Geschäft mit Samen: Die Saat des Bösen

26. Juli 2015

saatgut-krank-ungesund-genetisch

„Wer das Saatgut kontrolliert, beherrscht die Welt.“ Henry Kissinger, früherer US-Außenminister.

In der Saatgutindustrie findet ein nie dagewesenener Konzentrationsprozess statt. Immer weniger Konzerne kontrollieren einen immer größeren Teil des Marktes. Für die Biobranche wird die Kontrolle des Saatguts zur Überlebensfrage – und die Zeit drängt.

95 Prozent. Diese Zahl sandte im Frühjahr 2014 eine Schockwelle durch die Medienlandschaft und die Kreise derer, die sich für gesunde Ernährung und unabhängige Landwirtschaft interessieren: 95 Prozent des in Europa verkauften Gemüse-Saatguts, so ergab eine Studie im Auftrag der Grünen im Europäischen Parlament, werden inzwischen von nur fünf Firmen geliefert. Allein Monsanto beherrscht 24 Prozent des Marktes – zum Beispiel in Gestalt der bei Tomaten-, Paprika- und Gurkensaatgut führenden niederländischen Firma De Ruiter, die Monsanto 2008 gekauft hat.

Bei anderen Kulturen sieht es ähnlich aus. Beim Maissaatgut kontrollieren die fünf größten Firmen 75 Prozent des Marktes; bei Zuckerrüben machen gar nur vier Firmen 86 Prozent unter sich aus. „In der Saatgutbranche findet ein noch nie dagewesener Konzentrationsprozess statt“, sagt Gebhard Rossmanith, Vorstandsvorsitzender der Bingenheimer Saatgut AG, die vor allem für Erwerbsanbauer, aber auch für Hobbygärtner ökologisches und nachbaufähiges Saatgut produziert; „und die Einkaufstour der großen Konzerne geht immer weiter“. Erst kürzlich kaufte Monsanto die Roggen- und Raps-Sparte des mittelständischen Agrarunternehmens Dieckmann Seeds, um auch in diesem Bereich mitmischen zu können.

Der Verbraucher merkt von der Machtkonzentration nichts

Der Verbraucher merkt davon meist nichts. Auf den Samentütchen, die er im Supermarkt oder Gartencenter sieht, grüßt ihn meist weiterhin das Logo der alteingesessenen Firma. Samen Hild in Marbach am Neckar zum Beispiel, ein mittelständisches Unternehmen, das neben konventionellem auch Öko-Saatgut anbietet, gehört längst zu Bayer CropScience, der Agrartochter des Chemieriesen Bayer. Und es ist in der Branche ein offenes Geheimnis, dass auch manche Biobauern sich nach wie vor bei De Ruiter eindecken. „Der Saatgutmarkt ist für den Konsumenten komplett intransparent“, bestätigt Toralf Richter vom schweizerischen Forschungsinstitut für biologischen Landbau.

Die Konzentration hat – abgesehen von den grundsätzlichen Gefahren solcher Oligopole, die nach Belieben die Preise diktieren können – dramatische Konsequenzen: Die Züchtung und die Züchtungsforschung liegen in immer weniger Händen, und damit auch die Kontrolle über die Sortenvielfalt, und beispielsweise auch über Resistenzen. Für die Chemiekonzerne, die weltweit zunehmend den Markt dominieren, hat das Saatgut vor allem eine Funktion: Es bahnt den Weg für ihre anderen Produkte, für all die maßgeschneiderten Kunstdünger und Pestizide, ohne die ihr patentiertes Hochleistungssaatgut nicht funktioniert; und es macht die Bauern komplett von ihnen abhängig. Schon bald wird eine Handvoll globaler Konzerne tatsächlich darüber entscheiden können, was die Menschheit zu essen bekommt. Henry Kissinger, der frühere US-Außenminister, fasste den Zusammenhang bereits vor Jahren in die lapidaren Worte: „Wer das Saatgut kontrolliert, beherrscht die Welt.“

Was all das auf Dauer für unser Verständnis von Landwirtschaft und überhaupt für die Versorgung mit Lebensmittel bedeutet, ist kaum absehbar. Saatgut ist von Natur aus – und in der Menschheitsgeschichte seit Erfindung des Ackerbaus – ein Teil des Lebenszyklus der Pflanze. Eine Pflanze bringt Samen hervor, und die dienen der Pflanze dazu, sich fortzupflanzen. Wer Pflanzen anbaute, ob als Groß- oder Kleinbauer, ob im Kloster- oder Bauerngarten, der erzeugte fast automatisch auch Saatgut.

Getreide kann man zu Mehl vermahlen, man kann es aber auch aussäen und daraus neues Getreide gewinnen. Wer aus seinen süßesten Tomaten, aus seinen größten Kürbissen immer wieder die Samen herausholt und wieder aussät, zieht im Lauf der Zeit seine eigene Sorte heran, die sich nebenbei an die örtlichen Verhältnisse anpasst. Im Lauf der Geschichte entstand so, durch das ungeplante Zusammenwirken von Menschen überall auf der Welt, die Fülle unserer Kulturpflanzen. Die stehen auf einer breiten genetischen Basis – und die ist wiederum die Voraussetzung dafür, dass die Pflanzen sich weiterentwickeln und an veränderte Verhältnisse anpassen können.

Die Bauern sind immer abhängiger von den Konzernen

Was aber in den letzten Jahrzehnten (und verschärft in den letzten Jahren) passiert, ist das genaue Gegenteil davon. Die Erzeugung von Saatgut ist vom Anbau der Pflanzen größtenteils getrennt worden. Die Bauern sind nicht nur bei Kunstdünger und Pestiziden, sondern auch beim Saatgut von den Konzernen abhängig: Die Hybridsorten, die längst die Masse etwa des Gemüsesaatguts bilden, bringen meist kein geeignetes Saatgut mehr hervor und sind nur für den einmaligen Anbau gedacht.

Der sogenannte Nachbau, jahrtausendelang eine grundlegende bäuerliche Technik, wird unmöglich gemacht. Dazu kommt: Die Hochertragssorten bringen ihren hohen Ertrag nur unter optimalen Bedingungen, also bei ausreichender Bewässerung und auf nährstoffreichen beziehungsweise stark gedüngten Böden. Dabei war es gerade eine Stärke vieler regional angepasster Sorten, dass sie auch unter ungünstigeren Bedingungen zurechtkamen – auch wenn sie dafür weniger Ertrag lieferten.

Manchen Biobauern ist schon vor Jahrzehnten klargeworden, dass die Frage nach der Kontrolle über das Saatgut entscheidend für die Zukunft des Biolandbaus sein würde. Ohne eigenes Saatgut keine unabhängige und konsequent biologische Landwirtschaft. Zu den Leuten, die schon in den achtziger Jahren von diesen Fragen umgetrieben wurde, gehört Ludwig Watschong, der mit einigen Mitstreitern 1986 den Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) gründete, aus dem 1993 die Firma Dreschflegel entstand (siehe Reportage): „Uns war damals schon klar, dass die Großkonzerne einen immer stärkeren Zugriff auf das Thema kriegen würden.“

Die Zwänge des Marktes haben sich seither immer wieder verschoben. Anfangs, in den achtziger Jahren, trieb die Ökobauern vor allem die Frage um, wie sie an chemisch nicht behandeltes Saatgut kommen. Erst allmählich traten andere Probleme in den Vordergrund: die Abhängigkeit von den Hybridsorten, die neuen Züchtungsverfahren, die Gentechnik und die Bedrohung der Sortenvielfalt.

bild2

(Klassische Züchtung: Begutachtung von Möhren)

