente noch einmal auf den Prüfstand zu nehmen.

Als die Arbeit von Montemurro und Zanette erschien, gab es schnell harsche Kritik. Diese kommt von dem Voynich-Manuskript-Experten Gordon Rugg. Da ich Rugg persönlich kenne und durchaus eine hohe Meinung von seiner Arbeit habe, war ich natürlich gespannt, was er an dem Forschungsaufsatz auszusetzen hatte. Ich las also seine Stellungnahme und tauschte ein paar Mails mit ihm aus. Im dritten Teil dieses Beitrags werde ich erzählen, was dabei herauskam.

http://scienceblogs.de/klausis-krypto-kolumne/2013/06/25/voynich-manuskript-wo-die-forschung-ansetzen-muss-teil-2/

Hier noch ein paar Abbildungen, die gibt´s sogar auf Wikipedia:

                    

link oben: Bildausschnitt von Seite 86v, der eine Burg mit Schwalbenschwanzzinnen zeigt.

Mitte: Abbildung aus der „kräuterkundlichen“ Sektion (f34r)

links unten: Abbildung aus der „anatomischen Sektion“ (f75r)

Voynich-Manuskript: Wo die Forschung ansetzen muss (Teil 1)

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Das Voynich-Manuskript (ein unlesbares Buch aus dem 15. Jahrhundert) ist das bekannteste ungelöste Kryptogramm der Welt. Auf eines kann man sich beim Voynich-Manuskript verlassen: Es gibt immer wieder neue Erkenntnisse, die mehr verwirren als zur Klärung beitragen. Genau das macht dieses Thema so faszinierend.

Das Voynich-Manuskript hat mir wieder einmal eine interessante Woche beschert. DieDreharbeiten für Galileo, bei denen das Manuskript eine wichtige Rolle spielte, waren dabei längst nicht alles. Ebenfalls bemerkenswert: Gestern hat das Nachrichtenportal der BBC einenArtikel über das Voynich-Manuskript veröffentlicht. Die BBC ist ja für Qualitätsjournalismus bekannt, und in diesem Fall wird der Sender seinem Ruf absolut gerecht. Für mich zählt dieser Artikel zum Besten, was es in den letzten Jahren in der Publikumspresse zum Voynich-Manuskript zu lesen gab (und es gab einiges zu lesen).

Allerdings bin ich bei meiner Einschätzung zugegebenermaßen etwas voreingenommen. Die Journalistin Melissa Hogenboom, die den Artikel geschrieben hat, hat mich beim Recherchieren kontaktiert und am Telefon befragt. Anscheinend haben ihr meine Antworten eingeleuchtet, denn sie finden sich fast alle im Artikel wieder. Außerdem werde ich ausführlich zitiert. So stelle ich mir guten Journalismus vor.

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Im Artikel kommen (erstmals in einer vergleichbaren Publikation) folgende Gesichtspunkte zur Sprache, die ich für besonders wichtig halte:

  • Es gibt etwa 25 statistische/linguistische Untersuchungen des Voynich-Manuskript-Texts.
  • Fast alle dieser Untersuchungen zeigen: Der Voynich-Manuskript-Text ähnelt natürlicher Sprache.
  • Es kristallisiert sich jedoch keine bestimmte Sprache heraus.
  • Es lassen sich keine Wörter identifizieren.
  • Es gibt ein paar wenige statistische/linguistische Untersuchungen, die Punkt 2 widersprechen. Sie besagen, dass der Voynich-Manuskript-Text keine natürliche Sprache sein kann.

Meiner Meinung nach lassen sich diese Ergebnisse nur wie folgt interpretieren: Der Voynich-Manuskript-Text muss eine Mischung aus natürlicher Sprache und künstlichen Einflüssen sein. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten (die Auswahl ist nicht vollständig):

  • Ein gewöhnlicher Text wurde mit einem unkonventionellen Verschlüsselungs- oder Kodierverfahren bearbeitet. Es muss aber schon ein unkonventionelles Verfahren gewesen sein, denn eine bekannte Methode hätte man wohl inzwischen identifiziert.
  • Es liegt eine Kunstsprache vor, die natürliche Sprache als Basis verwendet.
  • Einzelne Wörter oder Silben aus natürlicher Sprache wurden auf künstliche Weise zu einem Text zusammengefügt. Der Linguist Jürgen Hermes hat eine Hypothese entwickelt, nach der die Wörter des Manuskripts jeweils für einen Buchstaben stehen und zusammen eine Nachricht ergeben. Diese Form des Verschlüsselns bzw. Versteckens von Text war in der Renaissance-Zeit durchaus bekannt.
  • Es handelt sich um den Aufschrieb eines psychisch gestörten Menschen, eines Menschen in Trance oder sonst eines Menschen, der Fragmente natürlicher Sprache sinnlos zusammenwürfelt. Vielleicht war es sogar ein Analphabet, der das Schreiben nur immitierte.

Meiner Meinung nach muss es ein wichtiges Ziel der Voynich-Manuskipt-Forschung sein, die diversen Möglichkeiten zu identifizieren und zu untersuchen. Hierbei ergibt sich jedoch ein Problem, das ebenfalls im Artikel angesprochen wird: Während man die statistischen Eigenschaften des Voynich-Manuskript-Texts inzwischen gut kennt, gibt es noch viel zu wenige Erkenntnisse darüber, wie solche Texteigenschaften im Einzelfall entstehen. Mit anderen Worten: Wir brauchen Forschung, die untersucht, wie Sprachen, Verschlüsselungsverfahren und Textformen (z. B. Gedichte, Gebete oder zufällig aneinander gereihte Wörter) statistische Eigenschaften eines Texts beeinflussen. Vielleicht kann man dann irgendwann sagen: Die statistischen Eingenschaften des Voynich-Manuskript-Texts sprechen eindeutig für einen lateinischen Prosatext, der mit dem Verschlüsselungsverfahren X in der Variante Y bearbeitet wurde.

Anlass für den BBC-Artikel war übrigens eine neue Forschungsarbeit, die ihrerseits für Diskussionen gesorgt hat. Um dieses Thema geht es im zweiten Teil dieses Beitrags.

http://scienceblogs.de/klausis-krypto-kolumne/2013/06/23/voynich-manuskript-wo-die-forschung-ansetzen-muss-teil-1/