Trump kündigt TPP

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In einer seiner ersten Amtshandlungen hat der neue US-Präsident Donald Trump sein Wahlkampfversprechen aus dem Trans-Pazifischen Freihandelsabkommen (TPP) auszutreten, wahr gemacht und ein entsprechendes Dekret unterzeichnet. Trump möchte stattdessen bilaterale Handelsabkommen abschließen und das nordamerikanische Abkommen NAFTA mit Mexiko und Kanada neu verhandeln. Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto wird dazu bereits am 31. Januar in Washington erwartet. Trump macht Freihandelsabkommen für Jobverluste in den USA verantwortlich. Mit Steuervergünstigungen und höheren Einfuhrzöllen sollen Firmen dazu bewegt werden im Land zu bleiben.…

Wie es mit TPP weiter geht, ist vorerst unklar. Bereits die Ankündigung im US-Wahlkampf bei einem Sieg Trumps auszutreten, sorgte in Asien für Irritationen. Das geplante Abkommen ist bisher noch nicht in Kraft getreten. Regierungsvertreter mehrerer Teilnehmerstaaten wollen das Handelsabkommen trotzdem noch retten.

So kündigten etwa der australische Handelsminister Steve Ciobo und sein neuseeländischer Kollege Todd McClay Gespräche mit anderen Teilnehmerstaaten über eine weitere Umsetzung von TPP an. Auch Japan ist bemüht, die aufgekündigte Vereinbarung noch zustande zu bringen. Die Regierung in Tokio hofft, wie auch Australiens konservativer Präsident Malcolm Turnbull, Trump doch noch zum Umdenken bewegen zu können. Es gäbe auch die Möglichkeit ohne die USA weiterzumachen, so Turnball.

Skeptischer ist man dagegen in Singapur. Aus dem Handelsministerium heißt es, dass das Abkommen ohne die USA nicht wie ausgehandelt in Kraft treten könne. Freude über Trumps Rückzieher gibt es in China. So war Barack Obama der Ansicht, dass andere Länder nach den Regeln spielen sollten, die Amerika und ihre Partner mit TPP festlegen, anstatt umgekehrt. Die Volksrepublik forciert nun ein eigenes Abkommen in der Region.

Kritiker halten TPP für ein Diktat zum Schutz von Unternehmensinteressen, bemängeln Intransparenz und befürchten eine Schwächung der Demokratie. Bei TPP sollen Staaten vor Schiedsgerichten verklagt werden können. Die Rechte von Arbeitern und Indigenen sowie der Umweltschutz würden weiter geschwächt. In Lateinamerika gab es in letzter Zeit vermehrt Proteste gegen das Abkommen.

In Chile hatte sich etwa eine Anti-TPP-Plattform gegründet, die fünfzig Organisationen vereint. Der Andenstaat hat bereist Handelsabkommen mit allen elf teilnehmenden Ländern abgeschlossen. Sollte das Abkommen tatsächlich nicht zustande kommen, so hätten sich die Bedenken, dass TPP nur den USA nutzen würde vorerst erledigt.

Die bisher größte Freihandelszone der Welt sollte die Länder Kanada, Mexiko, Peru, Chile, Australien, Neuseeland, Japan, Malaysia, Vietnam, Singapur und Brunei unter Führung der USA umfassen. Alle Staaten, auch die USA, haben das Abkommen unterzeichnet, ratifiziert wurde es bisher allerdings nur von Japan

Vorgeschmack auf TTIP: Vattenfall verklagt Deutschland in den USA nach Atomausstieg auf 5 Mrd. Euro

11.10.2016 • 12:36 Uhr   https://deutsch.rt.com

Vattenfall-Logo am Hauptsitz in Stockholm

Vattenfall-Logo am Hauptsitz in Stockholm
Der schwedische Energiekonzern Vattenfall verklagt Deutschland aufgrund des vorzeitigen Automausstiegs und der Verluste, die die Firma in Deutschland durch die frühzeitige Abschaltung seiner Kraftwerke zu erwarten hat vor einem Schiedsgericht in den USA.

Von Olga Banach

Nach dem Seebeben vor der japanischen Küste und der dadurch ausgelösten Atomkatastrophe im japanischen Fukushima 2011, die ganze Landstriche durch ausgetretene Radioaktivität verseuchte, beschloss die deutsche Regierung den Atomausstieg.

Die

Mit dieser augenscheinlichen Anlassgesetzgebung setzte das Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel sowohl den Atomkompromiss außer Kraft, den die Regierung des Amtsvorgängers Gerhard Schröder 2000 mit den Konzernen ausgehandelt hatte, als auch den Beschluss zur Laufzeitverlängerung, den Merkels Regierung selbst erst wenige Monate zuvor zu Gunsten der Versorger veranlasst hatte.

Eine Entscheidung, die ihr nun zum Verhängnis wird: Der schwedische Energieriese zerrt die Bundesregierung vor ein amerikanisches Schiedsgericht. Seine Begründung: Nachdem die Bundesregierung dem Konzern noch im Jahr zuvor eine langjährige Restlaufzeit zugesichert hatte, habe Vattenfall in die AKWs von Brunsbüttel und Krümmel im Vertrauen auf die Bestandskraft der Regelung sehr viel Geld investiert. Dadurch seien frustrierte Aufwendungen in Milliardenhöhe entstanden.

Wie kommt aber nun eine Klage eines schwedischen Unternehmens gegen den deutschen Staat in den USA zustande? Da es sich nicht um eine deutsche Firma handelt, die auf den innerstaatlichen Rechtsweg angewiesen wäre, darf Vattenfall Deutschland auch vor den Internationalen Schiedsgerichtshof in Washington, D.C. zerren. Die Bundesregierung sieht sich mit ihrer Entscheidung im Recht.

Die Klage in den USA ist ein Vorgeschmack darauf, was Regierungen in der nahen Zukunft zu erwarten hätten, sollte das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP Geltung erlangen. Denn TTIP sieht eine Anbindung von Klagen an den internationalen Schiedsgerichtshof (ICSID) vor.

Zahlreiche Verbände sehen in TTIP und CETA ein Trojanisches Pferd für Umwelt- und Verbraucherschutz.

Das seit 1966 bestehende Schiedsgericht soll eine unabhängige Plattform bieten, um internationale Investitionen abzusichern. Auf Grund dieser Regelung im TTIP könnten 75.000 multinationale Konzerne indirekt auf die Gesetzgebung anderer Länder einwirken und am Ende dem Steuerzahler in diesen Ländern tief in die Tasche greifen.

Befürworter dieser Regelung sehen darin einen wichtigen Schutz vor willkürlichen Verschlechterungen und gesetzgeberischen Schnellschüssen. Gesetze wie jenes zur Energiewende in Deutschland müssten, um Schadensersatzforderungen standhalten zu können, mit wesentlich längeren Übergangsfristen versehen werden. Kritiker meinen, der rechtliche Spielraum von Regierungen werde auf diesem Wege ausgehebelt. Somit spiele TTIP Konzernen Macht in die Hände, die es ihnen ermöglichen würde, Staaten in den Ruin zu treiben.