„Die konventionelle Züchtung beeinflusst auch den Biolandbau“

Heute, so konstatiert Gebhard Rossmanith, sind die Biobauern abhängiger denn je von der konventionellen Züchtung. „Die konventionelle Züchtung rast derart mit Vollgas voran, und sie ist vordergründig so erfolgreich, dass sie die Maßstäbe am Lebensmittelmarkt bestimmt – zum Beispiel durch die immer makelloseren Früchte. Diesem Sog kann sich der Biolandbau im Moment nicht entziehen. Das ist aber eine Sackgasse. Es darf beim Biolandbau nicht nur um das Produkt gehen, sondern um den ganzen Prozess. Es muss darum gehen, welche Qualitäten das Saatgut haben soll, welche die Pflanze, wie der Landwirt arbeiten soll, wie sich das auf die Landschaft auswirken soll.“

Die Initiativen zum Erhalt der alten Sorten und zur Bekämpfung der bürokratischen Überregulierung seien wichtig und notwendig, meint Rossmanith – aber das wird die Unabhängigkeit des Biolandbaus nicht retten können. Vielleicht, sinniert Rossmanith, „brauchen wir eine grundlegende Diskussion darüber, was der Biolandbau sein will. Ein breites Nachdenken über die Züchtungsproblematik und über die Zukunft des Biolandbaus. Dazu braucht es aber Mut und Interesse bei den Verbrauchern. Bei denen muss es anfangen.“

Der in diese Richtung geht, ist gerade bei dem Göttinger Naturkostgroßhändler Elkershausen zu beobachten. Unter dem Motto „Labor? No more!“ hat Elkershausen eine Öko-Saatgutinitiative gestartet, die in beide Richtungen wirken soll, zum Verbraucher und zum Erzeuger hin. „Wir bieten bestimmte Produkte nur noch aus Öko-Saatgut an“, sagt Geschäftsführer Hermann Heldberg. Um herauszufinden, bei welchen Produkten das überhaupt möglich ist, haben sie sich vorher mit den Samenhändlern von Bingenheimer sowie mit ihren Erzeugern, den Gärtnern und Jungpflanzenerzeugern, an einen Tisch gesetzt.

Es stellte sich heraus, dass sie Kohlrabi, Zucchini und Rote Beete bereits überwiegend aus samenfesten Sorten anbieten können – und dass die Gärtner bereit sind, sich auf das Experiment einzulassen, wenn der Großhändler ihnen die Abnahme garantiert.

„Das machen wir aber schon immer so“, sagt Heldberg; „wir arbeiten viel mit Festpreisen, damit unsere Erzeuger Planungssicherheit haben“. Sein Credo: „Die Wertschöpfungskette muss auf dem Acker anfangen und nicht an der Ladenkasse.“ Damit sie dort allerdings enden kann und nicht ins Leere läuft, müssen die Läden und die Verbraucher auch mitspielen – was diese auch tun. „Wir bekommen viel positive Resonanz“, sagt Heldberg; „den meisten ist klar, dass es hier um eine politische Haltung geht, und dass man da ansetzen muss, wo sich Bewusstsein und Handeln verbinden.“

Literatur:

Opium fürs Volk: Natürliche Drogen in unserem Essen von Udo Pollmer

Saat der Zerstörung. Die dunkle Seite der Gen-Manipulation von F William Engdahl

Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert von Marie-Monique Robin

Quellen: PublicDomain/bioland.de vom 21.05.2015

http://www.pravda-tv.com/

Genmanipuliertes nachtleuchtendes Lamm gelangt »versehentlich« in die französische Nahrungskette

Jonathan Benson

Ist es nur ein bedauerlicher Fall entgleister Biotechnologie? Oder ist es ein Hinweis auf dunkle Machenschaften, wenn ein genmanipuliertes Schaf »versehentlich« in die französische Nahrungskette gelangt? Diese Frage geht um, nachdem das französische Nationale Institut für Agrarforschung (INRA) vor Kurzem mitteilte, dass eines seiner genmanipulierten Versuchsschafe an Privatkunden verkauft wurde – was in Frankreich gesetzlich untersagt ist – und in die Nahrungskette gelangte.

Das fragliche Genschaf wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts über Transplantate bei Herzerkrankungen beim Menschen untersucht. Das transgene Schaf hätte das INRA-Labor niemals verlassen dürfen und war mit Sicherheit nicht für den menschlichen Verzehr bestimmt.

Trotzdem wurde das Tier, das von einem genmanipulierten Muttertier stammte, am 5. August 2014 zu einem »Partner-Schlachthof« gebracht und am 28. Oktober desselben Jahres an einen Privatkunden verkauft.

INRA behauptet, erst am 5. November von dem Verstoß gegen Artikel L 536-4 des französischen Umweltgesetzbuchs, das den Verkauf aller Produkte aus oder mit GVO verbietet, erfahren zu haben.

Als man die entsprechende Information erhalten habe, sei umgehend eine interne Untersuchung angeordnet worden; der Verkauf von Tieren wurde ausgesetzt, alle Versuche gestoppt und alles GV-Material sei vernichtet worden. Auch der Mitarbeiter des höheren Managements, der den Verkauf des Genschafs vertuscht haben soll, sei suspendiert worden. Aber es war bereits zu spät: Das genmanipulierte Tier war in die menschliche Nahrungskette gelangt.

Lachs, Weizen und jetzt Lamm: GVO werden immer wieder ausbrechen und Ökosysteme zerstören

Wie der Londoner Telegraph meldete, war dem so genannten »grünen Schaf« ein Quallen-Gen eingeschleust worden, das seiner Haut eine grünschimmernde Farbe verlieh. Forschern zufolge sollte es diese Veränderung erleichtern, die Aktivität veränderter Gene im Körper des Schafs nachzuverfolgen – in diesem Fall im Rahmen von kardiologischen Forschungsprojekten beim Menschen.

»Das Forschungsprogramm, in dessen Rahmen das Mutterschaf erzeugt wurde, sollte es ermöglichen, beim Schaf (einem ›Modell‹-Tier für Menschen) zu verstehen, wie Zellen transplantiert werden können, sodass sie nach einem Myokard-Infarkt die unzureichende Herzfunktion wiederherstellen können«, heißt es in einer Erklärung desINRA.

»Um die Machbarkeit solcher Transplantate einschätzen zu können (Ort und Entwicklung der verwendeten Zellen), musste ein Tier eingesetzt werden, das ein grün fluoreszierendes Protein (GFP) bildet, durch das seine Zellen fluoreszierend werden.«

Wie konnte das Gen-Schaf diese angebliche Weltklasse-Einrichtung verlassen? Die interne Prüfung der INRA deutet auf ein Fehlverhalten eines verärgerten Angestellten hin, der angeblich versuchte, sich an einem Kollegen zu rächen, mit dem er oder sie im Streit lag. Welche Folgen es für den Mitarbeiter hatte, bleibt unklar, überhaupt wirkt diese Erklärung etwas weit hergeholt.

Dennoch zeigt der Vorfall, dass GVO schlicht und einfach nicht eingedämmt werden können, wie hoch das Niveau der »Biosicherheit« auch ist und welche Versprechungen auch immer abgegeben werden. Wir haben es immer wieder erlebt – auch bei der illegalen Freisetzung von Gen-Weizen in Amerika, der nicht einmal im Handel erhältlich ist, oder beim Ausbruch genmanipulierter »Aqua-Bounty«-Lachse in Panama.

