Warum es gute und schlechte Diktatoren gibt

Donnerstag, 25. Juni 2015 , von Freeman um 00:05

Mehrmals habe ich mit meinen Artikel darauf hingewiesen, welche Doppelmoral der Westen anwendet, wenn es um die Bewertung von Regierungen geht. Washington teilt die Führung von Ländern in gute und schlechte ein, je nachdem ob sie den Interessen dient oder nicht. Wie sagte Henry Kissinger? „Die USA haben keine Freunde, die USA haben Interessen.“ In welche Kategorie die Einteilung erfolgt hängt davon ab, ob ein Land den Befehlen Washingtons gehorcht oder nicht. Diese Einteilung in gut und schlecht wechselt oft. Das musste Saddam Hussein (Irak) erfahren, genauso wie Muhamar Gaddafi (Libyen), oder Zine Ben Ali (Tunesien), oder Husni Mubarak (Ägypten) oder Baschar al-Assad (Syrien), nur um einige zu nennen. Mit diesen Typen hat der Westen jahrzehntelang die besten Beziehungen gepflegt, denn sie waren „unsere Diktatoren“, die unseren Interessen dienten. Plötzlich wurden sie zu bösen Diktatoren umgemünzt, weil nicht mehr den Interessen nützlich. Sie wurden mit einer Farbrevolution entweder gestürzt, oder mit einem Angriffskrieg weggefegt und ermordet. Bei Assad sind sie noch dran.

Zuerst Freunde dann Feinde … oben Saddan Hussein trifft Donald Rumsfeld … unten Muhamar Gaddafi trifft Barack Obama. Da sie nicht mehr den Interessen Washingtons dienten, wurden sie zuerst mit einem Krieg überzogen und dann „entfernt“.

Mit Wiktor Janukowytsch wurde genauso verfahren. Er war der Darling Washingtons, solange er die Ukraine schön brav dem Westen zuführte. Er war zwischen 2002 und 2005 sowie erneut 2006 und 2007 Ministerpräsident der Ukraine, und ab Februar 2010 Präsident. Als er sich aber aus verständlichen Gründen weigerte, das Assoziierungsabkommen mit der EU zu unterzeichnen, wurde er zuerst mit einer Propagandakampagne als böser Diktator hingestellt, und dann mit einem gewaltsamen Putsch im Februar 2014 von der Macht entfernt. Dafür wurde Washingtons Marionetten Arsenij Jazenjuk und Petro Poroschenko als Junta eingesetzt. Ein typischer Fall, vorher gut und dann schlecht, also muss ein Regimewechsel her.

Saudi Arabien ist ein Bespiel für eine gute Diktatur, die den Interessen dient und deshalb alles darf. Das Regime dort ist wohl das übelste, mörderischte und menschenverachtenste der Welt, aber das ist alles gar kein Problem für Amerika und Europa. Über Menschenrechtsverletzungen wird wohlwollend hinweggesehen und die Despoten königlich behandelt, ständig hofiert und an der Macht gehalten. Obama, Cameron, Hollande und Merkel reisen oft hin und machen wegen der Petrodollars die besten Geschäfte, hauptsächlich Waffengeschäfte. Irgendwann, wenn das saudische Regime nicht mehr spurt, wird man es auch fallen lassen, als böse Diktatur bezeichnen und einem Regimewechsel unterziehen.

Ich kann mir die Propaganda und die Aussagen der westlichen Politiker jetzt schon vorstellen. „Wir sind völlig konsterniert, denn wir haben jetzt erst erfahren, das saudische Regime unterdrückt Frauen, lässt sie nicht Autofahren, hackt wegen geringsten Straftaten den Menschen die Hände ab und vollsteckt die Todesstrafe durch Köpfen mit einem Schwert. Das können wir nicht zulassen und deshalb muss das Regime weg„. Zulassen tut aber der Westen diese brutalen Methoden schon seit 80 Jahren, seit der Entdeckung des Ölreichtums und Ausbeutung durch westliche Ölkonzerne. Solange das saudische Regime das Öl nur gegen Dollars verkauft, solange garantiert Washington den Machterhalt. Diesen Deal hat Kissinger Anfang 1970 ausgehandelt, nachdem die Golddeckung des Dollars aufgehoben wurde.