Die Gegner des TTIP in der EU werden unterdessen immer lauter und vor allem immer mehr. Eine Studie von Bertelsmann stellte fest, dass die Zustimmung zu dem Freihandelsabkommen innerhalb der deutschen Bevölkerung von noch 55 Prozent im Jahr 2014 auf mittlerweile nur noch 17 Prozent gefallen ist. In Angela Merkel hat TTIP eine mächtige Befürworterin. Ihr Ziel war es, das Abkommen noch unter Barack Obama zu verabschieden. Dazu wird es jedoch nun nicht mehr kommen.

Vattenfall macht indessen vor, wovon andere bis dato noch träumen. So könnten künftig auch US-Investoren bei drohender Verlustgefahr infolge gesetzgeberischer Schritte europäische Länder nach Washington zerren. Erst 2015 wurde am Beispiel Ecuador deutlich, wie ein Land durch Investorenklagen in den Ruin getrieben werden kann. In den Jahren zuvor musste das Land nicht weniger als 39 Schiedsgerichtsverfahren über sich ergehen lassen. So wurde unter anderem entschieden, dass Ecuador 1,1 Milliarden Dollar an die amerikanische Ölfirma Occidental Petroleum Corp. zu zahlen hat.

Schweden ist wiederum ein Land, welches für seine Liebe zur Natur bekannt ist. Aber gilt dies auch für Vattenfall? In Wedel schneit es gelegentlich. Die Partikel aber sind keine Freude für die Kinder, sie sind gesundheitsschädlich und entstammen dem 50 Jahre alten, von Vattenfall betriebenen Kohlekraftwerk.

Die Anwohner waren an die Asche schon gewöhnt. Neuerdings weisen die Flocken aber eine gelbliche und grünliche Färbung auf. Vattenfall hat zur Klärung oder Beseitigung der Ursache bisher wenig unternommen und entzieht sich der Verantwortung. Im Jahr 2017 soll es eine Verbesserung bei den Schornsteinen geben. Das zuständige Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) will unterdessen keine unabhängige Untersuchung einleiten. Der Verursacher sei eindeutig, daher bedürfe es keiner weiteren Nachforschung, heißt es aus der Behörde.

Ein Urteil im Rechtsstreit „Vattenfall gegen Bundesrepublik Deutschland“ ist frühestens im nächsten Jahr zu erwarten. Bis jetzt hat der Streit den Steuerzahler bereits über acht Millionen Euro gekostet. Die mündlichen Verhandlungen laufen noch bis zum 21. Oktober. Sie können größtenteils sogar live mitverfolgt werden. Die Chancen auf einen positiven Ausgang des Verfahrens für den Konzern stehen Experten zufolge gut.

Ohne TTIP alles Nazi: Wie Transatlantiker à la Joschka Fischer um das Abendland bangen

Ohne TTIP alles Nazi: Wie Transatlantiker à la Joschka Fischer um das Abendland bangen

Die Verhandlungen um den transatlantischen Freihandelsvertrag sind noch lange nicht beendet, wie manche Kritiker hoffen. Die transatlantische Mobilmachung läuft auf Hochtouren. Aber inzwischen gestalten sich die Verhandlungsbedingungen für die EU besser.

von Malte Daniljuk

Die Masche versuchten in letzter Zeit schon einige. Jetzt ruft auch Joschka Fischer den Untergang des Abendlandes aus. Den „Westen“, so der Ex-Politiker mit Wohnsitz irgendwo im Ausland, könnte es schon bald nicht mehr geben:

„Offensichtlich sind die Fundamente der westlichen Welt – Europa, Transatlantismus und Westbindung – ins Rutschen geraten.“

Von innen, so glaubt der ehemalige Außenminister, würde ein „in fast allen Mitgliedstaaten erstarkender Nationalismus“ das Abendland bedrohen. Und von außen? Natürlich die russische Großmachtpolitik und deren Alternativmodell einer Eurasischen Union. Ohne weiter auf lästige Details wie die Osterweiterung von EU und NATO einzugehen, sieht Fischer eine „Restauration russischer Vorherrschaft in Osteuropa“ drohen.

Sein flammender Appell für die „Westbindung Europas“ wird natürlich gewürzt mit allerhand Erinnerungen an die Zeit, als Amerika noch einfach gut sein konnte. Ein Ausgleich mit russischer Politik würde, so Fischers rhetorische Wendung, „quasi auf ein Jalta 2.0“ hinauslaufen. Im Klartext: Eine gemeinsame europäische Politik bedeutet die Spaltung Europas. Alles klar?

Aber selbst ein Joschka Fischer, der Krieg beginnt, um Krieg zu beenden (Jugoslawien), versteckt doch die relevante Message in seiner Madeleine Albright-Rhetorik:

„Der Anti-Amerikanismus würde noch mehr Auftrieb bekommen, bis weit in die Mitte der Gesellschaft hinein – der Transatlantismus würde einen schweren Schlag erleiden.“

Und wo wäre das am gefährlichsten? Natürlich in Deutschland, wo nach Fischers Ansicht immer der Nazi-Ungeist droht. Deshalb, so Fischer, sei die nächste Wahl eine Richtungsentscheidung zwischen Angela Merkel (… und Schwarz-Grün) oder Rot-Rot-Grün. Denn in diesem Fall müsste man auf eine Linkspartei vertrauen, in der „führende Figuren“ die Nähe zu Russland pflegen:

„Raus aus oder zumindest Lockerung der Westbindung“

Natürlich musste Joschka Fischer seinen apokalyptischen Meinungsbeitrag zu zwei Dritteln im Konjunktiv verfassen: würde, hätte, sei und käme. Aber das Szenario ist deutlich. Die Transatlantiker spüren Gegenwind. In Washington bekommen einige mit, dass ihre strategischen Projekte auf Widerstand stoßen.

Für Joschka Fischer mag es sich um ein einfaches Ticket handeln, mit dem die von ihm mitbegründete Partei zurück an die Regierungsmacht segeln kann: eine Kanzlerin Angela Merkel im Bündnis mit den Grünen. Aber für die transatlantischen Machtgruppen geht es um mehr. Ihre Vision einer Desintegration Europas, die wirtschaftliche und politische Kontrolle über Westeuropa, steht auf dem Spiel.

Das strategische Projekt für die Kontrolle im 21. Jahrhundert, die transatlantischen Freihandelsverträge CETA, TTIP und TISA, ist gefährdet. Bisher verhandelten die nordamerikanischen Partner solche Angelegenheiten hinter verschlossenen Türen mit der Europäischen Kommission. Neuerdings steigt jedoch der Druck, die nationalen Regierungen an den Entscheidungen zu beteiligen.