»Wenn Leuten gestattet wird, Gen-Nahrungsmittel anzubauen, zu verkaufen und zu konsumieren, wird bald niemand mehr gentechnikfreie Nahrungsmittel oder eine Biosphäre wählen können«, warnt der Nachhaltigkeits-Experte Roger Levett. »Es ist eine Entscheidung, genauso wie die Einführung von Kaninchen oder Zuckerrohr nach Australien: Einmal geschehen, kann es nicht mehr rückgängig gemacht werden.«

Lebensmittel: Der bizarre Streit um die Gentechnik-Kennzeichnung

19. Juni 2015

bild

Alle gentechnisch veränderten Produkte zu kennzeichnen, das fordert inzwischen die Industrie. Nun halten die Grünen dagegen und warnen vor „Verbraucherverdummung“. Ernährungsexperte Udo Pollmer sieht die Fronten hier komplett vertauscht.

Die Wirtschaft probiert es mal andersherum: Sie will endlich alle Produkte kennzeichnen, die in irgendeiner Weise mit Gentechnik hergestellt wurden. Prompt regt sich bei den Kritikern der Gentechnik heftiger Widerstand: Denn wenn ausgerechnet die Lebensmittel-Lobby ihre populären Forderungen nach uneingeschränkter Kennzeichnung übernimmt, dann verheißt das in der Politik nichts Gutes.

Die Gentechnik-Gegner begründen ihre überraschende Kehrtwende damit, die „Lobbytruppe“ der Wirtschaft wolle eine Labelflut in den Regalen, „die den Verbrauchern suggeriert, der Gentechnik sei nicht mehr zu entkommen“. Sie hoffen, dass immer mehr Produkte mit dem Aufdruck „gentechnikfrei“ werben, noch besser, dass ganze Landstriche als „gentechnikfreie Regionen“ ausgerufen werden.

So Unrecht haben sie mit ihrer Befürchtung nicht. Die Kritiker der Gentechnik wissen natürlich, dass ihre gentechnikfreien Regionen potemkinsche Dörfer sind, Kulissen für gutgläubige Verbraucher. Wenn heute auf allen Produkten, die mit Gentechnik hergestellt worden sind, ein „roter Gentechnik-Punkt“ kleben müsste, so spotten Kritiker, dann wären die meisten Produkte im Supermarkt damit gebrandmarkt, egal ob Lebensmittel, Kosmetika, Waschmittel oder Textilien. Viele „natürliche“ Beigaben wie „Aromen“ oder „Duftstoffe“ stammen aus dem Genlabor, fast jedes Brot und Brötchen enthält gentechnische Enzyme, ebenso unsere Waschmittel, selbst die Sojawürstchen sind mit Glutamat aus gentechnisch veränderten Mikroben gewürzt.

Und die Wirtschaft? Die setzt nun – nach Jahren der Öffentlichkeitsscheu – zur Flucht nach vorne an, sie will mit ihrem Vorstoß einen Überraschungscoup landen. Hatte nicht vor Jahren der Chemiekonzern Hoechst damit seine Kritiker bloßgestellt? Nach einem eher unbedeutenden Chemieunfall, der sich durch ungeschicktes Agieren in der Öffentlichkeit zum medialen Super-GAU entwickelte, entschloss sich die Pressestelle, jedes Malheur zum Störfall hochzustilisieren. Die Medien stürzten sich zunächst begierig auf verschüttete Putzeimer und umgekippte Kanister, wurden dann aber des Spiels überdrüssig. Hoechst war endlich aus den Schlagzeilen. Und genau diesen Effekt erhoffen sich die Produzenten jetzt ebenfalls.

Gentechnik auf allen Produktionsstufen angekommen
Vom Schweigen profitieren bisher vor allem Branchen, die vermeintlich frei von Gentechnik sind, also Produkte gekennzeichnet mit „bio“ oder „gentechnikfrei“. Doch die Gentechnik ist längst auf allen Stufen der Produktion angekommen. Mit gentechnischen Verfahren werden Krankheitserreger von Nutzpflanzen und Nutzvieh identifiziert. Die schnelle und zuverlässige Diagnostik ist Voraussetzung für eine Verminderung des Einsatzes von Pestiziden und Antibiotika. Für die Schweinemast kommen die tierischen Aminosäuren und die Vitamine heute von Bakterien, die gentechnisch optimiert wurden. Werden diese Gen-Produkte an Tiere verfüttert, darf sogar das Siegel „gentechnikfrei“ drauf.

Es ist kaum zwei Jahre her, dass das ZDF in Biogemüse allerlei artfremde Gene nachgewiesen hatte, die nicht durch traditionelle Züchtung hineingeraten sein konnten. Die fraglichen Biogemüse, sogenannte CMS-Hybriden, waren mit modernster Gentechnik zusammengebastelt worden. Ohne diese hätte sich wohl auch Bio längst vom Acker gemacht. Wenn derzeit unsere Politiker ein generelles Verbot der Gentechnik auf unseren Äckern fordern, so ist das pure Augenwischerei. Ein Teil der Gentechnik wie die CMS-Hybriden fällt einfach durch das weitmaschige Netz der Definitionen. Und der andere Teil – wie genveränderte Baumwolle – wird halt im Ausland angebaut und hier verwendet.

Was lehrt uns das? Je lauter der Ruf nach dem „Schutz des Verbrauchers“ ertönt, um so unappetitlicher die Absichten. Land- und Lebensmittelwirtschaft haben die Öffentlichkeit hinters Licht geführt, sie haben die Gentechnik auf breiter Front eingesetzt und darüber geschwiegen. Umwelt- und Verbraucherschützer haben wider besseren Wissens so getan, als könnten wir durch Spenden in der Bilderbuchwelt von Heidi und ihrem Almöhi speisen. Mahlzeit!

Literatur:

Opium fürs Volk: Natürliche Drogen in unserem Essen von Udo Pollmer

Saat der Zerstörung. Die dunkle Seite der Gen-Manipulation von F William Engdahl

Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert von Marie-Monique Robin

Quellen: PA/deutschlandradiokultur.de vom 12.06.2015

http://www.pravda-tv.com/

EU-Kommission: Zulassungen für 19 Gentechnik-Pflanzen

10. Mai 2015

titelbild

EU-Kommission erteilt Zulassungen von 19 genmanipulierten Pflanzen, 17 davon für die Verwendung in Lebens-/Futtermitteln!

Die Pflanzen stammen von den amerikanischen Konzernen Monsanto und Du Pont sowie von den deutschen Firmen Bayer und BASF.

Das Unkrautbekämpfungsmittel Roundup (Glyphosat) ist in den USA (und auch in Europa) in der Luft, im Regen, im Grundwasser, in der Erde und in den meisten Nahrungsmitteln zu finden. Und immer mehr wissenschaftliche Forschungen weisen auf dessen krebsfördernden Eigenschaften hin.

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hatte eine Sitzung mit 17 Krebs-Experten aus 11 Ländern einberufen. Diese bewerteten aus den verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen von fünf verschiedenen Pestiziden, einschließlich Glyphosat, ob diese als krebserzeugend einzustufen sind. Krebserzeugende Stoffe sind Stoffe, die zu Krebs unter bestimmten Expositionsniveaus führen können.

Jedes zweite Kind in den USA leidet heute bereits unter chronischen Krankheiten wie Asthma, Allergien, Autismus, Autoimunerkrankungen, Crohn, Diabetes und Fettleibigkeit. Diese und andere Krankheiten lassen sich direkt mit GVO und Glyphosat, den Produkten von Monsanto, in Verbindung bringen.

Und nun, wo auch die WHO bestätigt hat, dass Glyphosat krebserregend sein kann, haben Juncker und Co. gleich reagiert und ebensolchen herbizidrestistenten Mais und Raps auf den Weg gebracht. Da sieht man mal wieder, wer das Sagen hat – Monsanto, Du Pont Bayer und BASF.