Die vorgetragene Durchsetzung von Ethik, Moral, Menschenrechte und Demokratie, ist nur eine Show fürs dumme und naive Publikum. Wenn ein Regime den Interessen Amerikas dient, dann darf es alles machen, die Bevölkerung unterdrücken und alle Freiheiten nehmen. Umgekehrt, ein Land kann noch so demokratisch sein, noch so die Menschenrechte einhalten, wenn es den Interessen Amerikas nicht dient, dann wird es plattgemacht. Siehe was mit Chile passierte und Kissinger der CIA den Befehl gab, die demokratisch gewählte Regierung von Salvador Allende, die eher sozialistisch orientiert war, mit einem gewaltsamen Putsch zu entfernen und durch eine faschistische Militärdiktatur zu ersetzen.

Mit Weissrussland hat man auch einen Regimewechsel versucht. Präsident Alexander Lukaschenko wurde von der ehemaligen amerikanischen Aussenministerin Condoleeza Rice als „letzter Diktator Europas“ bezeichnet, der deshalb weg muss. Hat bisher nicht geklappt. Dabei gibt es einen Staatsführer, der viel länger schon an der Macht ist und wirklich als letzter Diktator bezeichnet werden kann. Aber auch hier, er wird nicht behelligt, weil er „unser Diktator“ ist. Um wen handelt es sich dabei? Um Milo Ðukanović aus Montenegro. Er war Staatspräsident der Republik Montenegro (1998–2002) und mehrfach (1991–1998, 2002–2006 und 2008–2010) Premierminister seines Landes. Seit Dezember 2012 ist er wieder der amtierende Ministerpräsident Montenegros.

Ðukanović regiert ununterbrochen in irgendeiner Form schon seit 27 Jahren, was einer Dauerdiktatur entspricht. Nicht einmal Josef Stalin war so lange in der Sowjetunion an der Macht. Warum hört man keinerlei Kritik über diese sehr lange „Regentschaft“ von Seiten Washingtons oder Brüssel? Warum lässt man ihn walten, obwohl gegen Ðukanović in Italien und Deutschland Ermittlungen wegen Zigarettenschmuggels laufen? Der Typ ist ein Krimineller und gehört zur Balkanmafia. Ja warum wohl? Weil er versprach, das Land schnellstmöglich in die Europäische Union und die NATO führen zu wollen. Aha, er dient unseren Interessen, dann wird natürlich nicht die übliche Dreckschleuder angeworfen, wie der Westen es sonst mit unliebsamen Staatsführern macht, die man weghaben will.

Was lernen wir daraus? Washington, Brüssel, London, Paris und Berlin interessiert nicht wirklich, ob ein Staatsführer irgendeines Landes die Menschrechte einhält, demokratisch agiert, und die sogenannten „westlichen Werte“ (lach) umsetzt und verteidigt. Das ist völlig irrelevant. Es kann sich um die brutalste Diktatur handeln, wichtig ist nur, gehorcht das Regime den Befehlen oder nicht. Wenn es folgt und im Interesse des Westen handelt, dann hat das Regime einen Freibrief mit der Bevölkerung tun zu dürfen was es will. Wenn aber eine Regierung nicht folgt, wenn es einen eigenen unabhängigen Weg gehen will, auch wenn es noch so demokratisch legitimiert ist, dann wird es diffamiert, als bösartig hingestellt und weggeputscht.

Das heisst, jedes Mal wenn wir von westlichen Politikern und Medien hören, dieser oder jener Präsident ist ein „böser Diktator“ und der „neue Hitler“, Saddam wurde so bezeichnet, wie auch Gaddafi, Assad und auch Putin, dann wissen wir, aha, diese Staatsführer machen nicht das was man von Washington aus befiehlt, sie sind keine Befehlsempfänger und entscheiden selber was für ihr Land am besten ist. Man kann dann meistens davon ausgehen, was uns über sie an Schlechtes erzählt wird, stimmt gar nicht. Es geht nur um ein Feindbild aufzubauen, um einen Umsturz zu provozieren und inszenieren, um diese Person zu entfernen und durch eine die gehorcht zu ersetzen.