Deutschland und Frankreich versuchen die Vertragswerke als „gemischte Verträge“ einzustufen, die von den nationalen Parlamenten bestätigt werden müssen. Anfang Oktober wird die 15. Verhandlungsrunde für TTIP in New York stattfinden. Es wird die letzte Runde unter der Regierung von Barack Obama, der eigentlich versprochen hatte, den Vertrag bis Ende des Jahres fertig zu formulieren.

Das gilt bereits jetzt als ein unrealistisches Ziel. Zahlreiche Kapitel der Vereinbarung enthalten noch keine endgültige Formulierung. Während Washington weiter darauf beharrt, die Verhandlungen schnell abzuschließen, drücken viele EU-Vertreter auf die Bremse. Der österreichische Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und der französische Handelsminister Matthias Fekl haben sich sogar dafür ausgesprochen, die Verhandlungen komplett abzubrechen und irgendwann unter einem anderen Namen neu zu beginnen.

Greenpeace-Aktivisten demonstrieren gegen TTIP.

Gleichzeitig hat die EU mit Großbritannien den härtesten Befürworter eines Handelsabkommens mit den USA verloren. Der Austritt der Briten hat das Machtgleichgewicht innerhalb der Union verschoben: weg von den Wirtschaftsliberalen hin zu denjenigen, die größere Abschirmung und einen stärkeren Fokus auf den europäischen Markt unterstützen. Aus der Perpektive der USA macht der Brexit den europäischen Markt kleiner und damit wertloser – und die EU-Beamten zu schwierigeren Verhandlungspartnern.

Gerade die Vertreter der transnationalen Konzerne sehen mit Besorgnis, dass die einzigen in Europa populären EU-Entscheidungen neue Regulierungen gegen US-Konzerne wie Apple, Google und Facebook betreffen. Wegen dieser erfolgreichen Kartell- und Steuerentscheidungen, so ist aus Brüssel zu hören, fühlen sich auch zahlreiche Beamte bestärkt, bei den TTIP-Verhandlungen gegenüber den USA einen härteren Ton anzuschlagen.

Und was den Kumpanen von Joschka Fischer am meisten Sorgen bereitet: Die Länder mit der schärfsten TTIP-Kritik sind diejenigen mit dem größten Einfluss auf die EU-Institutionen. In Deutschland, wo beinahe die Hälfte des Inlandsproduktes und jeder vierte Arbeitsplatz vom Export abhängt, ist die Zustimmung zu TTIP laut Bertelsmann von 55 Prozent im Jahr 2014 auf aktuell nur noch 17 Prozent gefallen.

In Frankreich, wo eine gepflegte US-Kritik ohnehin zum Common-Sense der politischen Klasse gehört, erklärte Präsident François Hollande, dass in den Verhandlungen die europäischen Positionen „nicht respektiert“ werden. Er wies gleich darauf hin, dass Paris bereit sei, die TTIP-Verhandlungen komplett abzusagen. In Österreich wetteifern die Präsidentschaftskandidaten – der rechtspopulistische Norbert Hofer und der Grüne Alexander Van der Bellen – darum, wer der härteste Anti-TTIP-Kandidat ist.

Haben die TTIP-Gegner also fast gewonnen, wie es in der Öffentlichkeit manchmal heißt? Wohl kaum. Das Projekt befindet sich aber auf der Kippe. Aber alle Anti-TTIP-Aktivisten seien an das Schicksal der Proteste gegen den amerikanisch-asiatischen Freihandelsvertrag erinnert. Im vergangenen Sommer hieß es in der Weltpresse über Wochen hinweg: „TPP ist tot“. Als sich die Verhandlungspartner jedoch im Oktober 2015 trafen, unterzeichneten sie – völlig überraschend für die Kritiker – ein fertiges Vertragswerk.

Angela Merkel unterstützt das Projekt nach wie vor. Sie erhofft sich, dass die deutsche Handelsmacht gestärkt wird und ein transatlantisches Bündnis jenseits von Sicherheits- und Verteidigungspolitik geschaffen wird. Zusammen mit der Erweiterung der NATO und der EU würde ein neuer barrierefreier Markt die größte transatlantische Allianz schaffen. Westeuropa und die Vereinigten Staaten wären auf Jahrzehnte verbunden und könnten Länder wie China und Russland effektiver eindämmen.

Dass jedoch gerade in dieser Vision die Spaltung Europas besteht, ein Jalta 2.0 sozusagen, und Europa sich damit aller strategischer Vorteile beraubt, die seine Mittellage geographisch nun einmal bietet, dass ahnen vielleicht die Wirtschaftslenker, welche die russischen und chinesischen Investitionen in Europa verfolgen.

„Stop CETA & TTIP“-Demonstrationen am Samstag in sieben Städten: Programm und Hinweise

Morgen finden in sieben deutschen Städten Großdemonstrationen gegen die Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA und Kanada, CETA und TTIP, statt. Wir werden mit einem Liveticker dabei sein.
Demonstration gegen CETA und TTIP am 17. September in Deutschland. Foto: BRITTA PEDERSEN/Getty Images

Kurz vor der Entscheidung über CETA läuft die Mobilisierung für den bundesweiten Demonstrationstag „CETA und TTIP stoppen! Für einen gerechten Welthandel“ am 17. September auf Hochtouren.

„Es ist eine enorme Bewegung herangewachsen“, so der bundesweite Trägerkreis aus 30 Organisationen aus allen Bereichen der Zivilgesellschaft. „Die Menschen haben sich informiert. Jetzt ist der Zeitpunkt, um CETA zu stoppen. Dann ist auch TTIP vom Tisch.“

Die Sorge um Demokratie und Gemeinwohl durch eine Machtverschiebung zugunsten von Konzerninteressen werde in allen sieben Städten Zehntausende zum Protest auf die Straßen bringen. Die Vielfalt des Zusammenschlusses spiegele sich auch im Kundgebungsprogramm wider: Ihre Kritik an CETA und TTIP begründen auf den Bühnen Vertreter/innen aus Gewerkschaften, Kirchen, Wohlfahrts-, Sozial- und Umweltverbänden ebenso wie aus Organisationen für Kultur-, Bürgerrechts- und Entwicklungspolitik und aus Netzwerken für Globalisierungskritik und nachhaltige Landwirtschaft.

Alle sieben Demonstrationen haben um 12.00 ihren Auftakt. Da die Teilnehmenden gezählt und nicht geschätzt werden, ist um 15.00 mit der Veröffentlichung der Teilnehmerzahlen bundesweit zu rechnen.

Demos in: Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Leipzig, München

In Berlin startet die Demonstration nahe des Alexanderplatz (Karl-Marx-Allee, Bühnenprogramm ab 11.30). Mit Blick auf den Fernsehturm sprechen u.a. Andrea Kocsis, Stellvertretende Bundesvorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Christoph Bautz von campact und Thilo Bode von foodwatch. Internationale Perspektiven stärken Peter Scherrer von der European Union Trade Confederation, Jennifer Morgan von Greenpeace International und Marie-Noëlle Lienemann von der französischen Parti Socialiste. Beim Parteientalk diskutieren Simone Peter (Bündnis 90/Die Grünen), Dietmar Bartsch (DIE LINKE), Jan Stöß (SPD) und Gabi Gassner (CDA).