Die EU-Kommission hat am 24.4.2015 Neuzulassungen für folgende gentechnisch veränderte Organismen erteilt bzw. deren geltende Zulassungen erneuert:

  • Mais: Droughtgard™ (MON87460), LibertyLink™ (T25), Roundup Ready 2™ (NK603)
  • Raps: Roundup Ready™ (GT73), TruFlex Roundup Ready™ (MON88302)
  • Soja: Plenish™, TREUS™ (305423), Cultivance™ (CV127), Vistive Gold™ (MON87705), Genuity Roundup Ready 2 Xtend™ (MON87708), MON87769
  • Baumwolle: TwinLink™ (T304-40), Roundup Ready Flex™ (MON88913), LL25 x GHB614, MON531 x MON1445, Bollgard II™ (MON15985), Bollgard I™ (MON531), Roundup Ready™ (MON1445)

Hier finden sie den tabellarischer Überblick der Neuzulassungen vom 24 April 2015 als pdf:

tabellarischer Überblick Neuzulassungen 24 April 2015.pdf

 

Testbiotech plant eine Musterbeschwerde gegen die Entscheidung der EU-Kommission.

Die Organisation hatte bereits in drei anderen Fällen offiziell Beschwerde eingelegt, ein Fall ist bereits beim Gerichtshof der Europäischen Union anhängig.

„Die Risiken der jeweiligen Pflanzen wurden nicht ausreichend erforscht. Kombinierte Auswirkungen auf die Gesundheit, die auftreten können, wenn die Pflanzen in Nahrungsmitteln gemischt werden, wurden sogar überhaupt nie untersucht“, sagt Christoph Then von Testbiotech. „Der laxe Umgang mit den Risiken dieser Pflanzen und deren massenhafte Zulassung führt zu stetig steigenden gesundheitlichen Risiken in der Nahrungsmittel­produktion.“

Die Risikobewertung der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA wurde auch von Experten verschiedener EU-Mitgliedsländer kritisiert. Doch dies hatte keine Auswirkungen auf die Zulassungen. Stattdessen schlägt die EU-Kommission jetzt neue Regeln vor, die es einzelnen Mitgliedsländern erlauben sollen, den Import von Gentechnikpflanzen zu verbieten. Den Mitgliedsländern soll dabei allerdings ausdrücklich untersagt werden, ihren Importstopp beispielsweise mit gesundheitlichen Risiken zu begründen. Damit könnten entsprechende Importverbote in Zukunft kaum gegen Klagen verteidigt werden.

Lesen Sie hier die Pressemitteilung der Europäische Kommission:

Kommission erteilt Zulassungen für 17 GVO zur Verwendung in Lebens-/Futtermitteln und für 2 GV-Nelkensorten
Brüssel, 24 April 2015

Die Kommission hat heute 10 Neuzulassungen für genetisch veränderte Organismen (GVO) zur Verwendung in Lebens-/Futtermitteln erteilt, 7 bereits geltenden Zulassungen erneuert und die Einfuhr von 2 GV-Schnittblumensorten genehmigt (nicht zur Verwendung in Lebens- oder Futtermitteln). Diese GVO haben ein vollständiges Zulassungsverfahren durchlaufen, das auch eine positive wissenschaftliche Bewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) umfasst.

Die Zulassungsbeschlüsse gelten nicht für den Anbau.

Die Abstimmung der Mitgliedstaaten über die heute zugelassenen GVO ergab sowohl im Ständigen Ausschuss als auch im Berufungsausschuss „keine Stellungnahme“, da es weder für noch gegen die Zulassung eine qualifizierte Mehrheit gab. Die Kommission hat die ausstehenden Beschlüsse nun erlassen, wozu sie gemäß dem derzeitigen GVO-Rechtsrahmen verpflichtet ist. In den vergangenen Monaten, in denen der Entscheidungsprozess bezüglich GVO-Zulassungen überprüft wurde, waren keine Zulassungen erteilt worden. Das Ergebnis der Überprüfung wurde am 22. April mit der Annahme einer Mitteilung über die Überprüfung des Entscheidungsprozesses in Bezug auf die Zulassung von GVO und eines Legislativvorschlags zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1829/2003 über genetisch veränderte Lebensmittel und Futtermittel bekannt gegeben (IP/15/4777, MEMO/15/4778 und MEMO/15/4779). Bis die neuen Rechtsvorschriften von Parlament und Rat verabschiedet werden, muss das Zulassungsverfahren gemäß dem derzeit geltenden Rechtsrahmen durchgeführt werden.

Für alle heute zugelassenen GVO wurde vor Erteilung der Zulassung nachgewiesen, dass sie sicher sind. Für jeden GVO, der in Verkehr gebracht werden soll, wurde von der EFSA in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten eine Risikobewertung vorgenommen. Die heute zugelassenen GV-Lebens- und -Futtermittel kommen zu den in der EU zur Verwendung in Lebens- und Futtermitteln bereits zugelassenen 58 GVO hinzu (dabei handelt es sich um Mais, Baumwolle, Sojabohnen, Ölraps und Zuckerrüben).

Die Zulassungen gelten 10 Jahre, und jedes aus diesen GVO hergestellte Erzeugnis unterliegt den EU-Vorschriften in Bezug auf Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung.

Die heutigen GVO-Zulassungen umfassen:

10 Neuzulassungen (für die Maissorte MON 87460, die Sojabohnensorte MON 87705, die Sojabohnensorte MON 87708, die Sojabohnensorte MON 87769, die Sojabohnensorte 305423, die Sojabohnensorte BPS‑CV127‑9, die Ölrapssorte MON 88302, die Baumwollsorte T304-40, die Baumwollsorte MON 88913 und die Baumwollsorte LLCotton25xGHB614);

7 Erneuerungen bereits geltender Zulassungen (für die Maissorte T25, die Maissorte NK603, die Ölrapssorte GT73, die Baumwollsorte MON 531 x MON 1445, die Baumwollsorte MON 15985, die Baumwollsorte MON 531 und die Baumwollsorte MON 1445); zwei GV-Schnittblumen (Nelkensorten IFD-25958-3 und IFD-26407-2).

Die Liste der zugelassenen GV-Pflanzen und der genaue Geltungsbereich der betreffenden Zulassungen kann im EU-Register der in Lebens- und Futtermitteln zugelassenen GVO abgerufen werden: 

http://ec.europa.eu/food/plant/gmo/new/index_en.htm

Literatur:

Saat der Zerstörung. Die dunkle Seite der Gen-Manipulation von F William Engdahl

Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert von Marie-Monique Robin

Unser täglich Gift: Tatsächliche und vermeintliche Schadstoffe im Alltag von Hermann Roth

Quellen: PublicDomain/netzfrauen.org vom 04.05.2015

http://www.pravda-tv.com/

Mit Terminator-Saatgut zur Kontrolle der Völker

6. Mai 2015

genfood-gesundheit-monsanto

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit sind einige gigantische Konzerne gemeinsam mit der Regierung der USA daran, die weltweite Kontrolle über sämtliches Saatgut zu erlangen. Es ist gentechnisch so verändert, daß es vor der Wiederaussaat „Selbstmord“ begeht. Ihr Ziel hatte Henry Kissinger schon auf den Punkt gebracht: „Kontrolliere die Nahrungsmittel, und du kontrollierst das Volk.“

Tun Sie so, als wäre das, was Sie gleich lesen werden, ein Krimi, denn sonst glauben Sie es vielleicht nicht. Ein Konzern, der Agrarpestizide und -herbizide herstellt und Saatgut für die wichtigsten Getreidearten verkauft, ließ 2006 verlauten, daß er einen kleinen, sozusagen unbekannten Saatguthersteller in Mississippi aufkaufen wolle: die Firma Delta & Pine Land aus Scott im US-Bundesstaat Mississippi. Die Massenmedien nahmen keine Notiz von diesem Ereignis. Durch diese Übernahme erhält jedoch der weltgrößte Hersteller von genetisch veränderten Organismen (GVO), der Monsanto-Konzern aus St. Louis, Missouri, die weltweiten Patentrechte für die sogenannte ‚Terminator‘-Saatgut-Technologie.

