Vom Schöpfungstag bis zum Jüngsten Gericht
Bild: wdr.de Köln in der Schedelschen Weltchronik; Rechte: akg
Die Schedel’sche Weltchronik ist ein bedeutendes Zeugnis deutscher Buchdruckkunst aus der Zeit des Spätmittelalters (1493). Sie wurde von Hartmann Schedel herausgegeben und auf 288 Blättern, was 576 Seiten entspricht, gedruckt.
http://www.stiftsmuseum-xanten.de
Schedelsche Weltchronik
1493 in Nürnberg erschienene, universalhistorische Darstellung der Weltgeschichte, die der Nürnberger Stadtarzt und Humanist Hartmann Schedel (1440-1514) zusammengestellt hatte. Die Chronik erschien in einer lateinischen und einer deutschen Ausgabe, die beide reich illustriert waren. Die Illustrationen, die bis heute zur Beliebtheit der Chronik beitragen, bieten vielfach die ältesten authentischen Abbildungen von Städten.
Beteiligte
Die sogenannte Schedelsche Weltchronik von 1493 ist nach dem Stadtarzt und Humanisten Hartmann Schedel(1440-1514) benannt, der das Werk als Auftragsarbeit für die Kaufleute Sebald Schreyer (1446-1520) undSebastian Kammermeister (1446-1503) in lateinischer Sprache kompilierte. Die zahlreichen Illustrationen stammen aus der Werkstatt der Maler Michael Wolgemut (1434/37-1519) und Wilhelm Pleydenwurff (um 1450-1494). Die Chronik wurde von dem ursprünglich aus Augsburg stammenden Losungsschreiber Georg Alt (um 1450-1510) ins Deutsche (Frühneuhochdeutsch, Nürnberger Mundart) übersetzt. Beide Ausgaben wurden als Lohnarbeit von demDrucker Anton Koberger (um 1440-1513) produziert. Alle Beteiligten waren Nürnberger
.Aufbau
Die Weltchronik ist eine universalhistorische Darstellung der Weltgeschichte. Sie bietet von Anbeginn der Welt bis zum Jahr 1492/1493 in chronologischer Abfolge außer historischen Ereignissen und Personen auch Wundererscheinungen, Sensationsberichte und geographische Informationen, insbesondere zu Städten und Gegenden.
Die Unterteilung folgt den „Etymologiae“ des Isidor von Sevilla (gest. 636) in sechs Weltaltern. Schedel erweitert das Schema um zwei zusätzliche: das siebte Zeitalter mit dem Kommen des Antichristen und das letzte Zeitalter mit dem Jüngsten Gericht. Das sechste Weltalter von Christi Geburt bis in Schedels Gegenwart, zu dem auch zwei Anhänge gehören, macht etwa die Hälfte des Gesamtumfangs aus.
Schedels Hauptquelle war das „Supplementum chronicarum“ des Italieners Jacobus Foresta (1434-1520) di Bergamo (Haitz). Er bediente sich aber noch diverser anderer, insbesondere italienischer Quellen, beispielsweise von Eneas Silvio Piccolomini (der spätere Papst Pius II. [reg. 1458-1464]), von dem auch der Annex „Europa“ stammt, den der Arzt und Humanist Hieronymus Münzer (um 1437/1447-1508) für die Weltchronik bearbeitete.
Der Holzschnitt am Beginn der Chronik zeigt Gottvater sowie zwei Wappen mit den Zeichen der Familie Schedel („Mohrenkopf“), Grabner („gekreuzte Schaufel“, Schedels Mutter: Anna Grabner, gest. 1445), Heugel („gekreuzte Dreschflegel?“; Schedels erste Frau:Anna Heugel, gest. 1485), Haller („3 Sterne am Stab mit Ring?“; Schedels zweite Frau: Magdalena Haller, gest. 1505). (Aus dem Privatexemplar des Hartmann Schedel) (Bayerische Staatsbibliothek Rar 287, fol. 1v)
Daten
Die Schedelsche Weltchronik war ein Buch der Superlative:
- Es gab sie in zwei Ausgaben (latein und deutsch)
- Sie war außerordentlich großformatig (Großfolio, eine Seite ist mit etwa 325 mm x 480 mm größer als DIN A3)
- Sie hatte einen bemerkenswerten Umfang. Die lateinische Ausgabe zählt 326 Blätter, die deutsche 297.