In Hamburg zum Rathausmarkt kommt die Milchbäuerin Anneli Wehling mit ihrem Trecker. Sie steht u.a. mit Claudine Nierth, Bundesvorstandssprecherin von Mehr Demokratie, der Hamburger DGB-Vorsitzenden Katja Karger, dem BUND-Handelsexperten Ernst-Christoph Stolper, die Vorsitzende der NaturFreunde Hamburg Helene Hohmeier und der Band Dubtari auf der Bühne.

In Köln zieht die Demonstration von der Deutzer Werft über die Deutzer Brücke und in Sichtweite des Doms vorbei. Auf der Bühne stehen u.a. der Kölner Kabarettist Didi Jünemann, DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell, der Präsident des Deutschen Kulturrates Prof. Christian Höppner und Frank Immendorf, Initiator von „ KMU gegen TTIP“.

In Frankfurt überquert der Demonstrationszug zweimal den Main. Auf dem Opernplatz werden der Kabarettist Urban Priol, ein Grußwort des Oberbürgermeisters Peter Feldmann sowie Reden u.a. von Alexis Passadakis vom globalisierungskritischen Netzwerk attac, Dr. Joachim Rock vom Paritätischen Gesamtverband und Dr. Werner Neumann vom BUND Hessen erwartet. Die transatlantische Perspektive des Protests bekräftigt Linda Silas von der Canadian Federation of Nurses Unions.

In Stuttgart warnt Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh im Namen von vier Kirchen vor CETA und TTIP. Mit Maude Barlow, The Council of Canadians, spricht eine prominente Kritikerin der Freihandelsabkommen aus Kanada, neben u.a. dem Brauer Gottfried Härle von KMU gegen TTIP, Martin Gross von ver.di Baden-Württemberg und Sarah Händel von Mehr Demokratie.

In Leipzig auf dem Leuschner Platz repräsentieren ein Treckerkorso und der Imkermeister Michael Grolm die Forderungen der bäuerlichen Landwirtschaft. Zudem spricht u.a. Sandro Witt für den DGB Hessen-Thüringen, Felix Ekardt für den BUND Sachsen, Christine Müller für den Kirchlichen Entwicklungsdienst (KED) und Tilmann Schwenke für die NaturFreunde Deutschlands.

In München stellt Roman Huber das erfolgreiche bayerische Volksbegehren gegen CETA vor. Ilana Solomon aus den USA, Handelsexpertin von der US-Umweltschutzorganisation Sierra Club, verbindet den Widerstand gegen Freihandelsabkommen in Europa mit dem in den USA. Zudem stehen hier Beiträge u.a. von Matthias Jena vom DGB Bayern, der Bergbäuerin Gertraud Gafuß und dem singenden „bayerischen Rebell“ Hans Söllner auf dem Programm.

Alle Informationen zu Routenführung und Bühnenprogramm auf den sieben Städterseiten unter: http://ttip-demo.de/bundesweiter-demo-tag/.

Wir werden morgen mit einem Liveticker dabei sein.

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„Massive Machtverschiebung zugunsten globaler Konzerne“: Österreichs Kanzler fordert Nachbesserungen bei CETA

„Diese Freihandelsabkommen bringen unter dem Deckmantel des Freihandels in Wahrheit eine massive Machtverschiebung zugunsten global agierender Konzerne“, sagt Österreichs Kanzler Kern.
Kein TTIP, kein CETA, Proteste in Hannover Foto: Sascha Schuermann/Getty Images

Österreichs Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) hat Nachbesserungen am bereits ausverhandelten Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada (CETA) gefordert. Es gebe bei CETA viele ähnliche Schwachpunkte wie bei TTIP, sagte Kern dem ORF.

„Diese Freihandelsabkommen bringen unter dem Deckmantel des Freihandels in Wahrheit eine massive Machtverschiebung zugunsten global agierender Konzerne und zulasten der demokratischen Mitbestimmung, der demokratischen Politik, das ist ein grundsätzlicher Webfehler“, so Kern. Österreichs Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hatte zuvor bereits für einen Verhandlungsstopp und kompletten Neustart nach der US-Präsidentschaftswahl bei TTIP gefordert.

Allerdings verteidigte Mitterlehner CETA im Gegensatz zu Kern als „an sich gutes“ Verhandlungsergebnis. (dts Nachrichtenagentur)

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Gegen Freihandelsabkommen: Mehr als 125 000 Bürger klagen in Karlsruhe gegen Ceta

Die Freihandelsabkommen TTIP und CETA mit den USA und Kanada stehen heftig in der Kritik. Gegner befürchten, dass mit den Abkommen Arbeitnehmerrechte und Arbeitsplätze gefährdet sind, die Standards bezüglich der Qualität von Lebensmitteln und des Verbraucherschutzes abgeschwächt werden und vieles mehr.
Demonstranten gegen TTIP und CETA beim Obama-Besuch in Hannover, 23. April. Foto: Sascha Schuermann/Getty Images
Ein Bündnis gegen das Freihandelsabkommen Ceta reicht heute eine Bürgerklage beim Bundesverfassungsgericht ein.

Mehr als 125 000 Menschen haben sich angeschlossen. Die gut 70 Kartons wurden nach Karlsruhe transportiert und sollen zusammen mit der Klageschrift dem Gericht übergeben werden. Hinter der Aktion stehen Foodwatch, Campact und der Verein Mehr Demokratie.

Es ist die fünfte Verfassungsbeschwerde, die sich gegen das kurz vor der Unterzeichnung stehende Abkommen der EU mit Kanada richtet.

Kritik an CETA und TTIP

Kritiker sagen, CETA und TTIP stärken die Macht multinationaler Unternehmen auf Kosten der Demokratie und des Gemeinwohls. Nachfolgend sind einige Punkte die, die „Stop-TTIP“ Initiative als Argumente gegen die Freihandelsabkommen auflistet:

Investoren werden Staaten verklagen können. Das sogenannte Investor-State-Dispute-Settlement (ISDS, Schiedsgerichtsverfahren zur Beilegung von Streitigkeiten zwischen Investoren und Staaten) – selbst in seiner neuen Verpackung als „Investment Court System“ (ICS, Investitionsgerichtshof) – gesteht ausländischen Investoren das Recht zu, europäische Staaten zu verklagen, wenn sie der Ansicht sind, dass Gesetze oder sonstige Maßnahmen der EU oder einer ihrer Mitgliedsstaten ihre Investitionen geschädigt und ihren erwarteten Gewinn geschmälert haben. Dies wird auch Gesetze und Maßnahmen beeinflussen, die im Sinne des Gemeinwohls erlassen wurden, z.B. zum Umweltschutz und Verbraucherschutz.