Um die Bedeutung dieser Fusion verstehen zu können, müssen wir etwa vierzig oder mehr Jahre auf die Anfänge des ‚Agrobusiness‘ zurückblicken. Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts beschlossen zwei Professoren der Harvard Business School (von denen einer zuvor ein hoher Beamter des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums gewesen war), die weltweite Nahrungsmittelproduktion zu revolutionieren. Nach außen hin war es ihr Ziel, die Landwirtschaftserträge zu steigern. Das Geschäft des Nahrungsmittel- und Ballaststoffanbaus sollte ebenso effizient werden wie die Herstellung von Automobilen oder Rundfunkempfängern.

Die beiden Professoren hießen Ray Goldberg und John Davis. Sie prägten den Begriff ‚Agrobusiness‘ als Umschreibung für ihre stille Revolution. Ihr Argument war es, daß die Landwirtschaft, die den jahreszeitlichen Wachstumszyklen unterworfen ist, zu sehr auf den Kleinbauern ausgerichtet sei. Der Kleinbauer war das ‚schwache Glied‘ in ihrer Kette. Wenn er keinen Mais oder Weizen anbauen kann, hält er Milchkühe, Hühner und ein paar Schweine und verkauft seine Erzeugnisse auf dem Dorfmarkt. Wir nennen ihn den Familienbauer.

Kochende Frösche: Die schleichende Agrobusiness-Revolution

Angefangen haben sie mit den Zitrusfarmern in Florida und dem Orangensaft-Hersteller Sunkist. Langsam begannen Goldberg und Davis, das Gesicht der amerikanischen Landwirtschaft zu verändern. Dann kamen die Hühner. Anstelle von einigen wenigen Hühnern mit freiem Auslauf, die ihr Futter im Freien aufpickten, führten Perdue Farms und später Tyson Farms aus Arkansas die Methoden von Davis und Goldberg ein. Damit wurde die Geflügelzucht industrialisiert. Wie bei einer Autoherstellung am Förderband wurden auf Betriebsanalysen basierende Methoden eingeführt. Die Schlüsselzahl war die Massenproduktion von Tonnen von Hühnerfleisch pro Stunde. Auf den sogenannten Fabrikfarmen wurden die Fütterung, Impfung und Schlachtung mechanisiert. Es wurden Zehntausende, manchmal Hunderttausende von Kleinvögeln in Käfigen zusammengepfercht, wo sie niemals das Tageslicht erblickten. Sie wurden mit Antibiotika vollgepumpt, weil sie dadurch schneller wuchsen. Zeit war Geld.

Schritt um Schritt breitete sich das Agrobusiness über die ganze amerikanische Landwirtschaft aus. Die Energiekrise der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gab der ‚Kostenreduktion‘ nochmals einen großen Auftrieb. Landwirte mußten Kredite aufnehmen, um überleben zu können, was Hunderttausenden von ihnen nicht gelang. Dann nahm die ‚Wirtschaftlichkeit durch Massenproduktion‘ die Überhand. Riesige Weidelandbetriebe wie die Firmen Iowa Beef Processors, Cargill Beef und andere schlossen sich Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts in den USA zu einem Rindfleisch-Kartell zusammen. Es war Präsident Lincoln gewesen, der während der 60er Jahre des 19. Jh. das amerikanische Landwirtschaftsministerium gegründet hatte, um die Interessen von Familienlandwirten zu schützen. Nun war eben dieses Ministerium zu einem politischen Amt der großen Agrobusiness-Konzerne umgewandelt worden. Als ihre Schulden anstiegen, wurden die Landwirte langsam gezwungen, ihre Arbeitskraft auf vertraglicher Basis an die neuen Agrobusiness-Konzerne wie Tyson Foods oder Cargill Beef zu vergeben. Das traditionelle Gesicht des landwirtschaftlichen Amerikas wandelte sich radikal.

Anfang der 90er Jahre führte eine Reihe von Fusionen und Übernahmen in den USA zu einem Kartell. Über 80 Prozent der 35 Millionen Viehschlachtungen pro Jahr waren nun in den Händen von vier Großkonzernen. Genau das gleiche galt für die meisten anderen Nahrungsmittelbereiche.

Diese Umwandlung war für die neuen, gigantischen Agrobusiness-Konzerne sehr rentabel. Das Einkommen der Familienlandwirte stürzte in sich zusammen, da sie bis zum Ende des 20. Jahrhunderts die Kontrolle über ihren Markt vollständig an die Agrobusiness-Giganten abgeben mußten. Der durchschnittliche Jahresgewinn auf dem Aktienkapital stieg im industriellen Nahrungsmittelverarbeitungssektor von 13 Prozent im Jahr 1993 auf 23 Prozent im Jahr 1999. Hunderttausende von unabhängigen Familienlandwirten wurden durch die Ausbreitung des Agrobusiness und der dazugehörenden Großbetriebe aus dem Geschäft gedrängt. Es war ihnen unmöglich, dem Wettbewerb standzuhalten. Die traditionelle Landwirtschaft war arbeitsintensiv, wohingegen die Fabriklandwirtschaft kapitalintensiv war. Die Landwirte, denen es gelang, Geld für Tierhaltesysteme aufzunehmen, stellten bald schon fest, daß die geringen Ersparnisse der Arbeitskosten nicht genügten, um die steigenden Einrichtungs-, Energie-, Käfighaltungs- und Medikamentenkosten zu decken.

Die Zunahme der Fabriklandwirtschaft führte zu einer Abnahme des Einkommens, das unabhängige Landwirte durch ihre Tierhaltung erzielen konnten; Tausende wurden aus dem Geschäft gedrängt. Zwischen 1979 und 1998 nahm die Zahl der Landwirte in den USA um 300’000 ab.

Ende der 90er Jahre beschrieb ein Bericht des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums, welche enormen Sozialkosten mit der Zerstörung der amerikanischen Familienfarm durch das Agrobusiness verbunden waren und wie die wirtschaftliche Basis von ganzen Landwirtschaftsgemeinschaften zusammenbrach. Orte, deren wirtschaftliche Grundlage die Landwirtschaft bildete, wurden zu Geisterstädten. Das Landwirtschaftsministerium ließ diesen Bericht verschwinden.

In den 80er und 90er Jahren verließen Landwirte in Scharen ihr Familienland; das Agrobusiness füllte die Lücke schnell. In von der Landwirtschaftsdepression betroffenen Gegenden versuchten Gemeinden oft verzweifelt, Arbeitsplätze anzuziehen und boten den neuen Agrobusiness-Giganten attraktive Zugeständnisse, Steuervorteile und andere Anreize, damit sie ihre industriellen Landwirtschaftbetriebe in der Region ansiedelten. Damit sollten neue Arbeitsplätze geschaffen und wirtschaftliches Wachstum erzielt werden. Das Hauptwachstum fand, aufgrund der gewaltigen Tieranhäufungen, beim Tierkot statt – tierische Abfallprodukte in unvorstellbaren Mengen fielen an.

Dieser Prozeß wurde von finanzstarken politischen Lobbygruppen unterstützt, um jahrzehntealte Gesetze zu Fall zu bringen, welche solche Monopole in der Nahrungsmittelproduktion verboten. Parallel dazu gab es beim Saatgut ähnliche Tendenzen. Ohne Saatgut kann heute kein Landwirt Feldfrüchte wie Weizen, Mais, Sojabohnen, Raps oder Reis anbauen.

