U-Bahntreter: Armer Täter – kein Erinnerungsvermögen

https://www.youtube.com/watch?v=XTTnKr900a4

U-Bahn Treter (Foto: Screenshot Youtube)

Können Sie sich noch erinnern, wann Sie sich das letzte Mal an etwas nicht erinnern konnten? Der FOCUS, das Blatt für Herzschmerz & Leid, wartet hier mit einer rührseligen Geschichte auf, die fast zu traurig ist, als daß man sich nicht ewig an sie erinnern würde.

Ende Oktober letztes Jahr erregte dieses Video in den sozialen Netzwerken enorme Aufmerksamkeit und noch mehr Empörung. Es ist zu sehen, wie jemand, der wahrscheinlich noch nicht so lange hier lebt, eine junge Frau die Treppe im U-Bahnhof Hermannstraße hinuntertritt. Die Frau brach sich dabei einen Arm und zog sich eine Platzwunde am Kopf zu.

Der U-Bahntreter von Berlin, ein 28-jähriger Bulgare ohne Deutschkenntnisse, der aufgrund der Überwachungskamera schnell und eindeutig identifiziert worden war und nach seiner Flucht, in einem Bus aus Frankreich zurückkehrend, verhaftet worden ist, stand am Montag zum zweiten Mal vor Gericht. Der erste Prozeß war wegen eines erfolgreichen Befangenheitsantrags gegen eine Schöffin abgesagt worden.

Der Angeklagte gab den Geknickten. Bei seiner Festnahme habe er „heftig geweint“, so der Chefermittler. Der Angeklagte könne sich auch nicht mehr erinnern, wie es zu diesem gräßlichen Vorfall kommen konnte. Richtig fertig mit den Nerven sei er gewesen, als er sich selbst auf dem Überwachungsvideo wiedererkannte.

Der Angeklagte räumte am Montag freimütig ein, daß er die Tat begangen hat, äußerte sein größtes Bedauern und richtete eine Entschuldigung an die Anwältin der Geschädigten, die selbst nicht zur Verhandlung erschienen ist. Der 28-jährige Bulgare ist verheirateter Familienvater. Seine Ehefrau beschreibt ihn als einen freundlichen und hilfsbereiten Menschen, der von seinen Kindern sehr vermißt wird. Sie fügt an, daß es seit einem Autounfall im Jahre 2008 „Probleme im Kopf“ ihres Mannes gebe, daß er deswegen manchmal agressiv sei und wohl ebenfalls deswegen mit seinem Drogenkonsum begonnen habe.

Woran sich der Angeklagte jedoch noch genau erinnern konnte, das war, daß er an jenem unseligen Oktobertag letztes Jahr eine Menge privaten Stress gehabt hatte, sich deswegen schwer betrank – und zur Krönung seines exorbitanten Alkoholpegels auch noch einen bunt gemischten Drogencocktail-quer-durchs-Chemielabor in seiner Blutbahn auf öffentlichem Grund ausführte. Weswegen die Sache mit seinem Erinnerungsverlust auch so plausibel sei.

Da jedoch widerspricht ihm der Chefermittler. Auf dem Überwachungsvideo sei klar und deutlich zu sehen, daß es bei dem Tritt in den Rücken der jungen Frau kein Schwanken gegeben habe und daß der Tritt, einbeinig stehend, sehr zielsicher ausgeführt worden sei. Von alkoholbedingten Ausfällen könne keine Rede sein.

Zu zwei weiteren Vorwürfen der Staatsanwaltschaft äußerte sich der erinnerungslose Bulgare nicht. Zwei Wochen vor seinem Tritt im U- Bahnhof soll der 28-Jährige zweimal vor anwesenden Frauen masturbiert haben. Erster Tatort: ein Parkplatz, zweiter Tatort: eine Grünanlage.

Bei einer Verurteilung drohen dem bedauernswerten Täter bis zu zehn Jahre Haft. Das Urteil wird für den 6. Juli erwartet.

Exhibitionist, sexueller Belästiger, Suffkopp, aggressiver Drogenjunkie, Gewalttäter – und Familienvater, der von seinen Kindern vermißt wird. Die lieben Kleinen scheinen gern Angst zu haben. (ME)

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