Unternehmen werden eingeladen, an neuen Gesetzen mitzuschreiben. Die sogenannte „Regulatorische Kooperation“ wird es den Vertretern großer Firmen und Bürokraten von beiden Seiten des Atlantiks erlauben, auf Gesetzentwürfe in Expertengruppen Einfluss zu nehmen, schon bevor diese in gewählten Parlamenten diskutiert wurden. Dies untergräbt die Demokratie!

Großunternehmen haben übermäßigen Einfluss auf die Geheimverhandlungen zu CETA und TTIP. Bei 92% aller Treffen, die die EU-Kommission mit Interessenvertretern im Vorfeld der TTIP-Verhandlungen durchführte, wurden lediglich Firmenvertreter gehört. Nur in sehr wenigen Fällen wurden Verbraucherschützer und Gewerkschaftsvertreter eingeladen, um ihre Standpunkte vorzutragen. Der Einfluss der Unternehmen setzt sich in den Verhandlungen fort: Selbst einige Formulierungen in durchgesickerten Entwurfstexten stammen unmittelbar von Firmenlobbyisten.

Die Verhandlungen werden im Geheimen geführt. Unsere Volksvertreter wissen wenig über deren Fortgang, und der Öffentlichkeit ist es nicht gestattet, irgendwelche Texte der offiziellen Abkommen vor Ende der Verhandlungen einzusehen. Parlamentariern ist es lediglich erlaubt, diese langen juristischen Texte (das CETA-Abkommen beispielsweise umfasst etwa 1500 Seiten) in speziellen Leseräumen ohne Expertenunterstützung zu lesen, und es ist ihnen untersagt, die Öffentlichkeit über das zu informieren, was sie gelesen haben. Sind die Verhandlungen dann abgeschlossen, bleibt ihnen lediglich, die Vereinbarungen zu akzeptieren oder abzulehnen, ohne die Möglichkeit, Änderungen einzufordern.

Die Standards bezüglich der Qualität von Lebensmitteln und des Verbraucherschutzes könnten abgeschwächt werden. Durch die Angleichung der Vorschriften, auf die TTIP hinzielt, sind die europäischen Standards gefährdet, denn US-Standards sind oft wesentlich niedriger. Zudem möchte die US-Seite, dass die EU ihren Ansatz bei der Risikobewertung anerkennt, welcher es erlauben würde, ein jegliches Produkt in den Verkehr zu bringen, bis der Staat den Beweis erbringen kann, dass es schädlich ist. Bislang müssen in Europa Firmen die Unschädlichkeit ihrer Produkte belegen, bevor sie diese auf den Markt bringen dürfen.

Arbeitnehmerrechte und Arbeitsplätze sind in Gefahr. Die USA weigern sich nach wie vor, elementare Arbeitnehmerrechte anzuerkennen (sie haben nur zwei der acht Kernarbeitsnormen der ILO ratifiziert), und die durch TTIP hervorgerufene „Abwärtsspirale“ könnte auch zu einer Gefahr für die Rechte von Beschäftigten in der EU werden. Zudem könnte eine Verschärfung der Konkurrenz von außerhalb zu massiven Arbeitsplatzverlusten führen. Einer Studie der Tufts University (USA) zufolge könnten 600.000 Arbeitsplätze durch TTIP verloren gehen.

Europäische Länder kämen unter Druck, Hochrisiko-Technologien wie Fracking oder Gentechnik zuzulassen. Als Bestandteil von TTIP und/oder CETA könnten Firmen das Recht bekommen, Regierungen vor Schiedsgerichten zu verklagen, falls diese Hochrisikotechnologien einschränken oder verbieten. Im Jahr 2013 reichte die Öl- und Gasfirma Lone PIne eine 250-Millionen-Dollar-Klage gegen Kanada ein, nachdem der Staat Quebec ein Memorandum zum Fracking erlassen hatte. TTIP und CETA werden den Weg für eine stetig zunehmende Zahl solcher Klagen ebnen.

CETA und TTIP werden bestehende Ungleichheiten weiter vergrößern. Die bereits jetzt Wohlhabenden werden am meisten von CETA und TTIP profitieren. Transnationale Großkonzerne werden noch mehr Vorteile gegenüber kleinen und mittleren Unternehmen und den Bürgern gewinnen. Die Wirtschaftskrise in der EU könnte sich noch verschärfen, da die wettbewerbsfähigsten Staaten vom potentiellen BIP-Wachstum mit Abstand am meisten profitieren werden. Länder in der Peripherie der EU, die bereits jetzt sehr abhängig von ausländischem Kapital sind, werden weiter gute Jobs verlieren und weniger von nachhaltigen Investments profitieren. Global gesehen wird die Ungleichheit zwischen entwickelten Ländern und des Ländern des globalen Südens weiter zunehmen, was durch verschiedene Studien belegt wurde, die dramatische BIP-Verluste und Jobverluste für Drittstaaten prognostiziert haben.

Liberalisierung und Privatisierung werden zu Einbahnstraßen. CETA und TTIP werden es schwieriger machen – und vielleicht sogar unmöglich – Versorgungsbetriebe, Krankenhäuser oder die Müllabfuhr wieder in öffentlichen Besitz zurückzuführen, nachdem sie einmal privatisiert wurden.

(dpa)

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Vorgeschmack auf TTIP: Mitarbeiter in US-Agrarindustrie müssen Windeln tragen

US-Agrarkonzerne: Wegen Fließbandarbeit und fehlenden Pausen herrscht Windelpflicht. Foto: Coop41 / Wikimedia (PD)

US-Agrarkonzerne: Wegen Fließbandarbeit und fehlenden Pausen herrscht Windelpflicht.
Foto: Coop41 / Wikimedia (PD)
18. Mai 2016 – 17:13
 Einen Vorgeschmack auf TTIP und Co. erhält man derzeit aus der US-Agrarindustrie. In der dortigen Geflügelindustrie ist das Arbeitsrecht so weit aufgeweicht, dass die Mitarbeiter nicht einmal eine kurze Toilettenpause machen dürfen. De facto herrscht für sie Windelpflicht bzw. absolutes Verbot des Toilettengangs, da die Vorarbeiter in einzelnen Verarbeitungsbetrieben die Belegschaft dermaßen unter Druck setzen, um die Fließbandarbeit in Gang zu halten und Akkordarbeit zu leisten.

Agrarindustrie verweist auf Einzelfälle 

Viele Mitarbeiter behelfen sich damit, dass sie nichts trinken bzw. ihren Toilettenbesuch einfach hinauszögern – Maßnahmen die in jedem Fall die Gesundheit nachhaltig schädigen. Gewerkschaftsvertreter sehen sich durch diese Vorkommnisse an Verhältnisse am Ende des 19. Jahrhunderts zurückversetzt.

Betroffen sollen Verarbeitungsbetriebe von so großen Agrarkonzernen wie Tyson Foods, Pilgrim’s Pride, Perdue Farms oder Sanderson Farms sein. Deren Interessenvertretungen National Chicken Council und die U.S. Poultry & Egg Association weisen die Anschuldigungen jedoch zurück, sehen in ihnen Einzelfälle und warnen vor Verallgemeinerungen.