Die Kontrolle der weltweiten Versorgung mit Saatgut ist zum Ziel der machtvollen elitären Interessensgruppen geworden, die hinter den marktbeherrschenden Machtkonzentrationen im Agrobusiness in den USA und in der EU stehen. Im wesentlichen kontrollieren weltweit drei oder vier Getreidekonzerne (die alle in den USA ansässig sind) den überwältigenden Anteil an Saatgut für Sojabohnen, Weizen und andere Nahrungsmittel. Cargill, Bunge, ADM und, bis vor kurzem, Continental Grain bestimmten den Welthandelspreis für Saatgut.

Die Personen der obersten Unternehmensleitung wechselten von der Industrie in die Regierung, um die Gesetzgebung zu kontrollieren und im amerikanischen Landwirtschaftsministerium sowie in wichtigen EU-Landwirtschaftsministerien die Politik zu beeinflussen. Es gab jedoch eine klaffende Lücke in der vollständigen Kartellisierung und Kontrolle der Nahrungsmittel als globales Wirtschaftsgut, nämlich die Tatsache, daß Landwirte imstande waren, einen Teil ihrer eigenen Ernte als Saatgut für die nächste Aussaat einzusetzen, ohne den großen Saatgutherstellern wie Pioneer HiBred, Syngenta oder Monsanto jährliche Lizenzgebühren entrichten zu müssen.

Das fehlende Stück im Agrobusiness-Puzzle war die Vervollkommnung von patentiertem Saatgut. Dessen Zweck war es, nach nur einer Ernte Selbstmord zu begehen, um den Landwirt zu zwingen, jährlich eine Gebühr zu entrichten oder seinen Ernteertrag gänzlich zu verlieren. Solches Saatgut wird unter dem Namen GURT (Genetic Use Restriction Technologies – Technologien zur Einschränkung durch Genmanipulation) gehandelt. Der verbreitete Name für diese genmanipulierten Samen ist Terminator, zu Ehren der Hollywood-Filmfigur, die in fröhlicher Ausgelassenheit tötet.

Wie ein altes chinesisches Sprichwort sagt: „Wenn du einen Frosch kochen willst, mußt du ihn zuerst in einen Topf mit kaltem Wasser setzen. Während der Frosch dann in seliger Genügsamkeit dasitzt, kannst du das Wasser ganz, ganz langsam zum Kochen bringen, bis es für den Frosch zu spät ist, hinauszuspringen.“

Ganz ähnlich ist es mit der Kartellisierung der weltweiten Nahrungsmittelversorgung. Die Landwirtschaft erfuhr in den letzten vier Jahrzehnten eine grundlegende Wandlung von einem stabilen, gesunden Familienunternehmen hin zu gigantischen weltumspannenden Industrieunternehmungen, deren Nahrungsmittelerzeugnisse zunehmend vergiftet sind und deren Nährwert immer zweifelhafter wird. Begonnen hat alles in den Vereinigten Staaten und in Kanada und hat sich dann auch auf die EU-Länder ausgebreitet – dank des enormen politischen Drucks, den Washington auf die Europäische Kommission ausgeübt hat. Nun bezeichnet der Erwerb des Terminator-Patentes durch Monsanto den Anfang einer nichts Gutes verheißenden neuen Phase in der globalen Monopolisierung unserer Nahrungsmittelversorgung.

Terminator: das fehlende Glied

Die Monsanto Corporation aus St. Louis, Missouri, ist der weltgrößte Hersteller von genmanipuliertem Saatgut und dazugehörenden Agrochemikalien. Deren Entscheidung, die Firma Delta & Pine Land zu übernehmen, wurde gefällt, um das fehlende Glied zu ergänzen und damit die totale Kontrolle der weltweiten Saatgutversorgung für die Nahrung von Mensch und Tier durch eine winzige Elite von Privatkonzernen sicherzustellen. Wenn die Menschen nicht aufwachen und das Offensichtliche sehen, dauert es vielleicht noch ein Jahrzehnt, bis die vollständige Kontrolle über die weltweite Nahrungsmittelversorgung in den Händen von vielleicht drei oder vier gigantischen Privatkonzernen liegt, die allesamt enge Verbindungen zur Kriegsmaschinerie des amerikanischen Verteidigungsministeriums haben. Dadurch bekämen sie eine Macht über das menschliche Leben, die zuvor niemand hatte, nicht einmal die machtgierigsten Eliten.

Am schockierendsten ist die Tatsache, daß die Terminator-Technologiepatente von Delta & Pine Land gemeinsam mit der Regierung der USA und dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium entwickelt wurden. Letzteres arbeitete seit 1983 mit Delta & Pine Land zusammen, um die Terminator-Technologie durch die Genmanipulation von Saatgut zu vervollkommnen. Doch was genau ist die Terminator-Technologie, und warum ist sie so gefährlich?

Den meisten von uns ist es egal, woher der Mais in der Kellogg’s Corn Flakes-Schachtel oder der Schnellkochreis in der Schachtel von Uncle Ben’s herkommt, wenn wir im Supermarkt einkaufen gehen; alles entspringt aber einem Samenkorn. Ein Landwirt kann die Samen seiner Ernte des Vorjahres nehmen und sie wieder aussäen, um die nächste Ernte zu erzeugen. Samen können aber auch für jede Aussaat neu gekauft werden, und zwar bei den Firmen, die ihr Saatgut kommerziell vertreiben.

Das Aufkommen von kommerziell patentiertem GVO-Saatgut Anfang der 90er Jahre ermöglichte Firmen wie Montanto, DuPont oder Dow Chemicals einen Wechsel vom Lieferanten für agrochemische Herbizide und Pestizide wie Roundup hin zu patentiertem genmanipuliertem Saatgut wie Mais, Reis, Sojabohnen oder Weizen zum Anbau auf landwirtschaftlichen Betrieben.

Einen großen Aufschrei gab es – zurecht – deswegen, weil diese patentierten ‚Suizid-Samen‘ eine Bedrohung für die mittellosen Bauern in Entwicklungsländern wie Indien oder Brasilien darstellen, die normalerweise ihr eigenes Saatgut für die nächste Aussaat zurückbehalten. Terminator-Saatgut stellt im wesentlichen eine Bedrohung für die Lebensmittelversorgung in Europa, Nordamerika, Japan und in allen Ländern dar, in welchen Monsanto und dessen Elitekartell von GVO-Agrobusinessfirmen in den Markt eintritt.

‚Terminator‘-Pflanzen sind genmanipuliert, damit sie sterile Samen hervorbringen. Durch das Einführen von ‚Unterstützer‘- und ‚Markierungs‘-Genen und Gen-Schaltern ist es möglich, die Sterilität der Ernte dadurch ein- oder auszuschalten, daß die Pflanze auf der Molekularebene mit Chemikalien behandelt wird. Das Saatgut kann geerntet werden, jedoch kann es ohne wiederholte Anwendung eines chemischen Induktors nicht als Ausgangsmaterial für die nächste Aussaat verwendet werden.

Literatur:

Saat der Zerstörung. Die dunkle Seite der Gen-Manipulation von F William Engdahl

Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert von Marie-Monique Robin

Unser täglich Gift: Tatsächliche und vermeintliche Schadstoffe im Alltag von Hermann Roth

Quelle: zeitenschrift.com

http://www.pravda-tv.com/2015/05/mit-terminator-saatgut-zur-kontrolle-der-voelker/

Genetische Manipulation des Menschen: Eine Grenze ist überschritten

27. April 2015 aikos2309

genmanipulation-mensch

Genforscher haben davor gewarnt. Und trotzdem veröffentlichten chinesische Wissenschaftler eine Arbeit, die die gezielte genetische Manipulation von menschlichen Embryonen dokumentiert. Die Zukunft und die Identität der Spezies Mensch stehen auf dem Spiel.

