Facebook größter „Großer Bruder”, Privatsphäre passé

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Big Brother-Land: Facebook hat zu Beginn des Jahres erneut an seinen Nutzungsbedingungen „optimiert”, wie üblich zum eigenen Vorteil, um am Ende mehr „Shareholder-Value” aus seinen Nutzern herauszupressen. Moderate Wertsteigerung zu Lasten der Kundschaft sagen die feinen Spötter in der Szene, wobei sich die Datenschützer regelmäßig die Haare raufen. Wie immer schreit dann die Gemeinde einmal kurz und entsetzt auf, um dann zwischen Frühstück und Mittag schnell wieder zur Ignoranz solcher Unannehmlichkeiten überzugehen.

Davon träumten schon Regierung und Kirche, allzeit zu wissen wo gerade die eignen Schäfchen herumlaufen. Dank Facebook Ortungsdienst heute gar kein Problem mehr, nur ist die Nutzung solcher Daten heute viel „smarter“ als es von den Erstgenannten zu erwarten wäre. Die Rede ist von globalen Ortungssystemen mit denen nicht nur Facebook den Standort eines jeden seiner Nutzer ausspionieren kann und Details nicht selten sogar an die Regierung weiterreicht. Man versteht sich doch in der Liga.

Natürlich ist dies alles nirgends so ganz genau beschrieben in der Auflistung all der neuenFacebook-AGB, denen man generell und pauschal bei der Nutzung zustimmt, aber für einige Leute scheint die „Big Brother is watching you“-Vorstellung immer noch eine unangenehme Vorstellung zu sein. Was vordergründig „nur“ nach einer für die Kundschaft optimierten Werbung aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen durchaus als eine Art Fußfessel scheinbar noch frei herumlaufender Konsum-Enten. Nun, systembedingt sind wir ja ausnahmslos alle bereits zum Konsum „verurteilt”, da muss dann eine solche Fußfessel wohl doch legitim sein. Es gibt aber immer noch echte Helden, die manchmal dagegen zu Felde ziehen, so wie hier, wenigstens versuchen sie es.

Durch GPS-Tracking kann per Smartphone, Bluetooth und WiFi-Signal nun mittlerweile jeder vom „größten Bruder” geortet werden. Facebook hatte mit der Bekanntgabe dieser vorgesehenen Änderungen zwar noch versucht, den Eindruck einer Transparenz zu erwecken, aber irgendwie bleibt ein schaler Nachgeschmack.

Kurz darauf gab es noch eine weitere Horror-Meldung. Dem neuen Feind, hier Spionen aus Russland, ist es gelungen sich über persönliche Dateien in Webcams und sogar Baby-Überwachungsanlagen einzuhacken und sich so auf gelungene Art mal eben die notwendigen Information zu beschaffen um uneingeladen vorbeizuschauen. Kann man hier noch etwas detaillierter in Erfahrung bringen: Britain urges Russia to shut down webcam spying site(englisch). Aber keine Sorge, was die Russen da offiziell rausgelassen haben, machen unsere Geheimdienste schon seit Ewigkeiten, nur sie reden ungern darüber. Deshalb war man auch sofort bemüht die Russen für diesen Frevel abzumahnen. Man stellt solche privaten Hacks einfach nicht ins Netz, man nutzt sie lediglich für eigene Zwecke und schweigt. Die Russen-Spione vergaßen gänzlich, dass man durch solche Unachtsamkeiten auch Kollegen von der West-Konkurrenz kompromittieren kann.

Auch da böte sich selbstverständlich wieder eine großartige Möglichkeit für vermehrte Werbung. Gern wird behauptet, dass man durch die einfache Veränderung des vom Hersteller vorprogrammierten Passwortes vor solchen Angriffen geschützt ist, aber wieviel Leute lassen solche Einstellungen einfach unverändert? Und wer weiß in welchem Umfang Daten aus dem Bereich der Privatsphäre tatsächlich ohne Wissen der Nutzer von allen möglichen technischen Geräten oder der Software an deren Macher nachhause gefunkt wird? Wer weiß in welchen Wohn-, Schlaf- oder Kinderzimmern da einfach mal unangemeldet vorbeigeschaut wird ohne dass man etwas davon bemerkt?

Demnach ist es nicht abwegig Facebook als den derzeit größten „Big Brother“ zu bezeichnen. So etwas setzt sich fort durch das Schreiben von Kommentaren auf fAcebook, egal zu welchem Thema. So spielt man allerhand Firmen eigenes Nutzerverhalten zu, die derlei Erkenntnisse zum eigenen finanziellen Vorteil ummünzen. Wunderbares Beispiel sind die Buchmacher, mit immer mehr Reality TV Wetten, die jeden Tag platziert werden. Da kann dann ein einfacher Kommentar, in welchem man die eigene Meinung auf sozialen Netzwerken verbreitet, die Buchmacher und somit auch die Ergebnisse beeinflussen. Selbiger Einfluss gilt auch für den Online-Glücksspielmarkt. Man braucht nur mal ein Spiel auf Spin Palace spielen und schon hat der edle Cookie Tracker ein neues Ziel, an welches gezielt Werbung geschickt werden kann, um den Anwender zu weiteren Spielen auf ähnlichen Plattformen zu animieren.

Wer seine Privatsphäre schützen will, muss selber aktiv werden und klarstellen, dass auch nur das was man wirklich mit dem Rest der Welt teilen will ans Tageslicht kommt. Wer sich nicht kümmert, sollte sich nicht wundern, wenn seine persönlichen Daten zur Handelsware unter Konzernen und Spionagediensten verkommen. Er merkt es erst, wenn die Flut der maßgeschneiderten Werbung über seine Bildschirme hereinbricht oder die Polizei ihn wochenends passgenau nach einergefacebookten Sauftour aus dem Verkehr zieht. Allerdings ist es an diesem Punkt längst zu spät, da braucht es weder Gegenwehr noch Gedanken zur eigenen Privatsphäre, die ist längst verloren.

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