Zuwanderer leichte Beute für Konzerne

Dass es bis heute zu keinem Arbeitskampf und einem landesweiten Aufstand gegen die angeprangerten Arbeitsverhältnisse gekommen ist, erklären die Gewerkschaftsvertreter so: Viele Mitarbeiter in der Geflügelindustrie kämen aus dem Bereich des neuen Proletariats, seien also Zuwanderer oder Mitglieder von ethnischen Minderheiten, die für die Großkonzerne leichte Beute wären.

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Internes Dokument: Bundesregierung arrangiert TTIP durch die Hintertür

CETA-Handelsabkommen kann Schiedsgerichte am Parlament vorbei einführen

Epoch Times, Freitag, 13. Mai 2016 08:52
Umstrittene Teile des TTIP-Abkommens will die Bundesregierung über das wenig beachtete Handelsabkommen mit Kanada (CETA) vorantreiben. Ein internes Dokument aus dem Wirtschaftsministerium, das Greenpeace vorliegt, zeigt: Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) macht Druck, damit der Rat der EU-Außen- und Handelsminister auf seiner Sitzung am heutigen Freitag in Brüssel die Umsetzung von CETA rasch vorantreibt.
Kein TTIP, kein CETA, Proteste in Hannover
Kein TTIP, kein CETA, Proteste in HannoverFoto: Sascha Schuermann/Getty Images

Umstrittene Teile des TTIP-Abkommens will die Bundesregierung über das wenig beachtete Handelsabkommen mit Kanada (CETA) vorantreiben. Ein internes Dokument aus dem Wirtschaftsministerium, das Greenpeace vorliegt, zeigt: Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) macht Druck, damit der Rat der EU-Außen- und Handelsminister auf seiner Sitzung am heutigen Freitag in Brüssel die Umsetzung von CETA rasch vorantreibt.

Teile des Handelsabkommens sollen von der EU ohne Zustimmung der nationalen Parlamente in Kraft gesetzt werden können. Dazu gehören auch viel kritisierte Schiedsgerichte. Über diesen Umweg könnten auch US-Firmen mit kanadischen Tochterunternehmen etwa gegen europäische Umweltgesetze klagen auch wenn TTIP scheitert. „Während der Widerstand gegen TTIP immer breiter wird, versucht die Bundesregierung Kernelemente des Abkommens über CETA durch die Hintertür einzuschmuggeln“, sagt Greenpeace-Sprecher Christoph Lieven. „Gabriel muss endlich dafür kämpfen, dass die Regeln für den künftigen Handel den Menschen dienen, nicht den Konzernen.“CETA ist fertig verhandelt. Auf dem Weg zur Verabschiedung durch den Rat der Minister, das Europäische Parlament und die nationalen Parlamente stellt die heutige Sitzung des Ministerrats wichtige Weichen. Das Gremium, in dem Gabriel die deutsche Position vertritt, kann eine vorläufige Anwendung des Abkommens beschließen. Offensichtlich treibt Gabriel den CETA-Prozess an, weil er einen Vorschlag für unabhängige Richter bei Schiedsgerichten durchgesetzt hat. Dies hält Gabriel für einen Erfolg. „CETA ist der gefährliche Bruder von TTIP. Das Abkommen würde eine Paralleljustiz für Unternehmen schaffen, die EU-Staaten auf Milliarden Schadensersatz verklagen können“, betont Lieven.

CETA würde europäische Schutzstandards gefährden

Die Greenpeace vorliegende interne Weisung des Wirtschafts-ministeriums stellt die Position der Bundesregierung dar, die die deutsche Delegation in Brüssel vertreten muss. Das Dokument zeigt, dass CETA auf Wunsch von Deutschland auf die Tagesordnung gesetzt wurde. Das Ministertreffen sei eine „hervorragende Möglichkeit“, das „große Interesse der EU an diesem wichtigen Abkommen zu betonen“. CETA stelle „eine Messlatte für weitere Abkommen dar“. Das Dokument online

CETA in seiner jetzigen Form würde den Schutz für Mensch und Umwelt in der EU erheblich schwächen. Eine Ende April von Greenpeace veröffentlichte Studie zu den Auswirkungen der geplanten Handelsabkommen am Beispiel von Gentechnik in der Landwirtschaft belegt:  Die bisherigen Schutzstandards bei der Risikoprüfung, derAnwendung des Vorsorgeprinzips, der Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel und beim Schutz gentechnikfreier Lebensmittelproduktion könnten weder aufrecht erhalten noch weiterentwickelt werden. Die Studie online

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CDU fordert Bestrafung von Greenpeace wegen TTIP-Enthüllung

(Admin: lmmer wieder entlarven sie sich selbst und zeigten, auf welcher Seite bzw. in wessen Diensten sie stehen. Die Entrechtung der eigenen Bevölkerung ist schon sehr weit fortgeschritten und die Schafe wollen immer noch nicht aufwachen. Was muß denn noch passieren?)

Die CDU will Greenpeace wegen des Leaks der geheimen TTIP-Papiere rechtlich belangen. Die Forderung entspricht einem aktuellen politischen Trend nach Bestrafung von Whistleblowern. In Luxemburg müssen sich drei Männer für die LuxLeaks verantworten, mit denen das Unwesen der Steuer-Oasen in Europa aufgedeckt wurde.

Greenpeace hat einen Auszug des geheimen TTIP-Verhandlungstextes auf den Reichstag projiziert. (Foto: dpa)

Greenpeace hat einen Auszug des geheimen TTIP-Verhandlungstextes auf den Reichstag projiziert. (Foto: dpa)
Nach der Veröffentlichung vertraulicher Unterlagen zum Freihandelsabkommen TTIP hat der CDU-Politiker Michael Fuchs rechtliche Konsequenzen für die Umweltorganisation Greenpeace gefordert. „Gegen Rechtsverstöße von Greenpeace bei der laufenden Aktion muss sich der Rechtsstaat mit allen Mitteln wehren“, sagte der Vizechef der Bundestags-Unionsfraktion der Bild-Zeitung.

Greenpeace hatte am Montag vor dem Brandenburger Tor einen Lese-Container mit bislang geheimen TTIP-Dokumenten aufgestellt. Die Aktion von Greenpeace zeige die „Verlogenheit der Empörungsdebatte zu TTIP“, kritisierte Fuchs. Die Umweltorganisation sei selbst „völlig intransparent“.

Enthüllungen von Greenpeace über TTIP Anfang dieser Woche hatten neue Zweifel an dem Vorhaben geschürt. Greenpeace stellte geheime Verhandlungsdokumente auch ins Internet und erklärte mit Verweis auf die Papiere, die USA wollten europäische Schutzstandards auflösen.

Die Forderung nach Bestrafung von Greenpeace entspricht einem allgemeinen politischen Trend: Unliebsame Informationen sollen auch geschützt bleiben, Whistleblowern drohen Strafen. So ist es auch bei den sogenannten LuxLeaks.