Früher war es mit der biotechnologischen Forschung noch einfach, denn alles hatte seine Zeit. Man erinnere sich an Schaf Dolly: Kaum waren die ersten Wellen des Protestes verebbt, kehrte Gemütlichkeit in die Debatte ums Klonen ein. Die befürchteten Klonsoldaten tauchten ja nirgends auf. Der nächste Dammbruch folgte erst Jahre später – und erwies sich auch noch als Betrug. Wieder durfte der Diskurs ein bisschen dösen. Fortschritt brauchte seine Zeit.

Das ist jetzt allerdings vorbei, und zwar ein für alle Mal. Es gilt aufzuwachen, die Sinne zu schärfen, um noch Schritt halten zu können mit dem, was passiert. Als die Newsredaktion des Wissenschaftsjournals Nature am vergangenen Donnerstag von einer Weltneuheit berichtete, ging es um einen biotechnologischen Scoop, vor dem weltweit anerkannte Genforscher eben erst gewarnt haben: die gezielte genetische Manipulation von menschlichen Embryonen.

Unangetastete Grenze überschritten

Bisher war die so gar nicht möglich. Doch die Warner wussten, was sie meinten. Nur fünf Wochen später haben chinesische Wissenschaftler jetzt eine Arbeit veröffentlicht, die eine solche Manipulation an befruchteten Eizellen dokumentiert. In der Theorie ist damit eindeutig eine bislang unangetastete Grenze überschritten, die vielzitierte rote Linie. Denn was der Mensch in solchen sehr frühen Embryos verändert, bleibt. Für alle folgenden Generationen. Für immer.

Schuld daran ist eine verblüffend effektive und dabei leicht anzuwendende Technik, die erst vor drei Jahren entwickelt wurde und in einem Tempo die Biolabors der Welt erobert hat, das wenige für möglich hielten. Die Methode mit dem kuriosen Namen Crispr/Cas9 (gesprochen Krisper-Kas-nein) sollte man sich allerdings merken. Sie hat längst schon einen Zeitenwechsel in der Lebenswissenschaft eingeleitet, weil sie im Prinzip jeder Azubi anwenden kann – und weil sie derart rasant verbessert wird, dass jede Arbeit, die jetzt erscheint, im Grunde schon mit altem Werkzeug hantiert. Allein in den vergangenen Wochen sind mehrere Belege dafür erschienen, unter anderem aus Deutschland, wie hervorragend sich Crispr noch besser, noch effektiver machen lässt.

Die Studie ist weder gut, noch hat sie ihre Ziele erreicht

Es wäre deshalb ein fataler Fehler, sich mit dem üblichen Tunnelblick nur diese Arbeit der Chinesen anzuschauen, auf die vielen Schwächen hinzuweisen und darüber zu triumphieren, dass hier doch noch nichts Richtiges passiert sei. Denn ja, klar: Die Studie ist weder gut, noch hat sie ihre Ziele erreicht. Das Journal, in dem sie veröffentlicht wurde hatte, ist unbekannnt und hatte die Arbeit innerhalb eines Tages akzeptiert – normalerweise dauert sowas in einem Peer-Review-Journal Wochen und Monate. Das ist einigermaßen verdächtig.

Und von den mehr als 80 lebensunfähigen Embryonen, in denen die Wissenschaftler ein Gen für die bislang unheilbare Sichelezellenanämie ausschalten wollten, kam es nur in vier Fällen überhaupt zu einem gezielten Austausch der gewünschten Erbanlage. In der Mehrheit endete die Prozedur als Fehlerhäufung. Im Grunde also ein großer Murks, das Papier.

Aber die Zeiten, in denen man sich nach so einer Diagnose gelassen zurücklehnen konnte bis irgendwann mal eine etwas bessere Arbeit auftaucht, sind eben vorbei. Es passiert jetzt alles gleichzeitig, de facto überholen sich die Errungenschaften der Biomedizin inzwischen selbst. Das zeigt besonders eindrücklich eine andere Arbeit, die in dieser Woche erschienen ist, und in dem Aufschrei ums Embryo-Papier fast gar nicht bemerkt wurde.

Technik, die das dritte Elternteil überflüssig macht

Kaum sind in Großbritannien nämlich die sogenannten Dreieltern-Kinder zugelassen, stellt ein internationales Forschungsteam in der hoch angesehene Zeitschrift Cell eine Technik vor, die das dritte Elternteil ganz elegant schon wieder überflüssig macht – und dennoch das leiche Resultat erzielt. Das Verfahren funktioniert ähnlich wie Crispr. Und wird gewiss sehr schnell durch Crispr ersetzt werden.

Abzuwarten und teilnahmslos zuzugucken ist deshalb keine Option mehr. Dessen müssen sich alle Beteiligten der ethischen Debatte um genetische Eingriffe am Menschen endlich bewusst werden – nicht nur die Wissenschaftler, von denen einige ja gehandelt und gewarnt haben, sondern Politiker, Ethikräte, die ganze Gesellschaft. Alle sind betroffen. Es geht um nichts weniger als die Zukunft und die Identität der Spezies Mensch.

Die neuen Methoden bergen dabei ein enormes Potenzial, Leid zu verhindern und Gutes zu bewirken. Doch was davon passieren soll und was nicht, darüber müssen sich die Menschen vorher klar werden. Nicht hinterher, wenn es zu spät ist.

Quellen: dpa/sueddeutsche.de vom 25.04.2015

http://www.pravda-tv.com/2015/04/genetische-manipulation-des-menschen-eine-grenze-ist-ueberschritten/

Geheimverhandlungen: Privatisierung von Saatgut kommt

13. April 2015

saatgut-privatisierung

Die Bill and Melinda Gates Stiftung plant Saatgut in Afrika zu privatisieren. Im Londoner Sitz der Stiftung fand am 23. März 2015 ein „geheimes“ Meeting mit der United States Agency for International Development (USAID) statt, um die Einzelheiten dazu zu besprechen. Aktivisten, die von diesem Meeting Wind bekommen hatten, starteten eine Protestaktion vor dem Sitz der Stiftung.

Sollte Saatgut in Afrika tatsächlich privatisiert und monopolisiert werden, sind vor allem afrikanische Kleinbauernfamilien die Leidtragenden. Seit jeher haben sie ihr Saatgut selbst hergestellt und regen Austausch und Handel mit Nachbardörfern betrieben, um die genetische Vielfalt aufrecht zu erhalten, aber auch um Kosten zu sparen. Eine Saatgutprivatisierung würde die Existenz von Millionen Bauernfamilien bedrohen.

Getarnt als „grüne Revolution“

Die Bill and Melinda Gates Stiftung unterstützt zudem ein Projekt der AGRA (Alliance for a Green Revolution in Africa), in welchem Kleinbäuerinnen und –bauern in Zukunft von Hochleistungssaatgut profitieren sollen.  Wie die Erfahrung gezeigt hat, brachte die sogenannte „grüne Revolution“ etwa in Asien oder Lateinamerika viele Probleme wie Umweltverschmutzung, Wasserknappheit, Bodenerosion und Minderung der Biodiversität mit sich.

Ein weiteres Problem der Hochleistungssorten, die heute oft mit Hilfe von Gentechnik erzeugt werden, sind die enormen Mengen an Dünger und Pflanzenschutz, die eingesetzt werden müssen, um die gewünschten Erträge zu erzielen. Mit diesem Ansatz ist die Bill and Melinda Gates Stiftung auf dem Holzweg und würde den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern grossen Schaden zufügen. Profitieren werden wieder einmal Agroriesen wie Syngenta, Monsanto oder Yara – was der Stiftung durch langjährige Zusammenarbeit sehr wohl bewusst ist.

Im Gegensatz zur Bill and Melinda Gates Stiftung setzt sich Biovision für eine „agrarökologische Revolution“ ein. Durch die Wissensvermittlung von ökologischen Methoden wie etwa die Push-Pull-Technologie konnten zahlreiche ostafrikanische Kleinbauernfamilien ihre Erträge vervielfachen.