Wie oft hat Washington schon versucht, Fidel Castro auf Kuba zu ermorden? Sie haben auch mit der Ladung von CIA-Söldnern an der Schweinebucht versucht, gewaltsam die Regierung zu stürzen. Gegen den Präsidenten von Venezuela Hugo Chávez haben sie mehrmals Mordanschläge verübt. Warum? Weil die Regierungen von Kuba und Venezuela nicht sich dem Diktat Washingtons unterwerfen.

Was wir auch aus der Geschichte lernen, wenn eine Revolution nicht klappt, wenn ein Putsch nicht funktioniert, wenn Sanktionen nicht greifen, wenn sogar die Zielperson ein Attentat überlebt, dann wird die Kriegsmaschinerie eingesetzt, um den Regimewechsel zu vollziehen. Siehe was sie mit Saddam Hussein gemacht haben. Washington hat alle Methoden versucht, um ihn loszuwerden. Zuerst Bestechung, dann ein Boykott, dann einen Aufstand und dann Mordanschläge. Als er das alles überlebte, musste Washington als letzten Schritt einen Angriffskrieg mit Lügen begründet durchziehen. Ja,
man hat ihm den Besitz von nicht existierende Massenvernichtungswaffen angehängt, welche die ganze Welt bedrohen.

So kam es zum Angriffskrieg gegen den Irak, man hat das Land überfallen, besetzt und ihn gefangen und dann aufgehängt. Dass es die gefährlichen Waffen gar nicht gab und die Bedrohung erstunken und erlogen war, spielte danach keine Rolle mehr. Die gleiche Vorgehensweise versucht man schon seit Jahrzehnten mit dem Iran. Auch ein Land, dass sich nicht dem Diktat Washington unterwirft und deshalb hat man das Märchen über ein Atomwaffenprogramm erfunden. Die Sanktionen haben das Land nicht zusammenbrechen lassen, die Farbrevolution hat nicht die Regierung gestürzt, Mordanschläge brachten auch nichts, also droht man mit Krieg.

Gegen Russland und Präsident Putin wird auch schon länger so verfahren, denn das grösste Land der Welt und er selber stehen der amerikanischen Weltherrschaft am meisten im Weg. Deshalb muss er unbedingt weg. Deshalb wird Putin und Russland mit Dreck beworfen, werden die übelsten Lügen verbreitet, und mit einer vom Ausland finanzierten 5. Kolone versucht, die russische Bevölkerung aufzuwiegeln. Dazu werden harte Sanktionen verhängt und ein Finanzkrieg gestartet, um die russische Währung zu zerstören. Da das aber bisher nicht zum Ziel führte und Putin eine Beliebtheit von über 80 Prozent in der Bevölkerung geniesst, wird jetzt die Kriegsmaschinerie eingesetzt. Deshalb die aktuelle Aufrüstung und Stationierung von NATO-Soldaten und schweren Waffen bis an die Grenze zu Russland.

Washington will unbedingt einen Krieg und ist bereit einen atomaren Erstschlag durchzuführen. Um ihren (Alb-)Traum von einem Weltimperium durchzusetzen, sind alle Mittel recht, einschliesslich die Zerstörung Europas. Der Kalte Krieg war nur deshalb nicht heiss, weil West wie Ost die gegenseitige atomare Vernichtung realisierten und verstanden. Diese Einsicht ist aber nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in Washington völlig abhanden gekommen, denn man hat sich selber zum Sieger erklärt. Jetzt ist man so arrogant, so überheblich, so selbstsicher und meint, man kann einen Atomkrieg führen und selber dabei nichts abbekommen, so völlig verrückt sind die Psychopathen in Washington.

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