In Luxemburg stehen seit einigen Tagen drei Männer vor Gericht, die maßgeblich an den Enthüllungen des „LuxLeaks“-Skandals über dubiose Steuervergünstigungen beteiligt waren. Verantworten müssen sich zwei ehemalige Mitarbeiter der Unternehmensberatung PwC und ein französischer Journalist wegen des Diebstahls vertraulicher Dokumente. Im Falle einer Verurteilung drohen ihnen bis zu zehn Jahre Haft.

Der PwC-Angestellte Antoine Deltour soll die brisanten Dokumente aus seiner Firma entwendet haben, kurz bevor er diese 2010 verließ. Später soll er sie an den Journalisten Edouard Perrin weitergegeben haben, der als Erster im Mai 2012 im Fernsehsender France 2 über den Fall berichtet hatte. Perrin soll den PwC-Angestellten Raphaël Halet später dazu gebracht haben, ihm weiteres Material zu besorgen.

Die Berichte Perrins erregten 2012 nur begrenztes Aufsehen, erst die „LuxLeaks“-Enthüllungen des internationalen Recherchenetzwerks ICIJ zwei Jahre später sorgten europaweit für Wirbel. Das Recherchenetzwerk hatte Ende 2014 aufgedeckt, dass rund 340 Unternehmen mit Luxemburg für sie teils extrem vorteilhafte Steuerabsprachen getroffen hatten.

Diese erlaubten ihnen, ihre Steuern in dem Großherzogtum auf teils ein Prozent zu drücken und damit in anderen Ländern Steuern in Millionenhöhe zu sparen. Zu den Konzernen gehörten Apple, Ikea und Pepsi. Infolge der Enthüllungen leitete die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager Prüfverfahren zum Steuergebaren mehrerer Firmen ein. Sie soll als Zeugin in dem Prozess aussagen.

Die Vorwürfe gegen die drei angeklagten Franzosen reichen von Diebstahl und Verletzung von Geschäftsgeheimnissen bis zur Verletzung des Berufsgeheimnisses. Der 31-jährige Hauptangeklagte Deltour sagte am Dienstag vor dem Gericht in Luxemburg, er „erkenne die Substanz“ der Tatsachen an. Seine beiden Mitangeklagten Halet und Perrin stritten die Vorwürfe dagegen ab.

Deltour wurde vor dem Gericht von dutzenden Unterstützern empfangen, die applaudierten und „Danke Antoine“ riefen. Sein 40-jähriger Mitangeklagter Halet sagte der Nachrichtenagentur AFP vor Beginn des Prozesses, der bis zum 4. Mai laufen dürfte: „Ich bin sehr ruhig, ich habe im Interesse der Allgemeinheit gehandelt.“

Durch die „LuxLeaks“-Affäre war auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker unter Druck geraten, der in seiner fast zwei Jahrzehnte währenden Amtszeit als Regierungschef und Finanzminister des Großherzogtums maßgeblich für die durch die Enthüllungen ans Licht geratenen Steuernachlässe für internationale Großunternehmen mitverantwortlich war.

Die Hilfsorganisation Oxfam erklärte zum Prozessauftakt, die Angeklagten sollten „gefeiert, nicht verfolgt“ werden. Der Grünen-Politiker Sven Giegold sagte dem Bayerischen Rundfunk, die drei Franzosen „verdienen keine Anklage, sondern einen Orden“. „Durch diese Information ist der größte Steuerskandal in der Geschichte der Europäischen Union öffentlich geworden“, sagte Giegold.

Das internationale Recherchenetzwerk ICIJ sorgte unlängst mit der Veröffentlichung der „Panama Papers“ über dubiose Briefkastenfirmen erneut weltweit für Aufsehen.

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USA planen mit TTIP Frontal-Angriff auf Gerichte in Europa

Das Drängen der Amerikaner auf den TTIP-Abschluss hat handfeste Gründe: US-Banken fürchten, von europäischen Gerichten wegen der Schulden-Krise belangt zu werden. Sie haben vielen europäischen Kommunen und Unternehmen dubiose Spekulationsgeschäfte angedreht. Nun klagen viele Europäer – und die Amerikaner setzen zum Frontalangriff auf das europäische Rechtssystem an. In Italien hat der amerikanische Botschafter – wohl unabsichtlich – die Katze aus dem Sack gelassen.

US-Präsident Obama und Bundeskanzlerin Merkel auf Schloss Herrenhausen bei Hannover, April 2016. (Foto: Kay Nietfeld/dpa)

US-Präsident Obama und Bundeskanzlerin Merkel auf Schloss Herrenhausen bei Hannover, April 2016. (Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Viele Beobachter fragen sich in Europa, warum die US-Verhandler beim TTIP solchen Zeitdruck entwickeln. Denn wenn es sich um ein gutes und faires Abkommen handelt, das noch dazu Maßstäbe für den Welthandel setzen will, sollte es auf einige Monate mehr oder weniger nicht ankommen.

Doch offenbar wissen die Amerikaner, dass es zu ernsten Problemen mit den EU-Staaten schon in nächster Zeit kommen könnte. Der Grund ist die Schuldenkrise. In den vergangenen Jahren haben amerikanische Banken europäischen Kommunen und Unternehmen im großen Stil Finanzprodukte verkauft und Kredite gewährt – mit dem Hinweis, dass man das Kleingedruckte nicht genau zu lesen brauche. Die klammen europäischen Kommunen und die naiven Unternehmen haben das Geld gerne genommen, um ihren Wählern Geschenke zu machen oder ihre Marktanteile zu sichern. Doch nun kommt an vielen Stellen das böse Erwachen.

Daher ist es im Zuge des Katers nach dem Crash zu einer regelrechten Klagewelle gekommen. Ein Beispiel: Erst vor wenigen Jahren hatte die Stadt Pforzheim JP Morgan verklagt. Die Bank hatte den Kämmerern ein undurchsichtiges Produkt angedreht. 2011 urteilte der BGH, dass die Beratungsanforderung bei komplexen Produkten besonders hoch sei. Ein Mittelständler hatte gegen ein Bank geklagt, die ihm eine hochspekulative Zinswette verkauft hatte. Der BGH gab dem Unternehmen Recht und kam zu dem Urteil: „Bei einem so hochkomplex strukturierten und riskanten Produkt wie dem CMS-Spread-Ladder-Swap-Vertrag sind hinsichtlich der Risikodarstellung des Anlageprodukts hohe Anforderungen an die beratende Bank zu stellen.“

Die Stadt Pforzheim berief sich auf das Urteil – und forderte von JP Morgan 57 Millionen Euro. Der Oberbürgermeister sagte der Stuttgarter Zeitungdamals: „Dieser Ansatz – Verletzung der Beratungspflichten oder nicht – ist vollumfänglich auf uns anwendbar. Hinzu kommt, dass wir eine Kommune sind und für Kommunen gilt ein Spekulationsverbot. In dem Verfahren jetzt ging es ja um ein Unternehmen, das, wenn Sie sich das BGH-Urteil ansehen, ganz anders zu behandeln ist. Deshalb sind wir nun sehr guten Mutes, dass wir obsiegen werden.“ Und weiter: „Da halte ich es mit Margret Thatcher, der früheren britischen Premierministerin, die den Satz prägte: ,I want my money back.‘ Die 57 Millionen Euro fordern wir von JP Morgan.“

So wie der OB von Pforzheim denken viele europäische Politiker. Dies bereitet den amerikanischen Banken großes Unbehagen. Denn sie fürchten tausende Prozesse vor europäischen Gerichten. Nimmt man den BGH als Maßstab, dürften die europäischen Gerichte geneigt sein, hohe Maßstäbe an die Beratungspflichten anzulegen und damit den US-Banken erheblichen Ärger bescheren.