- Sie war die am reichhaltigsten illustrierte Inkunabel, deren Holzschnitte je nach Ausgabe auch nachträglich koloriert wurden (lat.: 1804 Abbildungen, dt.: 1803 Abbildungen, für diese Abbildungen standen aber nur 643 verschiedene Holzstöcke zur Verfügung, man musste sie also mehrfach verwenden. In der lat. Ausgabe nutzte man alle 643 der Holzstöcke, in einigen Exemplaren aber nur 642 bzw. 641 der Stöcke, in der dt. Ausgabe reichten 639 der Holzstöcke aus. Insgesamt wurden für das Projekt 652 verschiedene Holzstöcke angefertigt. Der am häufigsten wiederverwendete Stock wurde in der lat. Ausgabe an 17 verschiedenen Stellen, in der dt. Ausgabe an 9 verschiedenen Stellen eingesetzt; Reske 2000).
Am Beginn des Abschnitts über das siebte Weltalter steht dieser Holzschnitt mit einer Darstellung der am Ende der Zeit auftretenden falschen Propheten. (Bayerische Staatsbibliothek Rar 287, fol. 262v)
Inhalt
Inhaltlich liefert die Weltchronik nur die traditionelle historische Sichtweise, obwohl der Kompilator dem Nürnberger Humanistenkreis angehörte. Bei der deutschen Übersetzung wurde vielfach gekürzt, meist indem konkrete Quellenangaben verallgemeinert wurden. Insbesondere die Länderbeschreibungen sind in der deutschen Ausgabe knapper gehalten (Haitz). Extremstes Beispiel ist die Darstellung zu Italien: Von den 17 Seiten der lateinischen Ausgabe blieben in der deutschen lediglich 13 Zeilen übrig.
Faszinierend ist hingegen die reichhaltige Illustrierung. Insbesondere die Stadtansichten erfreuen sich bis heute größter Beliebtheit; sie wurden mit ausführlichen Beschreibungen der Gründungsgeschichte, Namenserklärung und Fakten zur zeitgenössischen Kultur, zu Wirtschaft und Handel versehen.
http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45473
Weltkarte. Blatt XIII
Weltkarte
ROMA Blatt LVIII
FLORENCIA Blatt LXXXVII
COLONIA. Blatt XCI
Augsburg
Nürnberg 1493
RATISBONA (Regensburg)
VIENNA Blatt XCIX
BVJA Blatt CXXXIX (Budapest)
ERFORDIA Blatt CLVI
Holzschnitt aus der Schedel’schen Weltchronik, Blatt 149 verso
Schedel, Hartmann: Weltchronik und Bibliothek
Der Nürnberger Stadtarzt Hartmann Schedel (1440-1514) ist heute vor allem durch seine Mitwirkung an der Weltchronik bekannt, die nach ihm benannt ist. Die Chronik ist derjenige Druck des 15. Jahrhunderts, der sich am häufigsten erhalten hat: über 1700 Exemplare der lateinischen und deutschen Ausgabe, die beide im Jahr 1493 erschienen, sind nachgewiesen. Berühmt sind vor allem die über 1800 Holzschnitt-Illustrationen aus der Werkstatt von Michael Wolgemut und Wilhelm Pleydenwurff, zu denen zahlreiche authentische Stadtansichten und zwei Karten zählen. Hartmann Schedel trug zu diesem Nürnberger Gemeinschaftsunternehmen den Text der Weltchronik bei, den er aus einer Fülle historiographischer Quellen zusammenstellte. Die meisten davon besaß er selbst: Seine Bibliothek gilt als die umfassendste private Büchersammlung in Deutschland, die sich aus dem 15. Jahrhundert erhalten hat. Schedel interessierte sich für fast alle Wissensgebiete des Spätmittelalters: Rhetorik, Astronomie, Philosophie, antike und humanistische Literatur, Geschichtsschreibung, Geographie und Kosmographie, Medizin, Jura, Theologie.
Obwohl Schedel testamentarisch festgelegt hatte, dass seine Bibliothek in Familienbesitz bleiben sollte, verkaufte sie sein Enkel Melchior im Jahr 1552 an den Augsburger Handelsherrn Johann Jakob Fugger. Kaum 20 Jahre später trat dieser die Bibliothek an den bayerischen Herzog Albrecht V. ab. In der Bayerischen Staatsbibliothek haben sich bis heute über 370 Handschriften und 460 Drucke aus dem Besitz von Hartmann Schedel erhalten. Im Rahmen von DFG-geförderten Projekten wurden bereits zahlreiche Inkunabeln und Drucke des 16. Jahrhunderts aus Schedels Besitz digitalisiert; viele seiner Handschriften sind ebenfalls bereits online zugänglich.
Die Schedel’sche Weltchronik und das Konzept der Ausstellung über seine Bibliothek werden in zwei Videos kurz vorgestellt:
Die Bibliothek und Weltchronik des Nürnberger Arztes Hartmann Schedel (1440-1514)
Interview mit Dr. Bettina Wagner, Kuratorin der Ausstellung
http://www.digitale-sammlungen.de/index.html?c=kurzauswahl&projekt=1073907098