Push-Pull

Nahrungssicherheit und mehr Ertrag für Kleinbauernfamilien dank ökologischem Anbau.

Push-Pull ist eine integrierte, umweltfreundliche Technologie, welche die Erträge steigert, indem sie Schädlinge bekämpft, gegen Trockenheit schützt und die Bodenfruchtbarkeit auf natürliche Art und Weise verbessert.

Zwischen Mais oder Hirse wird Desmodium gepflanzt, welches durch seinen Geruch die Stängelbohrer-Motten vertreibt – Push – und dazu beiträgt, dass der Boden Feuchtigkeit besser aufnehmen und speichern kann sowie die Fruchtbarkeit durch Stickstofffixierung erhöht. Zudem reduziert Desmodium das ertragsmindernde Unkraut Striga.

Um die Felder wird Napiergras gepflanzt, welches die Motten aus dem Feld herauslockt – Pull. Die Larven der Schädlinge bleiben dann an den klebrigen Blättern des Napiergrases hängen. Das Napiergras ist ausserdem ein willkommenes und gesundes Zusatzfutter für das Vieh.

Das Projekt zur Verbreitung dieser am Internationalen Insektenforschungsinstitut icipe in Nairobi entwickelten Methode läuft in Kenia seit 2006. Die Methode wird aber inzwischen auch in Tansania und Uganda angewandt. Seit 2013 wird seine Wirksamkeit auch in einem Projekt von Biovision in Tolay, Äthiopien, getestet.

Literatur:

Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert von Marie-Monique Robin

Saat der Zerstörung. Die dunkle Seite der Gen-Manipulation von F William Engdahl

Video: Monsanto – Mit Gift und Genen (2008)

Quelle: biovision.ch vom 24.03.2015

http://www.pravda-tv.com/

EU-Parlament beerdigt Saatgut-Verordnung

(Admin: Bleibt abzuwarten, ob es ein endgültiger Sieg gegen Monsanto & Co. sein wird.)

In Straßburg hat das EU-Parlament die umstrittene Saatgut-Verordung abgelehnt. Der Entwurf wurde an die EU-Kommission zurückgewiesen. Damit ist der Entwurf endgültig vom Tisch und das Verfahren in erster Lesung abgeschlossen.

Foto © Fuchs

Die umstrittene EU-Saatgutverordnung ist am Dienstag vom Europaparlament definitiv gekippt worden. Der Vorschlag der Kommission wurde mit einer überwältigenden Mehrheit von 650 Stimmen abgelehnt, bei 15 Gegenstimmen, ohne Enthaltungen. Kritiker der Verordnung beklagten, die EU-Regelung hätte zusätzliche Hürden für die Verbreitung gefährdeter Sorten geschaffen.

Entwurf endgültig vom Tisch

Eine Mehrheit von 511 Abgeordneten stimmte in der Schlussabstimmung auch dafür, das Verfahren in erster Lesung formal abzuschließen. Damit ist der Entwurf endgültig vom Tisch. Will die EU-Kommission an dem Vorhaben festhalten, die bisherigen zwölf EU-Richtlinien durch ein neues Gesetz zu ersetzen, müsste sie einen völlig neuen Vorschlag vorlegen.

Bis kurz vor der Abstimmung hatte es noch so ausgesehen, als könnte das EU-Parlament das Dossier nur an den zuständigen Agrarausschuss zurückweisen. In diesem Fall hätte das nächste EU-Parlament nach der Europawahl wieder auf die Saatgutverordnung zurückkommen müssen.

Abgeordnete forderten nach dem Votum den zuständigen EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg zum Rücktritt auf. Dieser hatte am Montag in Straßburg noch für eine Annahme des Entwurfes geworben. Die SPÖ Europaabgeordnete und sozialdemokratische Verhandlerin zu diesem Dossier, Karin Kadenbach, bezeichnete den Auftritt Borgs als „grenzwertig“. Der EU-Kommissar habe seinen Kritikern unterstellt, den Entwurf nicht verstanden zu haben, sagte sie.

Als „Sieg der Vernunft“ bezeichnete die ÖVP-Europaabgeordnete Elisabeth Köstinger das Votum. „Die ÖVP hat gegen die Saatgutpläne gestimmt, weil damit Bürokratie und Kosten auf die heimischen Betriebe und die bäuerlichen Saatgutzüchter gehäuft würden. Auch die Saatgutvielfalt in Europa würde gefährdet und der Handel und Tausch seltener Saatgutsorten massiv erschwert“, sagte Köstinger. „Der Vorschlag war zu industrielastig und wäre auf Kosten der Sortenvielfalt gegangen“, sagte Kadenbach. Köstinger und Kadenbach hatten sich bereits in den zuständigen Ausschüssen für eine Zurückweisung eingesetzt.

„Die Saatgut-Verordnung ist tot“

Die grüne Vizefraktionschefin Ulrike Lunacek kritisierte, Gesundheitskommissar Tonio Borg ignoriere die parteiübergreifende Kritik. „Die Kommission muss nun endlich eine neue Vorlage machen, die Aspekte der Biodiversität ins Zentrum stellt, statt weiter vorwiegend auf einheitliches Saatgut zu setzen.“ Der Vorschlag der EU-Kommission zu der „desaströsen“ Saatgutverordnung hätte es Landwirten und Kleingärtnern in Zukunft extrem erschwert, wenn nicht sogar unmöglich gemacht, ihr eigenes Pflanzenmaterial weiter frei zu nutzen.

„Die Saatgut-Verordnung ist tot“, begrüßte Iga Niznik von der Gesellschaft zur Erhaltung und Verbreitung der Kulturpflanzenvielfalt „Arche Noah“ das Ergebnis. Niznik betonte, in Österreich hätten im Rahmen einer Kampagne von „Arche Noah“ und „Global 2000“ 400.000 Personen gegen den Plan der EU-Kommission unterschrieben, europaweit etwa 800.000 Menschen. Die Zulassung für seltene Sorten dürfe nicht auf Nischen beschränkt werden.

Heidemarie Porstner, Agrarsprecherin bei der Umweltschutzorganisation Global 2000, sagte, das Ergebnis würde zeigen, dass man die EU-Gesetzgebung mitgestalten könne. Lob gab es für den Einsatz der EU-Parlamentarierinnen Köstinger und Kadenbach.

„Weniger Bürokratie, mehr Vielfalt“

„Arche Noah“ habe rund 6.000 alte Sorten im Archiv, davon vor allem Gemüse, sagte die Expertin. Derzeit betreibe die Gesellschaft in Österreich eine Kooperation mit der Handelskette „Spar“, im Rahmen derer etwa 20 Sorten verkauft würden. Dies wäre mit der EU-Saatgut-Verordnung nicht mehr möglich gewesen, sagte Niznik. Bauern hätten Saatgut ohne Auflagen nicht einmal mehr verschenken dürfen.

Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) zeigte sich in einer Aussendung über das Abstimmungsergebnis erfreut. Die abgelehnte Verordnung hätte zusätzlichen Verwaltungsaufwand gebracht und enthielt problematische Regelungen für selbstständige Produzenten. „Ich trete für weniger Bürokratie und mehr Vielfalt ein“, betonte der Minister.

„Jetzt ist die Europäische Kommission gefordert, das Saatgutrecht so weiterzuentwickeln, dass es dem Schutz der Biodiversität, der weltweiten Ernährungssicherheit und den Rechten der Bäuerinnen und Bauern dient“, forderte die Biobauern-Organisation „Bio Austria“

http://www.kleinezeitung.at/s/politik/aussenpolitik/eu/4135089/Strassburg_EUParlament-beerdigt-SaatgutVerordnung