Mit dem TTIP wäre es möglich, den ordentlichen nationalstaatlichen Rechtsweg zu umgehen. Im Völkerrecht gilt der Grundsatz, dass ein Urteil nur akzeptiert wird, wenn es gemäß „due process of law“ erfolgt ist. Dies bedeutet, dass es eine verfassungsmäßige Garantie geben müsse, dass ein Gesetz nicht „unvernünftig, beliebig oder willkürlich“ sein dürfe. So versteht sich das angelsächsische „common law“. Der Interpretation sind hier keine Grenzen gesetzt – weshalb es im internationalen Recht auch die Schiedsgerichte gibt: Sie sollen den Streitparteien die Grundsatz-Debatten ersparen und gleich zum Wesentlichen führen – zu einer Einigung auf eine Summe, die zu bezahlen ist.

Die Amerikaner fühlen sich im Zuge der Prozesse wegen der Finanzprodukte allerdings vor europäischen Gerichten unsicher wie auf Hoher See. Sie fürchten, dass nun zahllose europäische Institutionen auf die Idee kommen könnten, wie der OB von Pforzheim zu sagen: „I want my money back.“

Der italienische Botschafter in Italien hat dieses Unbehagen – wohl etwas unbedacht – artikuliert und damit die Katze aus dem Sack gelassen. Seine grundsätzlichen Bemerkungen erklären, warum die Amerikaner es mit dem TTIP so eilig haben.

Der Fall hat eine einfache Vorgeschichte: Ein italienischer Staatsanwalt hatte die US-Ratingagenturen Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch angeklagt, weil sie die Kreditwürdigkeit Italiens in Misskredit gebracht hätten. Das Verfahren gegen Moody’s war nie eröffnet worden. Der Prozess gegen Fitch wurde nach Mailand abgegeben und dort eingestellt, wie die Ratingagentur mitteilte. Nun ermittelt derselbe Staatsanwalt in Trani in Apulien ermittelt gegen die Deutsche Bank und fünf ehemalige Vorstände wegen angeblicher Marktmanipulation. Unter ihnen sind auch die früheren Vorstandschefs Josef Ackermann und Anshu Jain. Die Deutsche Bank hatte im ersten Halbjahr 2011 sieben Milliarden Euro an italienischen Staatsanleihen verkauft, fast 90 Prozent ihres Gesamtbestandes. Staatsanwalt Michele Ruggiero hält das für anrüchig, nachdem die Analysten der Bank Anfang 2011 ihre Kunden noch beruhigt hätten, dass die Staatschulden Italiens keinen Grund zur Besorgnis gäben, wie es in Ermittlerkreisen heißt.

Im Trani wird außerdem immer noch gegen den früheren Italien-Analysten von Fitch, David Riley, und gegen fünf S&P-Manager verhandelt. Die Schuldenkrise hatte letztlich zum Sturz der Regierung von Silvio Berlusconi beigetragen.

Die Aussage von John Phillips, dem US-Botschafter in Italien, macht klar, dass die Amerikaner mit erheblichen Schwierigkeiten rechnen. Phillips wählte genau die Argumentation, die die Grundlage für Freihandelsabkommen vom Stile des TTIP sind. Phillips kritisierte das Vorgehen der Justiz gegen die Ratingagenturen scharf und sagte laut Reuters im April vor Studenten in Mailand: Das Justizsystem des Landes schrecke Investoren ab. In den USA wäre es schwer vorstellbar, dass ein solcher Prozess außerhalb der Finanzzentren geführt würde, wo die Staatsanwälte Erfahrung mit dem Wertpapierrecht hätten. Er kritisierte, dass Manager in Italien auf Grundlage eines Haftbefehls aus einer Kleinstadt ohne Bezug zu S&P festgehalten würden. Ruggiero war auf die Beschwerde von Verbraucherschützern hin tätig geworden, die bei den Behörden in Rom und Mailand vorher abgewiesen worden waren.

Mit dem TTIP wäre ein Gericht in Trani überhaupt nie zum Zug gekommen. Der Streit wäre vermutlich nicht einmal zwischen Italien und den betreffenden US-Banken oder Ratingagenturen ausgetragen worden, sondern vor einem Schiedsgericht gelandet, auf das die geschädigten Konsumenten keine Einfluss haben und vor dem es ihnen kaum möglich wäre, ihr Recht zu erstreiten. Denn die US-Banken und Finanzinstitutionen sind, wie die Aussage von Phillips erkennen lässt, der Meinung, dass kleine Gerichte überhaupt keine Ahnung vom internationalen Wertpapierrecht haben – und daher das Prinzip des „due process of law“ nicht gewährleistet sei. Eigentlich gilt dieser Ansatz in erster Linie für Staaten mit unterentwickelten oder korrupten Rechtssystemen. Doch die Komplexität der Finanzprodukte ist so groß, dass man ein ordentliches Gericht in Europa durchaus als überfordert bezeichnen kann.

Phillips‘ Drohung, dass Investoren vom unzulänglichen Rechtssystem in Italien abgeschreckt würden, führt ins Herz des TTIP: Die Amerikaner wollen sicherstellen, dass nach ihren Regeln gespielt wird. Auch vor Gericht – und überall auf der Welt, und vor allem für Machenschaften, die in der Vergangenheit liegen. Dass das Römische Recht, auf dem viele europäische Rechtssysteme basieren, aus Italien kommt, tut nichts zur Sache.

Denn anders als vermutet, machen die Amerikaner beim TTIP nicht Druck wegen zukünftiger Tricksereien, sondern wegen solcher, die im Zuge der Finanzkrise bereits tausendfach verübt wurden. Sie wollen also nicht in erster Linie gegen die EU-Staaten klagen können. Sie wollen verhindern, dass die US-Banken von EU-Bürgern, Kommunen oder Unternehmen vor ordentlichen Gerichten wegen fragwürdiger Kredit- und Wett-Geschäfte verklagt werden. In der immer noch unvermindert schwelenden Schulden-Krise sind Trani und Pforzheim für die Amerikaner eine echte Bedrohung – auch wenn die TTIP-Verhandler zunächst vermutlich lange auf der Landkarte suchen müssen, wo sich diese verdammten Orte überhaupt befinden.

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